Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Schließlich hatte Luke April gegen ihren Willen aus der Gefahrenzone in die Sümpfe auf der anderen Seeseite geschafft, an den einzigen Ort, an dem sie seiner Meinung nach sicher war.
Zu hören, wie die Stimme der Romanautorin weich wurde, wenn sie von den Tagen erzählte, die sie mit Luke auf dem See verbracht hatte, war eine Offenbarung. Tory war sich ganz sicher, dass ihre Geschichte ein weiteres Beispiel dafür war, dass ein Benedict einer Frau seinen Willen aufgezwungen hatte, ohne dass diese darüber schrecklich unglücklich war, wie April angedeutet hatte. Oder es im Nachhinein zu schätzen wusste.
„Ich fürchte, dass Luke und ich Roan das Leben in dieser Zeit ein bisschen schwer gemacht haben", sagte April. „Er musste im kritischen Moment einspringen, um die Täter festzunehmen, die wir zufälligerweise beide kannten."
„Ich glaube kaum, dass er etwas dagegen hatte", gab Tory mit leichter Schärfe zurück. „Wenn man bedenkt, wie er in seinem Beruf aufgeht."
„Er hatte in den letzten Jahren auch nicht sehr viel, worin er sonst hätte aufgehen können", erwiderte April.
„Obwohl er noch ein bisschen extremer geworden ist, seit ihr beide verheiratet seid", gab Regina mit einem besorgten Stirnrunzeln zu bedenken. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass er vielleicht... einsam ist."
„Er hat doch Jake und Pop", sagte Tory schroff.
„Stimmt, aber das ist nicht dasselbe."
Tory weigerte sich zuzustimmen, während sie nervös einen Kuchen herumrückte, den sie gerade ausgepackt hatte. „Davon abgesehen, bin ich mir sicher, dass es hier eine Menge Frauen gibt, die nichts dagegen hätten, die Frau des Sheriffs zu sein."
„Er hat mir irgendwann mal erzählt, dass er gegen Frauen zwar nicht immun ist, aber nicht viel Zeit für sie hat", sagte April nachdenklich. „Außerdem glaube ich, dass er viele Frauen auch einschüchtert, vor allem, wenn sie ein bisschen jünger sind."
„Das Letzte, was er braucht, ist ein törichtes junges Ding. Sie würde ihn binnen einer Woche in den Wahnsinn treiben. Nicht dass sein Liebesleben meine Sorge wäre", fügte Tory eilig hinzu.
„Natürlich nicht", sagte April, ohne eine Miene zu verziehen.
„Absolut nicht." Das Echo kam von Regina.
Und die beiden Frauen schauten sich nicht einmal an.
Kurze Zeit später riefen sie alle zum Essen ins Haus. Vor dem langen Büffet bildete sich eine Schlange, und bald hatte jeder einen voll beladenen Teller in der Hand, mit dem er sich auf die Suche nach einem stillen Eckchen machte. Die Hauptgefahr bildeten die Kinder unter zehn, die mit einem guten halben Dutzend Hunden auf den Fersen ständig durchs Haus und wieder hinaus rannten. Geplagte Mütter riefen sie schließlich zur Ordnung und schickten sie weg, sich die Hände zu waschen, bevor sie sich mit den Tellern, die man für sie vorbereitet hatte, hinsetzten.
Schließlich folgte eine Zeitspanne relativer Ruhe, während der sich ein jeder der ernsten Angelegenheit des Essens widmete. Die einzigen Geräusche außer dem Klappern von Besteck und dem Klirren von Eiswürfeln waren die Komplimente an die Köche. Nicht wenige davon erhielt Tory für ihre Rinderbrust und später für ihren Cobbler, der mit selbst gemachtem Vanilleeis gereicht wurde.
Tory, die neben Miss Elise und Mr. Lewis saß, beobachtete, wie Roan seinen Löffel in seinen Cobbler versenkte. Sie selbst brachte es nicht einmal über sich zu kosten. Allein der süße Beerenduft überschwemmte sie mit einer Flut von Erinnerungen, bei denen ihr ganz heiß wurde. Als Roan sich den ersten Bissen Cobbler in den Mund schob, schloss er die Augen. Einen Moment später öffnete er sie wieder und schaute direkt zu ihr hin. Sein Blick war undurchsichtig und sein Gesicht blass. Nachdem er sich wieder von ihr abgewandt hatte, schob er seinen Teller von sich.
Er konnte es auch nicht ertragen.
Clay gehörte zu den Ersten, die mit dem Essen fertig waren, hauptsächlich deshalb, weil er der Erste in der Schlange gewesen war. Nachdem er seinen Teller weggestellt hatte, holte er seine Gitarre und begann bekannte Country- und Westernballaden und alte Folksongs zu singen. Er hatte eine gute Stimme, einen ausdrucksvollen Bariton, in dem eine Menge Humor mitschwang. Seine immer neuen Versionen von „Froggy Went A-Courting" und „There's a Knot on a Log" begeisterten die Kinder, bis sie ihn schließlich umringten und „Mehr, mehr mehr!" schrien.
Auch nachdem die benutzten Pappteller und Plastikbecher eingesammelt und in
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