Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Affäre einzulassen. Du bist schon seit langem kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, daran besteht überhaupt kein Zweifel. Von daher wird es für niemanden eine große Überraschung sein, wenn du zu weit ins Meer rausschwimmst und nicht mehr zurückkommst."
„Ich bin kurz davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren?" fragte sie in grimmigem Sarkasmus. „Du bist es, der verrückt ist, vor allem, wenn du glaubst, dass ich in der nächsten Zeit noch mal schwimmen gehe." Tory riss sich von ihm los und rannte auf die Eingangstür zu, aber sie kam nicht weit, weil Harrell sie aufhielt.
„Oh, ich habe auch nicht gesagt, dass du allein gehst. Es wird mir ein Vergnügen sein, dir Gesellschaft zu leisten und ein bisschen nachzuhelfen." Er deutete auf den Flur, der in einem rechten Winkel abzweigte. „Hier entlang, Darling. Bringen wir es hinter uns."
Er war wirklich wahnsinnig, ein anderes Wort gab es dafür nicht.
Sie erwog, sich mit Händen und Füßen zu wehren und ihn damit zu zwingen, sie unter heftigster Gegenwehr vom Haus wegzuzerren. Aber das ließ ihre Würde nicht zu. Vor allem jedoch erschien es ihr töricht, Energie zu verschwenden, die sie vielleicht noch bitter nötig brauchen würde.
Ihren Stiefvater um Hilfe zu bitten erschien mehr als sinnlos. Er hatte Harrell bis zu diesem Moment nicht widersprochen, und es gab keinen Grund anzunehmen, dass er es jetzt tun würde, oder dass Harrell auf ihn hörte, falls er es täte. Alles, was sie im Moment tun konnte, war vor ihrem Exverlobten herzugehen, während sie nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau hielt.
Es erschien ihr so unwirklich, dass sie sterben könnte. Trotz allem, was sie in Turn-Coupe durchgemacht hatte, weigerte sich ihr Verstand, diese Möglichkeit auch nur entfernt in Erwägung zu ziehen. Sie fühlte sich unverwundbar, randvoll mit Leben und Hoffnung. Dass dies alles enden könnte, dass ein Mensch einfach einen Schlusspunkt setzen und das Leben eines anderen Menschen beenden konnte, war eine Ungeheuerlichkeit und eine Tragödie. Es sollte rein physisch unmöglich sein.
Von dem Flur aus, auf dem sie waren, gelangte man auf der einen Seite in einen Fitnessraum und eine Sauna und auf der anderen in einen Innenhof. Dieser bildete eine abgeschlossene stille Oase aus üppigem Grün, mit Palmen, die tanzende Schatten über die Wände warfen, und einem schmiedeeisernen Tor, durch das man an den Strand gelangte.
Die in der Villa lebende Haushälterin war nirgends in Sicht. Entweder bereitete sie im Küchenflügel des Hauses das Abendessen vor, oder sie hatte sich in ihr eigenes Zimmer zurückgezogen. Harrell schien mit ihrem plötzlichen Auftauchen zu rechnen, weil er sich umschaute und stehen blieb, bevor er durch die offene Tür trat. Erst als sie im Patio waren und den gewundenen Weg hinuntergingen, der zu dem schmiedeeisernen Tor führte, schien seine Wachsamkeit ein bisschen nachzulassen.
Sanibel war eine Insel mit wenigen öffentlichen Stränden. Das Strandstück, das zu der Vandergraff-Villa gehörte, war größer als die meisten anderen Privatstrände, ein breiter Streifen aus fast weißem Sand. Er wurde an diesem Abend von gewaltigen Wellen überschwemmt, weil ein Gewittersturm draußen das Wasser hochpeitschte. Die Wellen hinterließen bei ihrem Rückzug vom Land eine gezackte schwarze Linie aus zerschellten Muscheln und angeschwemmten Algen. Der Sturm fuhr so wütend in die Blätter der hohen Palmen über ihrem Kopf, dass es sich anhörte, als ob es schüttete. Möwen flogen im Sturzflug nach unten und schwangen sich mit einem durchdringenden Kreischen wieder in die Lüfte.
Überm Wasser hing das letzte Licht der Abenddämmerung, aber am Strand war es mittlerweile fast dunkel. Aus den zurückgesetzten, von wucherndem Grün umschlossenen Villen drang nur wenig Licht. Die meisten Häuser waren Winterquartiere, die nur während der Hochsaison von Weihnachten bis Ostern bewohnt waren. Ihre Besitzer hatten die Sturmläden vor den Fenstern geschlossen und waren vor der erbarmungslosen Hitze, dem Monsunregen und den tropischen Sommerstürmen in kühlere Gefilde geflohen. Ein paar der Anwesen gehörten überzeugten Insulanern, aber die waren vernünftig genug, während eines Sturms nicht an den Strand zu gehen.
Harrell lachte zufrieden auf, als er den verlassen daliegenden Strand sah. Er forderte Tory auf, vom Haus wegzugehen, und stapfte dann neben ihr her, während sie aufs Wasser zuging, wobei sie mit den Absätzen ihrer
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