Der Benedict Clan 01 - Auf immer und ewig
Genugtuung lag in Slaters Ton. „Die Idee, diese Sache zu recherchieren, kam Ihnen wohl nicht? Sehen Sie, da bin ich anders. Solche Dinge spüre ich auf. Eine Story hat immer zwei Seiten, und mit jeder lässt sich Geld machen. Wenn dieser Fall ins Rollen kommt, werden die Medien sich Informationen über Berrys Liebesleben einiges kosten lassen."
Kane schnaubte verächtlich. „Sie würden dem Mann, der Sie bezahlt, in den Rücken fallen?"
„Betrachten Sie es als eine Art Rückversicherung. Ich muss mich schützen, falls er nicht genug Knete ausspuckt."
„Erpressung wäre wohl die korrektere Bezeichnung dafür."
„Okay, nennen Sie es Erpressung, wenn Sie wollen. Ich bin kein feiner Pinkel wie Sie, sondern bloß ein armer Schlucker, der sich irgendwie seinen Lebensunterhalt zusammenkratzen muss."
„Was wissen Sie sonst noch über Berry?" fragte Kane vorsichtig-
Slater starrte ihn einen Moment an. Dann lächelte er verschlagen. „Wie wichtig sind Ihnen diese Informationen? Wie reich seid ihr Benedicts?"
Kane wusste, er brauchte nur genügend Geld hinzublättern, und der Kerl würde ihm die Informationen liefern, mit denen er die Berry Association zerschlagen konnte. Zwei Sekunden würde er brauchen, um den Fall vor Gericht durchzuziehen und ein Urteil zu Gunsten seines Großvaters zu erwirken. Zwei Sekunden, um Pops von der Bedrohung zu befreien.
Aber er konnte es nicht. Es ging ihm zu sehr gegen den Strich, sich mit Gesindel wie diesem Reporter auf Geschäfte einzulassen. Und er wusste nur zu gut, dass Lewis Crompton den Fall lieber verlieren würde, als sich auf ein solches Niveau herabzubegeben.
Kane stand auf. „Sorry", sagte er verächtlich, „aber mit solchen Methoden arbeite ich nicht."
„Sie sind sich wohl zu gut dafür, wie?"
Kane gab ihm keine Antwort. Er wandte sich ab. Ohne jede Hast verließ er die Gaststube. Und nicht ein einziges Mal sah er sich dabei um.
Slater schickte ihm eine Serie von Flüchen hinterher. Er ereiferte sich noch, als Kane längst außer Hörweite war.
Hewlett-Packard
15. KAPITEL
Die New Yorker, überlegte Regina nach ihrem Besuch in den Südstaaten aus einer völlig neuen Perspektive heraus, konnten ja ganz freundlich sein, wenn sie wollten. Aber meistens hasteten sie aneinander vorbei, ohne ihre Mitmenschen wahrzunehmen, dabei jedoch voller Misstrauen gegen sie. Jeder interessierte sich nur für sich selber, sah nur seine eigenen Probleme und wollte vor allem nur eines: in Ruhe gelassen werden. Die New Yorker redeten zu schnell und kümmerten sich wenig darum, wie das Gesagte bei anderen ankam, oder was andere vielleicht darauf erwidern mochten. Und sie merkten nicht, oder es war ihnen egal, dass ihr Verhalten sie abweisend und egozentrisch wirken ließ.
Regina wunderte sich, dass es ihr nie aufgefallen war. Aber noch seltsamer - und trauriger - erschien es ihr, dass sie vor ihrem Besuch in Turn-Coupe selbst so gewesen war und vermutlich nach ein paar Tagen in der Stadt wieder genauso werden würde.
Fürs Erste jedoch musste sie sich bemühen, die Leute nicht ständig anzulächeln oder zu vertraut mit dem Taxifahrer zu plaudern, der am Flughafen ihr Gepäck in den Kofferraum seines Wagens lud, oder mit dem Portier ihres Apartmenthauses oder dem Liftboy, der ihr die Tür zum Aufzug aufhielt. Das Problem hatte sie jedoch nicht, als sie die Tür zu ihrem Penthouse-Apartment aufschloss. Die freundlichen Worte vergingen ihr ganz von selbst, als sie sich Gervis gegenübersah, der, an der Tür zu seinem Arbeitszimmer stehend, bereits ungeduldig auf sie gewartet hatte.
„Das wird ja langsam Zeit", bemerkte er in sarkastischem Ton.
„Ich musste auf die erste Maschine heute früh warten. Und es gab keinen Direktflug."
„Warum hast du mich nicht angerufen?"
„Erzähl mir bloß nicht, du hättest dir Sorgen um mich gemacht", erwiderte Regina verächtlich.
„Ich habe dich schon vor Stunden zurückerwartet."
„Tatsächlich? Ich hätte etwas schneller mit den Flügeln geschlagen, wenn ich das gewusst hätte."
„Jetzt wirst du wohl auch noch frech, was?" Gervis' Ton klang warnend.
Regina kümmerte sich nicht darum. Sie wandte sich ab und zog ihren Koffer durch den Flur zu ihrem Schlafzimmer. Nachdem sie ihn abgestellt hatte, nahm sie ihre Schultertasche ab, deren Tragriemen sie sich beim Verlassen des Terminals automatisch quer über die Brust gehängt hatte.
„Ich bin noch nicht fertig mit dir", knurrte Gervis, der ihr bis zur Schlafzimmertür gefolgt war.
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