Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
da sagte, klang wunderbar, so wunderbar, dass Regina einen seltsamen Schmerz in der Brust spürte. „Sie müssen ja schon einige Zeit hier leben, wenn Sie die Familie so gut kennen?"
„Ich bin in Turn-Coupe geboren, habe später jedoch ein paar Jahre woanders gelebt. Inzwischen wohne ich schon wieder seit einer Weile hier."
Die Antwort erschien Regina etwas vage. Zumindest enthielt die knappe Auskunft keine Anhaltspunkte, die eine weitere Erörterung des Themas gerechtfertigt hätten. Um das Gespräch in Gang zu halten fragte sie: „Wie sind Sie dazu gekommen, Liebesromane zu schreiben?"
„Ich habe schon immer gern romantische Geschichten gelesen, also beschloss ich eines Tages, selbst eine zu schreiben. Angefangen habe ich mit einem historischen Roman, und auch heute schreibe ich noch hin und wieder einen. Aber hauptsächlich widme ich mich modernen Frauenromanen."
„Was verstehen Sie darunter?" wollte Regina wissen.
„Romane, die alle Themen berühren, die im Leben einer modernen Frau relevant sind", erklärte April.
„Sie schreiben moderne Storys, leben aber in einem alten Haus?"
April lachte. „Ich bin eben eine romantische Seele. Mir gefällt die Vorstellung, ich könnte einmal in einer anderen Epoche gelebt haben, als Kerzenlicht und lange Gewänder gang und gäbe waren."
„Sprechen Sie von Reinkarnation?"
„Es ist eine faszinierende Vorstellung, finden Sie nicht?"
Schon wieder eine ausweichende Antwort, höflich zwar und in keiner Weise konfrontierend, aber effektiv. Ich sollte bei ihr Unterricht nehmen, dachte Regina. Oder besser noch sollte sie April nach Informationen für Gervis aushorchen, anstatt ihre eigene Neugier zu befriedigen. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute mit allen möglichen Geschichten, mit Legenden und Familiengeheimnissen zu Ihnen kommen", fing sie an.
„Manchmal." Der wissende Ausdruck in Aprils klaren bernsteinfarbenen Augen war ein wenig beunruhigend.
„Benutzen Sie jemals eine von diesen Geschichten?"
„Selten. Wahrheit soll ja noch unwahrscheinlicher sein als Dichtung, aber Dichtung ist sehr viel sicherer in diesen prozesssüchtigen Zeiten, wo jeder jeden verklagt."
Regina musste lächeln über Aprils drolligen Gesichtsausdruck. „Da mögen Sie Recht haben", pflichtete sie ihr bei.
April betrachtete sie noch immer mit diesem forschenden Blick. „Spielen Sie auf etwas Bestimmtes an?"
„Nein, eigentlich nicht. Ich dachte nur an Kanes Großvater. Wenn das Bestattungsinstitut schon so lange in seiner Familie ist, muss es doch eine Menge Geschichten geben über Dinge, die sich dort in der Vergangenheit zugetragen haben."
„Wenn es sie gibt, dann wird kein Mensch sie je erfahren. Mr. Lewis erzählt zwar gern von den alten Zeiten, aber es käme ihm nie in den Sinn, über seine Freunde und Nachbarn zu tratschen."
„Da mögen Sie Recht haben", sagte Regina nachdenklich.
„Und trotzdem fragen Sie sich, ob es nicht doch irgendwelche Geschichten gibt, nicht wahr? Mir geht es genauso. Nur einmal ist mir etwas zu Ohren gekommen. Es handelte sich um eine Frau, die Selbstmord begangen hatte. Als man ihr den Ehering abnahm, stellte sich heraus, dass die Initialen darin nicht die ihres Mannes waren. Nun, aus dieser Geschichte könnte ich eine Story machen, wenn ich es wagen würde."
„Was hält Sie davon ab?"
April legte den Kopf schief, so dass ihr das braune Haar wie ein schimmernder Vorhang über die Schulter fiel. „Kane würde es nicht wollen."
„Kane?" fragte Regina erstaunt. „Was geht ihn das an?"
April lachte. „Sehr viel. Er lässt nichts auf seinen Großvater kommen. Er beschützt ihn, vor allem jetzt."
„Ja", meinte Regina, „es ist wirklich rührend, wie er sich um den alten Herrn kümmert, richtig ..."
„Lieb? Ja, das ist typisch für Sugar Kane." Aprils Blick wurde weich, während sie das sagte.
„Sie sind schon die zweite Person, die ihn so nennt", bemerkte Regina trocken, der eigentlich ein anderes Wort auf der Zunge gelegen hatte, als April sie unterbrach.
„Aber ich war die Erste, die ihn so nannte. Ich gab ihm diesen Spitznamen, als wir noch in die High School gingen."
„Tatsächlich?" fragte Regina interessiert.
April hob mit einer resignierten Geste die Schultern. „Kane war schon als Junge ein toller Typ. Er pflegte mit seinem Onkel auf dem Grundstück am See zu arbeiten, das der Familie gehörte. Sie bauten Sojabohnen, Baumwolle und ein wenig Zuckerrohr an, von dem sie im Herbst Sirup machten. Muskulös und
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