Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
wirst es bereuen."
Dem Befehl folgte ein Klicken. Gervis hatte aufgelegt. Regina ließ den Hörer in den Schoß sinken. Blicklos starrte sie ins Leere. Abreisen, dachte sie betäubt. Jetzt. Sie sollte Kane verlassen, nachdem sie gerade erst begonnen hatte, ihn kennen zu lernen. Mr. Lewis und Miss Elise, Luke, Vivian und Betsy - alle sollte sie verlassen. Der Gedanke machte sie krank. Selbst nach den wenigen Tagen, die sie hier verbracht hatte, fühlte sie sich diesem Ort und seinen Bewohnern bereits verbunden. Sie wollte nicht abreisen.
Aber wie hätte sie bleiben können? Ihre Beziehung zu Kane hatte keine Zukunft, ihre Freundschaft zu all den anderen genauso wenig. Man würde sie verachten, wenn die Wahrheit herauskam. Ihre Fantasien, dass man sie akzeptieren würde, dass sie vielleicht eines Tages dazugehören könnte, waren Wunschdenken, alberne, sinnlose Träume.
Stephan brauchte sie genauso, wie sie ihn brauchte. Seit er das Licht der Welt erblickte, drehte sich ihr ganzes Leben nur um ihn. Sie konnte es nicht zulassen, dass er ihretwegen zu Schaden kam. Er war ihre Familie.
Kane hatte seine Familie, sie hatte ihre. Seine war groß, ihre klein. Aber es waren dieselben Gefühle, die Gervis und sie miteinander verbanden. Gervis mochte kein richtiger Verwandter sein, aber deshalb war ihre Beziehung kaum weniger eng. Er hatte sie beschützt, sie bei sich aufgenommen, sie in die Schule geschickt. Er war für sie dagewesen in jener schrecklichen Nacht, als Stephan gezeugt wurde und später, als ihr Sohn auf die Welt kam. Sie hatte Gervis so viel zu verdanken, und er hatte Recht, wenn er Loyalität von ihr verlangte. Es wäre unentschuldbar gewesen, sie ihm zu verwehren, selbst wenn sie sein Tun nicht gutheißen konnte. Aber warum musste es so schwer für sie sein, so unendlich schwer?
Regina schloss die Augen. Tränen quollen ihr unter den Wimpern hervor. Mit dem Handrücken wischte sie sie weg. Dann warf sie ihr Haar zurück, legte den Hörer auf und knipste das Licht an. Das Telefonbuch lag in der Schublade ihres Nachttisches. Sie schlug das Branchenverzeichnis auf. Nach kurzem Suchen fand sie den Eintrag der verschiedenen Fluggesellschaften. Sie nahm den Hörer wieder ab und wählte.
Regina war weg. Kane konnte es nicht glauben. Sie war verschwunden, ohne ein Wort der Erklärung abgereist. Kein Auf Wiedersehen, kein Adieu. Nichts.
Selbst wenn er geahnt hätte, dass sie ihn verlassen wollte, hätte er nicht erwartet, dass sie sich so verhalten würde. Irgendwie hatte er gedacht, es hätte ihr mehr bedeutet, was sie miteinander erlebt hatten. Und eigentlich glaubte er es noch immer. Er konnte sich nur zwei Gründe für ihre überstürzte Abreise vorstellen: Sie hatte entweder herausgefunden, dass er Bescheid wusste, oder jemand hatte sie gezwungen, Turn-Coupe zu verlassen.
Es konnte natürlich auch einen dritten Grund geben, einen, den er nur ungern in Erwägung zog. Möglicherweise hatte sie Reißaus genommen, weil sie ihm im Bett etwas vorgespielt hatte und es ihr zu viel wurde, weiterhin etwas vorzutäuschen, was nicht vorhanden war.
Kane musste wissen, welcher der Gründe zutraf. Er musste sich Gewissheit verschaffen.
Betsy hatte ihm erzählt, Regina habe beim Nacht-Manager ihre Rechnung bezahlt und sei dann in großer Eile mit ihrem Mietwagen davongefahren. Betsy wusste außerdem zu berichten, dass Dudley Slater sich am Tag zuvor ein Zimmer genommen hatte, jedoch kaum Zeit darin verbrachte. Der Reporter war auch jetzt, als Kane an seine Zimmertür klopfte, nicht da. Aber er saß im Restaurant. Kane marschierte zielstrebig auf seinen Tisch zu und rutschte auf das aufgeplatzte Plastikpolster der Bank ihm gegenüber.
„Machen Sie es sich bequem", bemerkte Slater in schneidendem Ton, während er kurz von seiner Zeitung aufsah. Umständlich faltete er das Blatt einmal um und begann wieder zu lesen.
„Danke, genau das habe ich vor." Kane nahm dem Reporter die Zeitung aus der Hand und legte sie neben sich auf die Bank. „Nachdem wir die Präliminarien hinter uns gebracht haben, können wir vielleicht zur Sache kommen. Was ist mit Regina geschehen?"
Slater betrachtete ihn. Langsam wich der feindselige Ausdruck in seinen hageren Zügen einer gehässigen Schadenfreude. „Hat man Ihnen den Honigtopf weggenommen?"
Die anzügliche Bemerkung machte Kane wütend, aber fürs Erste beherrschte er sich. „So ungefähr. Wissen Sie etwas darüber?"
„Nichts, was ich Ihnen auf die Nase binden würde."
„Ich
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