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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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seinem Hemdsärmel flüchtig abgestaubt hatte. Es waren praktisch Sammlerstücke, die so überholt waren, dass sie einen hohen Unterhaltungswert besaßen. Nachdem Jake unter Mitnahme des Tabletts das Zimmer verlassen hatte, blätterte Tory ein paar davon durch, wobei sie immer wieder schmunzeln musste. Dennoch konnte nichts ihr Interesse über längere Zeit fesseln, vielleicht, weil sie mit einem Ohr immer nach draußen lauschte, ob nicht ein Auto die Einfahrt heraufkäme. Nach einer Weile ließ sie die Zeitschrift, in der sie gerade blätterte, auf die Brust sinken und schloss die Augen.
    Nachdem sie wieder aufgewacht war, dauerte es nicht lange, bis sie das Gefühl hatte, dass ihr langsam, aber sicher die Decke auf den Kopf fiel. Sie lag ein paar Minuten da und starrte auf den pausbäckigen Amor über ihrem Kopf, doch dann setzte sie sich auf und griff nach ihrem Morgenrock. Schließlich hatte Roan nichts davon gesagt, dass sie ihr Zimmer nicht verlassen durfte.
    Im Haus war es still. Ab und zu ächzte eine Bodendiele arthritisch unter ihren Füßen. Es waren die einzigen Lebenszeichen, die sie vernahm. Nirgendwo waren Stimmen zu hören, auch nicht aus einem Radio oder Fernseher. Das Durcheinander des modernen Lebens aus Kopfhörern, Fernbedienungen, Tageszeitungen, Illustrierten und vollen Papierkörben, Schachteln mit Papiertüchern und Fotos war auffällig abwesend. Trotz der Klimaanlage, durch die kühle Luft ins Haus strömte, fühlte sich Tory fast wie in einem vergangenen Jahrhundert. Die alten Bilder an den Wänden und die Orientteppiche, die auf den blank polierten Holzdielen im Flur farbenprächtige Inseln bildeten, hätten genauso gut ins neunzehnte Jahrhundert gepasst. Das weiche Licht, das durch die großen Fenstertüren zu beiden Seiten hereinfiel, beleuchtete den Flur bestimmt schon seit vielen Generationen auf genau die gleiche Art und Weise. Die Atmosphäre von Dauerhaftigkeit hatte etwas Seltsames, aber auch Tröstliches an sich. Einen Moment lang wünschte sich Tory, sie festhalten zu können. Und sie fragte sich, ob es das war, was Roan und Jake empfanden, wenn sie daran dachten, wie lange Benedicts schon zwischen diesen Mauern, die ihr Zuhause waren, gelebt und geliebt hatten.
    Sie warf einen Blick in den Empfangssalon rechts von der Eingangstür. Auf nackten Sohlen, die in dem weichen Teppich einsanken, stand sie da und schaute voller Bewunderung zu der mit herrlichen Stuckornamenten verzierten Decke und dem Kristalllüster auf. Die schweren Samtportieren vor den hohen Fenstern, viele Jahre lang der erbarmungslos heißen Sommersonne ausgesetzt, waren verblasst, aber die glänzenden Seidenstickereien darauf wirkten so farbenprächtig wie eh und je. Einer der Brokatsessel hatte abgescheuerte Ränder, als ob er ein Lieblingssessel wäre, und doch wirkte der Raum unbewohnt, so steif wie ein Museum. Die kleinen Dinge, die ihn einladender gemacht hätten, fehlten, Topfpflanzen, Tischdecken, allerlei Krimskrams und Andenken. Offenbar glaubte dieser Männerhaushalt, gut ohne sie auszukommen, aber Tory juckte es in den Fingerspitzen, ein bisschen Leben in das Zimmer zu bringen. Das war etwas, das sie gut konnte, denn immerhin hatte sie darin einige Übung.
    Als sie wieder auf den Flur kam, schaute sie durch das Glasfenster der Eingangstür. In der Einfahrt im Schatten der großen alten Eiche parkte ein Streifenwagen. Ihr Herz begann schneller zu klopfen, doch dann wurde ihr klar, dass es sich um Cals Streifenwagen handeln musste. Einen kurzen Moment lang hatte sie geglaubt, der Sheriff wäre zurückgekommen.
    Aber von Cal war nirgends etwas zu sehen. Wahrscheinlich ging er auf dem Grundstück Streife oder hatte auf dem kühlen Kutschenweg Posten bezogen. In Anbetracht der draußen herrschenden Hitze konnte sie ihm kaum einen Vorwurf daraus machen. Natürlich war es auch möglich, dass er unten ins Haus gegangen war, um sich abzukühlen.
    Bei diesem Gedanken fuhr sie herum und suchte die Ecken des Flurs mit Blicken ab. Nichts bewegte sich. Kein Uniformierter trat aus dem Schatten, keine Geister ehemaliger Bewohner schwebten über dem Korridor. Einzig winzige Staubpartikel tanzten und glitzerten in der durch sie in Bewegung versetzten Luft. Sie lachte leise auf. Offenbar machte sie dieses Herumschleichen in einem fremden Haus nervös.
    Auf der anderen Seite des Flurs lag ein Esszimmer, in das sie zwar einen Blick warf, jedoch wenig Interessantes sah. Aber neben der Tür hing ein antiker Spiegel, der ihre

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