Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
es Stephan?" fragte sie noch einmal. „Mag er die Krankenschwester, die du eingestellt hast? Fehlt ihm die Schule nicht? Du hast doch hoffentlich nicht mit ihm über diese Sache gesprochen, oder?"
„Dem Jungen geht es gut. Aber es würde ihm noch besser gehen, wenn seine Mutter endlich ihren Job erledigen würde und zu ihm zurückkäme."
„Ich versuche es ja. Aber ich wünschte, du würdest Stephan wieder in seine Schule zurückbringen. Wenn er noch lange bei dir ist, kriegt er nämlich irgendwann mit, was los ist. Mein Sohn ist hyperaktiv, nicht dumm."
„Er ist außerdem sehr nützlich, Gina, Schätzchen. Ich brauche ihn, damit du spurst."
Die Bedeutung seiner Worte war klar. „Nein, Gervis, du brauchst ihn nicht, ich gebe dir mein Wort", versuchte Regina ihren Cousin zur Vernunft zu bringen. „Es wäre mir lieber, Stephan ist da, wo er hingehört. Ich kann mich nicht auf den Job konzentrieren, solange diese Drohung über meinem Kopf hängt."
„Du wirst es müssen, Baby, denn so ist es nun mal."
„Warum? Du weißt doch, dass du mir vertrauen kannst." Sie hasste den Klang ihrer Stimme. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, in diesem flehenden Ton mit ihm zu sprechen.
„Wirklich? Ich habe mir sagen lassen, dass du gestern die halbe Nacht mit Benedict allein auf irgendeinem See zugebracht hast. Aber habe ich diese interessante Information von dir bezogen? Nein, keinen Mucks höre ich von dir. Von Slater musste ich es erfahren. Ich überlege mir wirklich, ob ich nicht ihm den Job übertragen soll."
„Du könntest ihm keinen größeren Gefallen tun. Darauf spekuliert er schon lange."
„Du magst ihn nicht, was?"
„Er ist ein widerlicher Typ. Ich vermute sogar, dass er ..."
„Erledige deinen Job, und du hast nichts mehr mit ihm zu tun." Sarkasmus lag in der Stimme ihres Cousins, als er ihr grob das Wort abschnitt. „Apropos: Bist du sicher, du hast keine Informationen für mich?"
Sie vergaß, was sie ihm antworten wollte, so sehr verunsicherte sie sein misstrauischer Ton. Sollte sie ihm von den vertauschten Särgen erzählen, von den Liebenden, die heimlich nebeneinander begraben wurden? Hätte sie gewusst, er würde sich damit zufrieden geben, hätte sie ihm davon berichtet. Aber sie glaubte nicht, dass es ihm genügte.
Er würde nicht eher ruhen, bis er mehr Einzelheiten erfahren hatte. Nach schmutzigen Details würde er suchen, um dann die Geschichte so zu verdrehen, dass diese hochherzige, mitfühlende Geste gegenüber einer verzweifelten Frau, die einen Fehler gemacht hatte, dieser Akt der Menschlichkeit, plötzlich korrupt und anrüchig erschien.
„Nein", antwortete sie fest, „ich sagte dir doch, es gibt nichts zu berichten."
Sie hatte einen Moment zu lange gezögert. Gervis schwieg eine Sekunde. Dann stieß er einen Fluch aus. „Du lügst, Baby. Du weißt etwas. Du hast bloß Skrupel, damit herauszurücken. Slater hat Recht. Du bist dem Job nicht gewachsen. Nächstens verbrüderst du dich noch mit diesen Typen da unten. Wenn ich nicht aufpasse, wirst du mir mehr schaden als nützen."
Regina hielt den Telefonhörer so fest umklammert, dass ihr die Finger weh taten. „Wie meinst du das?"
„Ich meine, dass du vor Crompton und diesem Enkelsohn alles ausplauderst, was du von mir weißt. Dass du mir eine Falle stellst."
„Du lieber Himmel, Gervis, für was hältst du mich?"
„Du bist eine Frau. Und bei einer Frau kann man nie wissen, was sie tut."
Es war eine ausgesprochen sexistische Bemerkung. Eine Äußerung wie diese hätte Kane niemals von sich gegeben, selbst wenn er vielleicht so dachte, was sie jedoch nicht annahm. Kane mochte chauvinistische Züge haben, denen jedoch, wie ihr plötzlich klar wurde, Rücksichtnahme und Beschützerinstinkte zu Grunde lagen. „Hör zu, Gervis", sagte sie, „ich tue mein Bestes."
„Das glaube ich nicht. Du quasselst bloß. Du machst uns allen etwas vor, mir und diesen Typen. Weil du dir die Hände nicht schmutzig machen willst. Aber so kann es nicht weitergehen. Es wird Zeit, dass ich der Sache ein Ende bereite. Ich will, dass du von dort verschwindest."
„Ich soll abreisen? Einfach so?" fragte sie fassungslos.
„Auf der Stelle, Baby. Du fährst sofort zum Flughafen und nimmst die erste Maschine, die du kriegen kannst. Ich will, dass du schnurstracks nach Hause kommst."
„Aber ich kann doch hier nicht alles liegen und stehen lassen."
„Und ob du das kannst, Gina. Sag niemandem, dass du abreist. Setz dich ins Flugzeug, oder du
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