Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
es gar nicht so schwierig. Er hatte heute schon einmal ihr Türschloss geknackt, und niemandem war es aufgefallen. Höchstens zehn Sekunden würde er dazu brauchen, es noch einmal zu tun und sich an die Kleine heranzumachen.
Aber das Risiko konnte er nicht eingehen. Er durfte sie nicht erschrecken. Er brauchte Regina Dalton noch für andere, wichtigere Dinge. Sie war seine Fahrkarte zu einem besseren Leben. Sein jetziges kümmerliches Dasein hatte er nämlich bis oben hin satt. Er hatte es satt, im Auto zu leben, und er hatte es satt, sich für ein paar Dollar von Typen wie diesem Berry herumkommandieren zu lassen. Diesmal sollte die Kleine die Arbeit für ihn erledigen. Sie sollte die Story für ihn ausschnüffeln. Sie hatte schließlich einen Deckmantel, er nicht.
Mann, diesmal würde es klappen. Diesmal würde er das dicke Geld einstreichen. Und dann würde er nach Florida gehen und die Puppen tanzen lassen. Vielleicht würde er sogar mit diesem Roman anfangen, den er schon seit Jahren im Hinterkopf hatte.
Dieser Berry war eine harte Nuss. Es würde nicht leicht sein, ihm Bares zu entlocken. Aber Dudley Slater war auch nicht gerade auf den Kopf gefallen, oh nein. Es würde ihm höchstes Vergnügen bereiten, diesen selbstsüchtigen Hurensohn um ein Bündel Knete zu erleichtern. Er musste allerdings vorsichtig sein. Dudley kratzte sich am Bart. Bei der Geschichte konnte er sich keine Schnitzer leisten. Er hatte nämlich keine Lust, sich den Rest seines Lebens vor Killern vorsehen zu müssen. Berry hatte Verbindungen zur Mafia, da war er ganz sicher. Und sollte er keine haben, dann nur deshalb nicht, weil die Cosa Nostra den arroganten Bastard genauso wenig ausstehen konnte.
Dudley stöhnte, während er eine bequemere Position auf seinem Sitz zu finden versuchte. Dabei stieß er einen deftigen Fluch aus. Sein Rücken war wirklich im Eimer. Er musste etwas unternehmen, in jeder Hinsicht. Die rothaarige Hexe hatte ihn gemustert, ehe sie vorhin in ihr Zimmer ging. Und dem Kerl in dem Pick-up-Truck war er auch aufgefallen. Das war eben die Schwierigkeit in einem Kaff wie diesem. Man konnte sich nicht unauffällig ins Straßenbild einfügen.
Sein Magen knurrte vor Hunger. Der Hamburger, den er mittags gegessen hatte, hielt nicht lange vor. Ein saftiges Steak mit einer Backkartoffel, das hätte er jetzt gebraucht. Aber denkste. Mehr als Junk Food war nicht drin. Zeitmäßig. Er konnte es nicht riskieren, dass ihm etwas entging.
Er beugte sich vor, um den Müll auf dem Boden, die Bonbonpapiere und diversen leeren Beutel, nach etwas Essbarem zu durchsuchen. Dabei stieß er auf ein Tütchen Erdnüsse. Das musste reichen. Der Kaffee in seiner Thermosflasche war lauwarm. Aber besser lauwarmer Kaffee als gar keiner.
Er musste zusehen, dass die Dinge endlich in Gang kamen. Denn erstens hatte er dieses Spiel satt, und zweitens rückte der Prozess immer näher. Er selbst würde aus den Leuten hier kaum etwas herausholen können. Bestimmt verhielten sie sich genauso wie diese Zicke, der das Motel gehörte. Aber das machte nichts, denn dafür war schließlich die bezaubernde Regina Dalton zuständig. Wenn sie nur ihren niedlichen kleinen Arsch mal in Bewegung setzten würde. Er wusste genau, wie er sie auf Trab bringen könnte. Aber he, bloß nichts überstürzen. Immer hübsch der Reihe nach.
Wie wär's, wenn er ihr ein wenig dabei half, sich an diesen Anwalt heranzumachen? Keine schlechte Idee. Er schob sich eine Hand voll gesalzener Erdnüsse in den Mund und kippte ein paar Schlucke lauwarmen Kaffee hinterher. Mit vollem Mund kauend, die Augen zusammengekniffen, starrte er durch die Windschutzscheibe.
Und dann hielt er plötzlich inne.
Wäre es nicht wirkungsvoller, er würde zuschlagen, ehe Regina Dalton zum Zuge kam? Ihr einfach zuvorkommen? Das könnte Berry durchaus gefallen. Kein Kläger, kein Prozess, nicht wahr? Richtig!
Ja, so ließe es sich machen. Genau. Dudley legte sich immer gern ein oder zwei Pläne für den Notfall zurecht. Wenn einer nicht funktionierte, dann funktionierte eben der andere.
Hewlett-Packard
6. KAPITEL
Regina hatte eigentlich erwartet, Kane bei seinem Großvater anzutreffen, als sie am nächsten Morgen nach Hallowed Ground kam. Denn tauchte er nicht immer in ihrer Nähe auf, wenn sie auch nur irgendeinen Schritt tat? Doch Lewis Crompton war allein. Die große gelbe Katze neben sich auf dem Fußboden, saß er in einem sonnigen Raum, wo es appetitlich nach Kaffee, Schinken, Eiern und
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