Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
bellte noch ein paar Minuten weiter; schließlich kam er angetrottet, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen.
Tory lobte den großen Bluthund überschwänglich, kraulte ihn hinter den Ohren und tröstete ihn und sich selbst, während sie ihm das gesträubte Nackenfell glatt strich. Gleichzeitig wirbelten ihre Gedanken wild durcheinander.
Sie konnte nicht länger auf Dog Trot bleiben. Wenn Harrell seine Drohung wahr machte und seine Lügen in die Welt setzte, würde die Sache tatsächlich eine Menge Staub aufwirbeln. Sie war eine Last für Roan, alles, was er für sie getan hatte, würde in den Schmutz gezogen werden. Er würde der Lächerlichkeit preisgegeben werden oder, schlimmer noch, all der Scheußlichkeiten bezichtigt werden, die sich Leute mit einer schmutzigen Fantasie ausmalen konnten. Wenn es vorbei war, würden er und sein verschlafenes Städtchen berüchtigt sein. Und die Folge für ihn würde wahrscheinlich sein, dass man ihn mit Schimpf und Schande aus dem Amt jagte.
Das konnte sie ihm nicht antun, ihm nicht und auch seiner Familie nicht, die ihr so viel Achtung und Sympathie entgegengebracht hatte. Das verdienten sie nicht, keiner von ihnen.
Und Roan verdiente es nicht, dass sein Leben durch sie in Gefahr gebracht wurde. Der Gedanke, dass ihm etwas passieren könnte - oder Jake oder Pop, wenn sie im Weg waren -, war ihr unerträglich. Die Probleme, die sie mit Harrell hatte, musste sie selbst lösen. Es wurde Zeit, sich ihnen zu stellen. Es wurde Zeit, nach Hause zu gehen.
Das Seltsame war, dass sie bereit war. Sie hatte sich während der letzten Wochen verändert, war eigenständiger geworden, mehr sie selbst. Sie wusste, was sie vom Leben erwartete, und hatte - endlich - entschieden, was ihr wichtig war. Sie wollte aufhören, sich treiben und andere ihre Entscheidungen fällen zu lassen. Sie wollte nicht mehr weglaufen.
Außer natürlich noch dieses eine Mal.
Sie wusste inzwischen, wo Roan das Werkzeug, mit dem man die elektronische Fußfessel öffnen konnte, aufbewahrte, weil er es wieder dorthin zurückgelegt hatte, wo es vorher gewesen war. Sie wusste auch, wo die Schlüssel des Super Bird lagen. Und sie wusste, wie sie nach Sanibel zurückkam.
Das Einzige, was sie nicht wusste, war, ob sie jemals wieder nach Turn-Coupe kommen würde.
Oder zu dem Mann, der der Sheriff von Tunica Parish war.
Hewlett-Packard
17. KAPITEL
Tory war fort.
Als Roan und die anderen vor dem Haus hielten, brannte kein Licht. Die Haustür war verschlossen. Im Haus kam ihnen Beau winselnd entgegen und tänzelte mit sorgenzerfurchter Stirn vor ihren Füßen herum. Im selben Moment, in dem Roan das Küchenlicht anknipste, registrierte er die zertrümmerte Glasscheibe.
Jake schob ihn zur Seite und stürmte Torys Namen rufend die Treppe nach oben. Seine Stimme hallte in der Leere. Niemand antwortete, niemand ließ sich sehen.
Roan legte Beau eine Hand auf den Kopf, während sich der Hund gegen sein Bein drückte. „Wo ist sie, Junge?" fragte er leise. „Wo ist Tory?"
„Roan?" rief Pop mit gepresster Stimme von der Terrasse.
Roans Vater war als Letzter aus dem Auto ausgestiegen, er war der Letzte, der zur Küchentür ging. Er war auf der Terrasse stehen geblieben. Als Roan durch die offene Tür zu ihm hinschaute, sah er, dass Pop auf die Steinplatten vor sich schaute.
Eine Eisenfaust griff nach Roans Herz und presste es zusammen. Er ging zu dem Schalter neben der Tür und machte die Außenbeleuchtung an. „Was ist da?"
Pop warf Roan unter zusammengezogenen Brauen einen Blick zu. Dann deutete er mit dem Kopf auf den dunklen Fleck zu seinen Füßen.
Roan ging in die Knie und berührte den Fleck. Er war nass und klebrig. Roan richtete sich wieder auf, schwenkte herum und hielt seinen Finger ins Licht.
Blut.
Er fühlte sich, als hätte er einen Tritt in den Magen bekommen. Er konnte nicht durchatmen, konnte nicht denken. Seine Gedanken jagten sich. Die Welle aus Angst und Wut, von der er überschwemmt wurde, war so gewaltig, dass er absolut bewegungslos dastehen musste, um nicht von ihr hinweggerissen zu werden.
„Es muss nicht ihr Blut sein", sagte sein Dad.
Nein, das musste es nicht, aber sie war allein gewesen. Ohne Schutz. Wessen Blut sollte es sonst sein?
„Ist da noch mehr?" fragte er mit einer Stimme, die in seinen eigenen Ohren fremd klang. Der verschmierte Fleck vor ihm war klein, etwa von der Größe einer Vierteldollarmünze, mit ungefähr einem halben Dutzend kleiner Blutstropfen darum
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