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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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Aufmerksamkeit fesselte. Obwohl es nicht an dem schön gearbeiteten Goldrahmen lag, sondern an ihrem eigenen Spiegelbild. Erst hier, in dem hellen Licht, fiel ihr auf, wie schrecklich sie aussah, mit ungekämmten Haaren, dunklen Ringen unter den Augen, einer Abschürfung auf der Wange und einem gelblich verfärbten Bluterguss am Kiefer. Es war ein Wunder, dass die Bewohner von Dog Trot nicht laut schreiend vor ihr davongerannt waren. Allein, wenn man sich um sein Erscheinungsbild sorgte, war das doch ein Zeichen von Genesung, oder? Danach musste es ihr sprunghaft besser gehen.
    Außer ihrem eigenen lagen noch drei weitere Schlafräume im ersten Stock. Dem Rockstarposter und den Hundefotos nach zu urteilen schien eins davon Jakes Zimmer zu sein. Das zweite sah aus, als ob es seinem Großvater gehörte. Das Hauptschlafzimmer war ebenso leicht zuzuordnen, es lag nach hinten raus, mit Blick auf den See. Es hatte beträchtliche Ausmaße, mit einem großen antiken Bett, dem dazu passenden Schrank und Kommode und dem Porträt der Urahnen auf dem marmornen Kaminsims. Der Polizeiscanner auf dem Schreibtisch in einer Ecke war ein ebenso untrügliches Indiz dafür, wer dieses Zimmer bewohnte. Es war ein schöner, traditionell und zweckmäßig eingerichteter Raum, so zeitgemäß wie nötig, aber kein Jota mehr. Tory machte sich nicht die Mühe einzutreten. Alles, was den Mann, der das Zimmer bewohnte, ausmachte, lag offen zutage.
    Am Ende des Flurs war eine Treppe. Weil die meisten Geräusche, die sie gehört hatte, als sie im Bett lag, aus dieser Richtung gekommen waren, rechnete sie damit, unten im Erdge- schoss die Küche zu finden, und sie wurde nicht enttäuscht. Daneben gab es ein Wohnzimmer. Hier endlich machte sich all die männliche Behaglichkeit breit, die sie oben vermisst hatte: die Ledersessel, Couch, Teppich und der große Fernseher.
    Jake schaute aus den Tiefen eines Clubsessels auf, wo er sich gleichzeitig mit einem Videospiel beschäftigte und ein Musikvideo im Fernsehen anschaute. Als er Tory sah, weiteten sich seine Augen überrascht. Er hievte sich hoch, während der große Bluthund, der auf dem Teppich gedöst hatte, ein tiefes Knurren von sich gab, das sie warnte, nur ja nicht näher zu kommen.
    „Brauchen Sie was?" fragte der Junge.
    „Ich ... Mittagessen vielleicht?" fragte sie mit einem Lächeln. Ihre Bitte war ihr spontan in den Kopf gekommen, weil es ihr nicht klug erschien zuzugeben, dass sie ein bisschen herumgeschnüffelt hatte.
    „Ja, klar." Er legte das Videospiel beiseite, dann streckte er die Hand aus und tätschelte dem Hund beruhigend den Kopf. „Was wollen Sie denn?"
    „Was hast du denn?" antwortete sie mit einer Gegenfrage.
    „Keine Ahnung, aber wir können nachsehen. Ich habe auch Hunger."
    In diesem Augenblick war sie froh über die Unersättlichkeit der Jugend; gewiss würde es die Dinge für sie einfacher machen.
    Der Hund folgte ihnen in die Küche und ließ sich neben der Tür nieder. Während Jake zur Inspiration seinen Kopf in den Kühlschrank steckte, ließ sich Tory auf einen der ledergepolsterten Stühle sinken, die um den großen alten Holztisch in der Mitte der Küche standen. Es tat gut, ein bisschen auszuruhen;
    sie hatte mehr ihrer knappen Kraftreserven verbraucht, als sie gemerkt hatte.
    Die Böden in diesem Teil des Hauses waren mit roten Fliesen belegt, die vermutlich Handarbeit und offenbar vor nicht allzu langer Zeit mit einer neuen Schutzschicht überzogen worden waren. Die alten Fliesen fühlten sich unter ihren Füßen kühl und glatt an, obwohl die Oberfläche uneben war. Tory fuhr mit den Zehen über die Zwischenräume, während sie zuschaute, wie Jake Käse, Pfirsiche und etwas, das wie ein ganzer Schinken aussah, aus dem Kühlschrank herauskramte.
    „Das machst du wirklich gut", sagte sie. „Bestimmt bist du es gewöhnt, dich um dich selbst zu kümmern, wenn dein Vater arbeitet." Sie versuchte, in beiläufigem Tonfall zu sprechen, damit der Junge dachte, sie frage nur aus Höflichkeit und nicht etwa, um irgendwelche Informationen aus ihm herauszulocken.
    „Na ja, sie denken wohl, ich bin jetzt alt genug."
    „Sie?"
    „Dad und mein Großvater. Ich glaube, ich habe schon erzählt, dass Pop bis vor zwei Jahren bei uns gelebt hat."
    „Ja, richtig, der Weltreisende", sagte Tory mit einem verschmitzten Lächeln.
    „Na ja, nicht ganz, aber so ungefähr." Jake schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht, während er aus einer Schublade ein Messer herausnahm und

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