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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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seid Ihr geschützt vor der Unbill des Wetters. Wartet zu, bis ich nach einiger Zeit wiederkomme, um Euch weiter zu führen.«
    Der Pater sah sich in einem primitiv ausgegrabenen, nassen Loche, zu dessen Boden die erwähnten Stufen hinabführten, wo sich auch eine mit Rasen belegte Erdbank befand. Jedenfalls wurde die Grube nur benutzt, um Personen oder Güter auf kurze Zeit zu verstecken und vor Späheraugen in Sicherheit zu bringen. Der nasse Moorboden eines mitten in der Elbe gelegenen Inselchens war keineswegs geeignet, einen angenehmen Aufenthalt zu bilden, und dazu kam die Unsicherheit seiner Lage, welche das Ihrige dazu beitrug, ihm den gegenwärtigen Augenblick so unbehaglich wie möglich zu machen. Gern hätte er mit dem kleinen Buckligen ein Gespräch angeknüpft, um aus demselben wenigstens zu sehen, wessen Geistes Kind der Mann sei, dem er sich hier jetzt hatte anvertrauen müssen; dieser aber hatte das Loch zu schnell verlassen und schritt nun nachdenklich seiner Hütte wieder zu.
    »Ein Pfaffe, der zu Rolf Vendaskiold auf den ›Wiking‹ will,« dachte er während des Gehens bei sich; »das ist eine so seltsame Sache, daß sie noch nicht einmal mir vorgekommen ist, und ich habe doch schon gar Vieles erlebt und erfahren. Das wird gewiß eine sehr fromme Messe werden, welche die beiden Herren mit einander lesen, und wehe Dem, der dazu die Hände falten muß! Und aus den Marken kommt er? Das soll ein schauderhaft fernes Land sein, wo sie einander zum Vergnügen die Gurgeln sammt den Köpfen abschneiden. Vielleicht ist es der Leibpfaffe des dortigen Herzogs oder Kaisers, der den Vendaskiold haben soll, damit er mit seinen Mannen einmal Ruhe und Ordnung im Lande stifte. Die Gegend muß um Afrika herum im großen Meere liegen, denn der ›Wiking‹ kann auf dem Flusse nicht vorwärts, weil er zu groß ist, und muß immer offene See und tiefes Wasser haben. Ich wollte, ich könnte mit; da käme ich doch einmal von meinem alten Hausdrachen los, obgleich ich meine Gurgel auch noch anders gebrauchen kann, als sie mir in den Marken abschneiden zu lassen. Dort soll auch der böse Diez hausen, von dem sie hier den Kindern allerlei Grauliches erzählen, wenn diese keine Ruhe geben wollen. Nein, ich will doch lieber auf meiner Insel und bei meinem Ehekreuze bleiben, als mich von diesem vielleicht gar noch viertheilen lassen, es ist ja so nicht gar absonderlich viel zu meinem Bischen Fleisch!«
    Mit diesen Schlußgedanken trat er in die Hütte. Die Frau hatte sich gelangweilt und empfing ihn mit Scheltworten.
    »Du kannst es doch nicht lassen, Dich draußen herumzutreiben. Bist naß bis auf die Haut, und wenn Du Dich am Feuer wieder trocken gebraten hast, so gehst Du wieder hinaus, um von neuem naß zu werden. Ich habe nun alle Arten von den zwölferlei Gichten durchgemacht, nur die fünfte noch nicht, und halte mich doch wie ein Hühnchen; Du lebst wie ein wildes Thier, und weißt noch nicht einmal von der ersten oder zweiten Sorte etwas. Ich muß nur einmal die Rieke Hannecken fragen, wie das zugeht. Vielleicht könnten wir uns in die zwölf Gichten theilen, Du sechs und ich sechs, dann hätte ich weniger auszustehen und Du bliebest besser daheim bei mir. Ja, ja, ich muß sie einmal fragen, ob sie die Gicht theilen kann!«
    »Ich wollte, sie könnte es, dann würde ich ihr meine Hälfte lassen, damit sie für ihren Hokuspokus auch etwas bekommt.«
    »Hokuspokus? Das redet nur der Unverstand! Als Du die Füße voller Leichdornen hattest und ich ihr Deine Strümpfe bringen mußte, um die Dornen einspinden zu lassen, hat es Dir da nicht wohlgethan?«
    »Jawohl haben mir die Leichdornen auch fernerhin wohlgethan, aus den Strümpfen aber hat sie sich ein Busenkissen bereitet, welches gegen die bösen Dünste und giftigen Dämpfe hilft, wenn es von einem Manne kommt, dessen Weib ihm noch kein böses Wort gesagt hat.«
    »Dann muß es auch helfen, denn ein so ruhiges und friedsames Weib, wie ich, giebt es gar nicht wieder. Die Rieke Hannecken hat mir erst vorgestern gesagt, daß es so ist.«
    »Ich wollte nur, sie sagte es mir einmal, dann wollte ich ihr auch ohne Busenkissen für die giftigen Dämpfe thun!«
    »Du kannst sie einmal nicht leiden, und darum – Jesus, Maria und der heilige Vater Joseph, was war das!« unterbrach sie sich mitten in der Rede. »Alle guten Geister loben Gott den Herrn, alle guten Geister loben – – –«
    »Sei ruhig mit Deinem Geplärr!« rief er ihr zornig zu. »Der Satan thut Dir

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