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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auszuführen vermochte.
    »Kommt, lieber Freund, und nehmt an unserem Glück Theil! Euch verdanke ich ja nur allein das unbeschreibbare Glück, meine Kinder wieder bei mir zu haben. Ihr habt Ihnen das Leben gerettet und eine lange Reihe von Jahren Vaterstelle bei ihnen vertreten, Ihr habt ihnen eine Erziehung angedeihen lassen, durch die sie zu brauchbaren Menschen herangebildet worden sind – wie soll ich auch nur annähernd aussprechen, wie sehr ich mich Euch zu Dank verpflichtet fühle?«
    Thränen der Freude erstickten seine Stimme und er beschränkte sich darauf, Suteminn stumm die Hand zu bieten.
    Dieser fühlte sich selbst tief ergriffen durch die Freude der Wiedervereinten und wandte sich, um nicht etwa noch weicher gestimmt zu werden, als er es ohnehin schon war, an den neben dem Vater stehenden Detlev mit der Frage:
    »Nun, Detlev, hatte ich Grund nicht zu der Behauptung, Du würdest mit Marie eine Freude haben, die alles, was Dir und Marie seither Freude bereitet hat, weit, weit zurückläßt?«
    »Das ist allerdings gewohnterweise in der Art eingetreten, wie Ihr, mein theurer Pflegevater, es vorher gesagt habt. Das jedoch, was ich zu gleicher Zeit in Eurem Blick las, will mir noch nicht einleuchten!«
    »Was hast Du denn gelesen?« fragte der Graf lächelnd.
    »Der Herr Ritter hat niemals eine Freude gehabt, an welcher wir nicht Theil nehmen durften, umgekehrt haben wir aber auch keine wirkliche Freude gehabt, an welcher er sich nicht selbst betheiligte; wir würden gar nicht im Stande gewesen sein, uns wirklich an oder über etwas zu freuen, wenn wir nicht gewußt hätten, daß unser gütiger zweiter Vater mit uns war. Vor unserem Wiedersehen sagte uns nun der Herr Ritter, wir hätten eine sehr große Freude zu erwarten, blickte dabei aber so wehmüthig auf uns, daß ich sofort erkannte, er würde die hohe Freude nicht völlig mit uns theilen. Weshalb, ist mir freilich nicht klar!«
    »Das will ich Dir wohl sagen. Sieh, Detlev, ich habe mich im Laufe der Jahre an Dich und Marie so sehr gewöhnt, daß ich mir heut’ noch gar nicht vorzustellen vermag, wie ich ohne meine beiden Pflegebefohlenen, ohne Dich und Marie, auskommen werde. Und doch wird die Nothwendigkeit gar bald an mich herantreten, mich mit dem Gedanken hier anvertraut zu machen. Der Kampf zwischen Gewohnheit und Nothwendigkeit wird sehr hart, wird schwerer werden, als eine Begegnung mit einer Anzahl der erbittertsten Gegner; doch, er muß bestanden werden!«
    Marie war inzwischen langsam zu ihm herangetreten.
    »Weshalb, mein gütiger Pflegevater, sprecht Ihr von Trennung? Müssen wir von einander weggehen?«
    »Leider muß ich diese Frage bejahen, mein Kind. Du wirst mit Deinem Vater und Deinem Bruder und hoffen wir auch mit der Mutter nach England in Deine eigentliche Heimath gehen und ich – werde mich bescheiden, wenn ich einst zu hören vermag, Du lebtest so glücklich, wie Du es in der That verdienst! Uebrigens glaube ich, daß wir uns heut mit Besprechung der Trennung nur vorzeitig das Herz schwer machen. Gar so schnell dürfte der gefürchtete Augenblick wohl nicht herankommen!«
    »Sehr richtig,« bemerkte der Graf. »Der Termin meiner Rückreise nach England dürfte sich zum mindesten ein Jahr hinziehen, und in welcher Weise wir uns dann einigen werden, wollen wir später in Berathung ziehen. Ich denke, unser edelmüthiger, treuer Freund wird mit dem Vorschlage, den ich dann machen werde, einverstanden sein.
    Lassen wir also die Sache bis auf Weiteres gänzlich außer Betracht!«
    Mit Freuden wurde diesem Wunsche beigestimmt und der Graf lenkte das Gespräch bald auf die ihn am meisten interessirende Frage des Ergehens seiner Kinder während der langjährigen Trennung. Zu seinem Erstaunen wurde er inne, daß Marie eine Erziehung erhalten, die weit über den Stand der Bildung der Edeldamen damaliger Zeit hinausragte, und daß Detlev nicht nur in den ritterlichen Kämpfen trotz seiner Jugend bereits Meister sei, sondern auch in wissenschaftlicher Hinsicht etwas Tüchtiges gelernt habe. War er durch diese außergewöhnlichen Wahrnehmungen schon hoch überrascht, so wurde er es noch viel mehr, als er bemerkte, daß weder Deltev noch auch Marie auf den ihnen gebührenden Rang den Werth zu legen schienen, den der Adel damals in noch höherem Grade wie heut’ den bereits existirenden Abstufungen in den Adelstiteln beimaß.
    Graf Warwick war selbst zu gebildet, um die im Anfange des 15. Jahrhunderts üblichen Anschauungen über die

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