Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
nur im Weg sein werde und dass du schnell reagieren musst blablabla. Es ist mir egal! Ich will irgendwas tun, ich will irgendwie helfen. Vielleicht ist sie ja irgendwo da draußen verletzt oder wieder entführt und gefesselt und kann nicht weg. Sie braucht uns, ich weiß ganz genau, dass sie uns braucht, und sie ist meine Freundin. Ich habe dasselbe Recht sie zu suchen, wie du."
Der Junge hatte mit dem, was er sagte, nicht Unrecht. Noch mehr aber freute sich Roan über den Beschützerinstinkt, den er Tory gegenüber entwickelt hatte. Daran zeigte sich, dass er langsam erwachsen wurde, er war schon fast ein Mann und ein echter Benedict. Trotzdem konnte er ihn nicht mitnehmen.
„Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst." Er legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. „Ich mache mir auch welche. Aber ich weiß nicht mal, ob das, was ich tue, überhaupt irgendeinen Sinn hat oder nur Aktionismus ist. Irgendwer muss hier bleiben für den Fall, dass sie anruft oder sich sonst irgendwie meldet."
„Pop ist doch da."
„Das stimmt. Aber es gibt noch ein anderes Problem. Ich kann nicht mit einem Mörder fertig werden, wenn ich nicht nur auf Tory, sondern auch noch auf dich aufpassen muss."
Jake presste kurz die Lippen zusammen, bevor er sagte: „Ich kann selbst auf mich aufpassen."
„Bei einem fairen Kampf ja, aber dieser Kerl kämpft nicht fair. Wenn ich gezwungen wäre, mich zu entscheiden, ob ich dich oder Tory retten soll, würde ich nicht zögern ..." Er unterbrach sich abrupt, unfähig den Satz zu beenden.
„Ja", sagte Jake langsam. „Kapiert."
Roan nickte und räusperte sich. „Wenn du hier irgendwelche Probleme hast, mit denen Pop nicht klarkommt, ruf Clay oder Luke an. Kane hat im Augenblick alle Hände voll zu tun."
Jake nickte.
„Schön." Roan schickte sich an einzusteigen.
„Dad?"
Er zog eine Augenbraue hoch und drehte sich um.
„Du ... pass auf dich auf."
Roan lächelte. „Ja, das werde ich tun. Mach dir keine Sorgen."
„Und bring Tory zurück."
Das konnte er nicht versprechen und versuchte es auch nicht. Mit einer schnellen Drehung zog er seinen Sohn in seine Arme und drückte ihn für einen kurzen Moment fest an sich, dann trat er wieder zurück und schlug ihm nach Rennfahrerart auf die Schulter, die typische Geste von Männern, die sich ihrer Gefühle schämen, aber trotzdem das Bedürfnis haben, sie irgendwie auszudrücken. Einen Augenblick später saß er hinterm Steuer seines Streifenwagens und fuhr weg. Als er am Ende der Auffahrt auf den Highway abbog, stand Jake immer noch dort, wo er ihn zurückgelassen hatte, und schaute ihm nach.
Auf dem Weg durch die Stadt hielt Roan an einer Tankstelle, um zu tanken und im Krankenhaus anzurufen, um sich bei Kane nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Er erfuhr, dass er zur Geburt eines hübschen kleinen Mädchens gratulieren konnte. Regina sei erschöpft, berichtete Kane, aber sie habe ihre Sache großartig gemacht. Weil er merkte, dass sein Cousin im Moment mit ganz anderen Dingen beschäftigt war, machte sich Roan nicht die Mühe, ihm zu erklären, was mit Tory passiert war, sondern trug ihm nur auf, auch Regina seine besten Glückwünsche zu überbringen, und legte dann auf.
Während er wieder auf die Straße fuhr, rief er noch ein letztes Mal in seinem Büro an, um zu hören, ob die Suche nach Melankas Mietwagen schon irgendein Ergebnis gezeitigt hatte. Das Auto hatte sich eingefunden; Melanka hatte es am Flughafen zurückgegeben. Er hatte einen Flug nach Florida gebucht, und er war allein gewesen. Sein Kreditkartenkonto war nur mit einem Ticket belastet worden. Ein weiblicher Fluggast mit dem Namen Victoria Molina-Vandergraff war nicht in der Maschine gewesen.
Für ungefähr zwei Sekunden leistete sich Roan den Luxus, sich erleichtert zu fühlen. Melanka hatte die Stadt verlassen. Tory war nicht bei ihm gewesen.
Aber da war immer noch das Blut. Von wem stammte es?
Angenommen, Melanka hatte Tory getötet und ihre Leiche beiseite geschafft? Angenommen, er hatte dafür den Super Bird genommen, um in dem Mietwagen keine verräterischen Spuren zu hinterlassen? Vielleicht hatte er das Auto ja mit Tory im See oder im Fluss versenkt? Oder was war, wenn er irgendeinen Gangster angeheuert hatte, der jetzt die Drecksarbeit für ihn machte, während er, die personifizierte Unschuld, seinen Mietwagen am Flughafen abgab und nach Hause flog? Tory würde einfach verschwinden. Er, Roan, würde vielleicht nie erfahren, was mit ihr passiert
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