Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Möglichkeit. Irgendjemand anders war da oben gewesen. Oder versteckte sich noch in dem Zimmer.
Aber wie wahrscheinlich war das? Auf Dog Trot gab es äußerst wenig, das sich zu stehlen lohnte. Davon abgesehen würde kein Einbrecher, der auch nur einen einzigen Funken Verstand besaß, auf die Idee kommen, ausgerechnet in das Haus des Sheriffs einzubrechen. Obwohl das natürlich nicht für seine Feinde galt, und es gab tatsächlich ein paar Primitivlinge, die Rachegelüste hegten. Doch wie wahrscheinlich war es, dass sie das Licht brennen ließen? Oder dass Beau, der vor der Tür zum Bad lag und verschlafen mit dem Schwanz auf den Boden klopfte, sie hatte gewähren lassen?
Eine überhitzte Fantasie, das war sein Problem. Das zeigte sich allein daran, dass er immer noch glaubte, sich an das Parfüm erinnern zu können, das Torys Jogginganzug aus weißer Seide entströmt war, den sie in der Nacht, in der er sie angeschossen hatte, angehabt hatte. Ja, dass er sich einbildete, es förmlich riechen zu können.
Roan schüttelte aufseufzend den Kopf, während er sein Schlafzimmer betrat. Nachdem er seinen Stern abgenommen und auf die blank polierte Holzplatte der Kommode geworfen hatte, bedachte er Beau, der aufgestanden und herangekommen war, mit ein paar Streicheleinheiten. Dann legte er sein Funkgerät neben seinem Stern ab, Gürtel und Armbanduhr folgten.
Anschließend knöpfte er sich sein kurzärmliges Hemd auf und zog es aus seinem Hosenbund, in Gedanken Lichtjahre von dem, was er tat, entfernt. Mit offenem Hemd bückte er sich, zog gemächlich seine Stiefel aus und stellte sie ordentlich unter den Stuhl neben der Kommode. Danach zog er sich das Hemd aus und warf es in die ungefähre Richtung des Stuhls, bevor er sich umdrehte, um ins Bad zu gehen.
„Mach weiter. Was ich bis jetzt gesehen habe, gefällt mir, aber es verspricht noch interessanter zu werden."
„Tory." Das Wort klang ebenso betäubt, wie er sich fühlte, davon war Roan überzeugt. Er starrte sie an wie eine Erscheinung, während sie in der offenen Tür zum Bad auftauchte und sich an den Rahmen lehnte. Sie trug ein T-Shirt und Jeans und hatte sich das Haar zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden. In ihrer Hand lag die Pistole aus seinem Nachttisch. Er schaute von der schwarzen Mündung in ihre klaren braunen Augen.
„Was tust du hier?"
„Ich bin gekommen, um dir den Super Bird zurückzubringen, der wieder wie neu ist, weil du offenbar nicht vorhattest, ihn abzuholen", gab sie zurück. „Und nachdem ich jetzt schon mal hier bin, habe ich beschlossen, dich spüren zu lassen, wie es ist, wenn man einem anderen Menschen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Los, zieh den Rest auch noch aus. Ich will es sehen."
„Und was ist, wenn ich es nicht mache? Wirst du dann auf mich schießen?"
„Wer weiß? Dann könntest du auch noch herausfinden, wie das ist."
Er schüttelte langsam den Kopf. „Was soll das? Was soll das alles?"
„Nenn es Rache. Das ist ein guter Grund."
„Weil ich dich hier eingesperrt habe?"
„Und für dieses verdammte blöde Überwachungsgerät. Ich habe das Ding gehasst, und du wusstest es."
Sie hatte Recht, obwohl er der Meinung war, dass er ihr damals seine Sicht der Dinge sehr genau dargelegt hatte. Er schüttelte wieder den Kopf. „Ich kann es einfach nicht glauben, dass du wirklich hier bist."
„Du hast doch nicht etwa jemand anders erwartet?" fragte sie mit einer Stimme, die so kalt war wie ihr Blick.
„Gott, nein, natürlich nicht, ich hätte bloß nie gedacht..."
„Offensichtlich bin ich die letzte Person, an die du gedacht hast oder die du je wiedersehen wolltest."
„Das würde ich so nicht sagen." Seine Stimme war heiser, aber es war ihm egal.
Sie legte den Kopf auf die Seite. „So? Obwohl du auf Sanibel vor mir weggelaufen bist? Aber diesmal entkommst du mir nicht, zumindest nicht, bevor wir nicht ein paar Dinge geklärt haben."
„Und dafür soll ich mich nackt ausziehen?"
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Warum denn sonst?"
Ja, warum denn? Es war erstaunlich, wie enttäuscht er war. Inzwischen zeigte die Mündung seiner Pistole direkt auf seinen Bauchnabel. Er würde gern glauben, dass sie nicht vorhatte, die Waffe zu benutzen. Und er würde ebenso gern glauben, dass er sie entwaffnen könnte, wenn er es wollte, aber das war hier nicht einer dieser Filme, in denen der Held seelenruhig auf die Frau mit der Waffe zuging und sie ihr aus der Hand nahm. Jeder Idiot, der das
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