Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
weh.
„Ich schätze mal, der Ärger ist für Tory noch nicht vorbei, oder?" fragte Jake.
Roan schüttelte den Kopf. „Der Prozess kann Jahre dauern. Aber ich gehe davon aus, dass sie sich schon durch eine ganze Menge Papierkram durchgearbeitet hat."
„Vielleicht kommt sie uns dann ja besuchen."
„Mach dir nicht allzu viele Hoffnungen", riet er seinem Sohn. „Ihre Erinnerungen an unser Haus gehören wahrscheinlich nicht zu den glücklichsten in ihrem Leben."
„Ich wette, sie kommt, wenn du sie fragst."
Roan erwiderte nichts.
„Der Junge hat Recht", mischte sich Pop ein.
„Und ob", stimmte Luke zu.
Kane, der ihn mit einem gewissen Mitgefühl in den Augen beobachtete, fügte hinzu: „Man wird es nie erfahren, es sei denn, man macht die Probe aufs Exempel."
„Vergiss es", sagte Roan. „Es wird nicht passieren."
„Und warum nicht, zum Kuckuck?"
Das war Pop, aber er redete zu Roans Rücken. Der Sheriff von Tunica Parish verließ die Terrasse und ging zu seinem Streifenwagen.
Auf manche Fragen gab es eben keine Antwort.
Das Licht auf der hinteren Veranda von Dog Trot war aus, als er in die Einfahrt einbog. Jake musste vergessen haben, es anzumachen, bevor er und Pop weggefahren waren. Und Beau kam auch nicht, um ihn zu begrüßen. Der Hund hatte in letzter Zeit oft Trübsal geblasen. Bis jetzt hatte Roan immer geglaubt, dass ihm wahrscheinlich nur die zusätzliche Aufmerksamkeit fehlte, die er von Tory bekommen hatte, aber vielleicht brütete er ja auch eine Krankheit aus oder hatte einen Bandwurm oder irgendwas. Er sollte vielleicht besser Clay bitten, einen Blick auf ihn zu werfen.
Im Haus war es still, und in der Luft hing ein leicht muffiger Geruch, so als ob es endlich wieder einmal ordentlich durchgelüftet werden müsste, nachdem es einen ganzen Sommer lang wegen der brütenden Hitze fest verrammelt gewesen war. Oder vielleicht musste ja auch der Filter der Klimaanlage gereinigt werden. Auf jeden Fall musste er sich so bald wie möglich darum kümmern.
Es war schon eine geraume Zeit her, seit Roan zum letzten Mal allein im Haus gewesen war - normalerweise waren Jake und Pop da. Obwohl er natürlich in diesen letzten Wochen nicht viel daheim gewesen war, weil er alle Hände voll zu tun gehabt hatte. Es war schon erstaunlich, wie viele Leute sich mit ihren Ansprüchen an ihn zurückgehalten hatten, als er mit Tory beschäftigt gewesen war. Manchmal fragte er sich, ob sie ihn womöglich jetzt nur mit Bitten und Erledigungen eindeckten, damit er abgelenkt war, so als ob ihm die ganze Stadt helfen wollte zu vergessen.
Er wollte nicht vergessen. Er wollte sich an jede Einzelheit erinnern - wie sie aussah, wie sie lächelte, wie sie schmeckte und wie sie sich in seinen Armen anfühlte. Manchmal bildete er sich ein, sie in der Küche sitzen zu sehen oder auf der oberen Galerie oder mit Beau draußen auf der Terrasse, wo die Sonnenstrahlen in ihrem Haar und in ihren Augen tanzten. Dann wieder erinnerte er sich daran, wie weh er ihr getan hatte, wie sie sich gestritten oder angespannt geschwiegen hatten. Das alles tat ihm im Nachhinein unsagbar Leid. Wie sehr wünschte er sich doch, dass alles anders gekommen wäre. Dass er ihre gemeinsame Zeit besser genützt hätte.
Seltsam, aber ihm war nie aufgefallen, wie Tory das Haus mit ihrer Anwesenheit erfüllt hatte, genauso wenig wie er geahnt hatte, was für ein riesiges Loch ihr Weggang in seinem Leben hinterlassen würde. Ständig hin und her gerissen zwischen Pflichterfüllung und der knisternden Spannung sexueller Anziehungskraft, war ihm vollständig entgangen, wie selbstverständlich und süß sie sich in seinem Leben eingenistet hatte.
Er hatte nicht gewusst, wie sehr er sie liebte.
Nicht dass es ihm gut getan hätte, wenn ihm das schon früher klar geworden wäre. Sie lebte in einer anderen Welt. Sie war nicht für ihn gemacht. Und wenn er sich das nur oft genug sagte, würde es irgendwann auch sein Herz begreifen, und es würde nicht mehr so wehtun.
Aus seinem Schlafzimmer fiel von der Lampe auf seinem Nachttisch ein weicher Lichtschein auf den Flur. Roan blieb einen Moment an der Tür stehen und überlegte, was er getan hatte, bevor er heute früh sein Zimmer verlassen hatte. Er konnte sich nicht erinnern, das Licht ausgemacht zu haben, aber er erinnerte sich auch nicht, es angeknipst zu haben. Entweder hatte er es vergessen, oder er musste mit Jake und Pop ein ernstes Wörtchen bezüglich der Stromrechnung reden.
Es gab noch eine andere
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