Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
schlage Ihnen vor", sagte Kane in warnendem Ton, „sich das noch einmal zu überlegen."
„Warum? Was wollen Sie machen? Stehen Sie sich so gut mit dem Sheriff, dass Sie mich in den Knast stecken können? Na und? Ich habe schon in besseren Kaffs als diesem in der Zelle gesessen."
„Es wäre mir eine Genugtuung. Schon allein deshalb würde es sich lohnen."
„Was kümmert mich das?"
„Eine Menge", erwiderte Kane ruhig. „Es wäre Ihnen gewiss nicht lieb, wenn ich Ihnen das Genick bräche."
„Versuchen Sie es nur! Dann werde ich einen hübschen kleinen Artikel über den wild gewordenen Dorf-Advokaten mit mehr Muskel- als Gehirnmasse schreiben, der es törichterweise mit der angesehensten Anwaltskanzlei an der Ostküste aufzunehmen versuchte und dabei kläglich scheiterte. Ich werde Sie der Lächerlichkeit preisgeben."
„Worauf ich Ihnen und Ihrem Blatt noch am selben Tag eine Klage wegen übler Nachrede und Verleumdung an den Hals hängen werde", gab Kane zurück, ohne auch nur die Stimme zu erheben. „So, würden Sie mir jetzt bitte eine Antwort auf meine Frage geben?"
Einen Moment maßen sie sich mit Blicken. Dann zuckte Slater die Schultern. „Sie wollen wissen, wohin Regina Dalton verschwunden ist? Verdammt, Benedict, was glauben Sie wohl, wo sie ist? In New York natürlich, wo eine Klassefrau wie sie hingehört."
Es war nicht die Antwort, die Kane hören wollte. „Warum?"
„Woher soll ich das wissen? Ich nehme an, sie hat sich beschafft, was sie haben wollte. Oder vielleicht wollte ihr Cousin, dass sie ihm das Bett anwärmt, statt die Konkurrenz zu vögeln."
Drohend kniff Kane die Augen zusammen. „Seien Sie vorsichtig, Slater, sonst haben Sie in Ihrem Artikel über mehr zu berichten, als Ihnen lieb sein kann."
„Sie haben mich etwas gefragt, und ich habe Ihnen geantwortet." Slater leckte sich die Lippen. Ein gieriger Ausdruck trat in seine Augen. „Verraten Sie mir etwas, Benedict. War sie gut?"
Kane streckte den Arm aus und packte Slater beim Hemdkragen. Er tat es spontan und ohne nachzudenken. Plötzlich hatte er eine Hand voll schmutzigen Baumwollstoffs in der Faust und drückte ihn so fest zusammen, dass dem schmächtigen kleinen Mann die Luft wegblieb. Dabei war es ihm völlig egal, ob ihn jemand dabei beobachtete.
„Ey", krächzte Slater, „was soll das?"
„Ich habe Ihnen eine zivilisierte Frage gestellt", sagte Kane, jedes einzelne Wort betonend, „und ich erwarte eine zivilisierte Antwort. Andernfalls werden Sie keinen Atemzug mehr tun."
„Berry hat angerufen. Daraufhin ist sie verschwunden. Was wollen Sie noch wissen?" Vergeblich versuchte Slater, Kanes Faust wegzuziehen. Sein Gesicht hatte einen ungesunden violetten Farbton angenommen.
„Warum rief er an? Warum ausgerechnet jetzt?"
Bosheit glitzerte in den Augen des Reporters. „Warum wohl?" brachte er heiser hervor. „Berry hat herausgefunden, was los ist. Es gefiel ihm nicht, dass seine Tussi so viel Spaß bei dem Job hat."
„Woher wissen Sie, dass es ihm nicht gefiel?" Kane ließ den Reporter los und lehnte sich wieder zurück. Dabei musste er den Impuls unterdrücken, sich die Hand abzuwischen, als hätte er etwas Schleimiges angefasst.
„Es ist mein Job, es zu wissen." Slater rieb sich den Hals und schluckte ein paar Mal. Als Kane sich wieder vorbeugte, fügte er hastig hinzu: „Du lieber Himmel, Berry sagte es mir, als ich ihm Bericht erstattete."
„Was haben Sie ihm berichtet?"
„Dass Sie und seine Lady es miteinander getrieben haben. Was sonst?"
„Warum sollte Berry das interessieren, wenn sie so etwas wie eine Cousine für ihn ist?" Wenn der Kerl so stolz darauf war, alles auszuschnüffeln, überlegte Kane, dann sollte er mal zeigen, wie viel er wusste.
„Wer sagt denn, dass sie seine Cousine ist?"
„Die Lady selbst."
„Klar. Dazu kann ich Ihnen nur sagen, dass Berrys Name auf der Geburtsurkunde ihres Sohnes eingetragen ist."
Kane schnappte nach Luft, als hätte man ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt. Es war alles Lüge gewesen - Reginas panische Angst vor Sex, die tragische Geschichte von der Vergewaltigung. Und dass sie eine Waise war und von Berrys Mutter aufgenommen wurde, stimmte vermutlich auch nicht.
Reginas Verrat tat ihm unsagbar weh. Er schmerzte mehr, als Kane es sich hätte träumen lassen, mehr noch als das, was Francie ihm angetan hatte. Es war ein Schmerz, den er verdrängen musste, weil er ihn sonst nicht ausgehalten hätte.
„Das wussten Sie nicht, was?"
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