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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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gut aus."
    Sie hob das Kinn. „Danke, sehr charmant von Ihnen."
    „Schön", bemerkte er mit einer Spur Verärgerung in der Stimme. „Und wen geben Sie jetzt, die Aristokratin auf dem Gang zur Guillotine? Oder vielleicht die Prinzessin auf dem Weg zu einem wichtigen Termin mit dem großen Heerführer?"
    Er hatte so ins Schwarze getroffen mit seiner Vermutung, dass sie vor Verblüffung den Kopf herumriss. Die abrupte Bewegung war ein Fehler, weil dabei ihre Hand vom Geländer abrutschte. Sie stieß einen leisen Schrei aus, während ihr auch schon klar wurde, dass sie ihren Sturz nicht mehr verhindern konnte.
    Aber sie stürzte nicht. Roan fing sie geistesgegenwärtig auf, und einen Moment später merkte sie, wie sie hochgehoben und die letzten paar Stufen hinaufgetragen wurde.
    Als er mit ihr das Haus betrat, schlug ihr gepriesene Kühle entgegen und hüllte sie zusammen mit dem schwachen Duft von Zitronenölpolitur ein. Und da war auch noch ein feiner würziger Duft, wie aus irgendeiner vergessenen Duftschale. Diese Düfte erinnerten Tory so stark an jene, die in der Villa ihrer Großeltern in der Luft gehangen hatten, dass sie ein seltsames Dejä-vu-Gefühl verspürte.
    Bevor Roan die Treppe ansteuerte, erhaschte sie einen kurzen Blick auf einen langen, äußerst nüchternen, mit nur wenigen antiken Möbelstücken ausgestatteten Flur. Die Reise nach oben schien endlos zu dauern. Schließlich schob er mit der Schulter eine Tür auf, betrat ein Schlafzimmer und trug sie zu einem Baldachinbett hinüber, wo er sie behutsam ablegte. Sie versank in den herrlich weichen Kissen, aber als er seinen Arm unter ihr wegzog, verspürte sie einen kurzen scharfen Schmerz in der Schulter, so dass sie mit einem leisen Zischen den Atem einzog.
    „Tut mir Leid", sagte er, dann streckte er die Hand aus und schob ihren Morgenrock, der sich an den Beinen ein bisschen geöffnet hatte, sorgfältig zusammen. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, blickte er sie mit nachdenklich gefurchter Stirn an.
    Sie wich seinem Blick aus und schaute sich in dem Zimmer um. Der obere Teil der Wände zeigte ein so helles Gelb, dass er wahrscheinlich einst weiß gewesen war, bis ihm das Alter und der Rauch von unzähligen Feuern in dem Marmorkamin seine Patina verliehen hatten. In der Hälfte unter der weißen Querleiste befand sich eine weiß-, gelb- und goldgestreifte Tapete, die das durch die Spitzenvorhänge sickernde Sonnenlicht ein- zufangen schien. Das Bett, auf dem sie lag, war aus Rosenholz, mit einem großen Baldachin, der auf gedrechselten Holzpfeilern ruhte. Der goldfarbene Seidenstoff über ihrem Kopf wurde in der Mitte von einem kunstvoll geschnitzten Amor gehalten. Das glänzende pausbäckige Gesicht der Figur hatte Alterssprünge, und ihre Farben waren zu hübschen Pastelltönen verblasst.
    Ohne Roans Blick zu begegnen, sagte sie: „Ich sollte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mich in letzter Sekunde aufgefangen haben."
    „Machen Sie sich keine Mühe."
    Die Worte hatten einen harten, müden Klang. Tory spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, einerseits, weil sie sich ziemlich undankbar vorkam, und andererseits, weil er sie so eingehend musterte. Er war viel zu intelligent und viel zu erfahren im Umgang mit Menschen, um sich täuschen zu lassen. Er sah zu viel, seine Blicke durchdrangen die Maske, hinter der sie sich versteckte. Sie schloss die Augen, während sie sich eine Hand an die Schulter legte und die Handfläche gegen den Verband presste. „Ich meine es ernst, wirklich. Ich glaube nicht, dass es mir gut bekommen wäre, wenn ich die Treppe runtergefallen wäre."
    „Tut es wieder weh?" fragte er mit veränderter Stimme. „Doc Watkins hat mir Schmerztabletten mitgeben, die eigentlich reichen müssten, bis ich dazu komme, das Rezept einzulösen." Er fischte ein Arzneimittelfläschchen aus seiner Hosentasche. „Gedulden Sie sich noch einen Moment. Ich hole Ihnen nur ein Glas Wasser."
    Dass er so umgehend auf ihre Bedürfnisse reagierte, bewirkte nur, dass sie sich noch undankbarer und schuldiger fühlte. Sie machte die Augen wieder auf und schaute ihm nach, während er in einem Raum verschwand, bei dem es sich wahrscheinlich um ein angrenzendes Bad handelte. Er konnte einen wirklich beunruhigen.
    Jetzt hörte sie aus dem Nebenraum ein leises Piepsen, das sie als das diskrete Signal seines Pagers identifizierte. Bestimmt meldete man ihm irgendeinen Zwischenfall: eine Kuh, die durch einen Weidezaun entwichen war, ein durch

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