Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
Sanitäter wieder mit ruhiger Bestimmtheit sagen: „Wir übernehmen jetzt, Roan. Wir kümmern uns um sie.
Roan. Es war ein seltsamer altmodisch klingender Name. Und die Frau in der Zentrale hatte ihn Sheriff Benedict genannt, oder? Dann hieß er also Roan Benedict. Es ist ein Name, an den du dich erinnern wirst, dachte sie, während sie spürte, wie der Sheriff behutsam von ihr wegrutschte und aufstand, um sie der unpersönlichen Fürsorge der Sanitäter zu überlassen.
Der Rest waren undeutliche, verschwommene Eindrücke, Stimmen, wieder Frieren und wieder Schmerzen, als man sie mit forscher Kompetenz untersuchte und dann in den Krankenwagen trug. Sie hatte das Gefühl, als ob sie irgendetwas Wichtiges zurückgelassen hätte, aber sie wusste nicht, was. Dann hörte sie das leise Murmeln von Sheriff Roan Benedicts Stimme in der Nähe. Sie versuchte ihre Hand unter der Decke hervorzuziehen, aber man hatte sie zu gut angeschnallt. Die Türen des Krankenwagens wurden zugeknallt, und sofort setzte sich das Fahrzeug in Bewegung.
Sie war wieder allein.
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2. KAPITEL
Der Streifenwagen fuhr mit eingeschalteter Sirene vor dem Krankenwagen her, in Richtung Turn-Coupe. Roans Blick war auf die Straße gerichtet, die Hände lagen fest auf dem Lenkrad, und seine Gedanken waren bei dem, was er gerade machte. Er wollte nicht an die Frau denken, die in dem durch die Nacht rasenden Krankenwagen hinter ihm angeschnallt auf einer Trage lag. Und er hatte keine Zeit für das unnütze Bedauern, das ihm wie Blei im Magen lag.
Er hatte vorher noch nie auf eine Frau geschossen, es war definitiv das erste Mal. Er hoffte, dass es auch das letzte Mal war.
Hinter der nächsten Biegung tauchten die Lichter von Turn-Coupe auf. Sekunden später fuhr er mit überhöhter Geschwindigkeit über den Gerichtsplatz, an dem alten, in griechischem Stil erbauten Gerichtsgebäude mit seinen dicken Säulen und dem breiten Vorderaufgang sowie an dem verwitterten Bronzedenkmal vorbei, das an den Bürgerkrieg gemahnte und von den herunterhängenden Zweigen einer großen alten Eiche halb verdeckt wurde. Der sich im Dienst befindliche Teil seines Gehirns registrierte die bescheidenen Geschäfte, die eine Seite des Platzes säumten. Trotz der späten Stunde brannte in Millies Schönheitssalon immer noch Licht. Seit bei ihrem Mann Krebs festgestellt worden war, machte sie Ü berstunden, vermutlich weil sie das zusätzliche Geld brauchte. Roan nahm sich vor, gleich nach seiner Ankunft im Krankenhaus einen Hilfssheriff bei ihr vorbeizuschicken, damit er sich davon überzeugte, dass alles in Ordnung war, und falls sie schon zum Gehen bereit war, konnte er sie dann ja auch gleich noch nach Hause fahren.
Das Krankenhaus lag ungefähr eine Meile außerhalb der
Stadt, auf einem Stück Land, das der Bürgermeister der Stadt vor zwanzig Jahren gestiftet hatte. Der Mann hatte seinerzeit geglaubt, dass sich die Stadt noch weiter ausdehnen würde und dass das Krankenhaus Teil eines florierenden Geschäftsbezirks werden könnte. Die Geschäfte hatten sich dann aber als Gebrauchtwagenmärkte und Autowerkstätten und kleine Handwerksbetriebe entpuppt, mit hie und da einem Holzplatz, einem Imbiss oder einem billigen Flohmarkt dazwischen. Der Stadtrat hatte alles daran gesetzt, Schwerindustrie in die Stadt zu locken, aber Turn-Coupe war immer wieder übergangen worden. Die Stadt schien dazu verdammt, auf ewig ein kleines verschlafenes Nest zu sein, ausgehalten von zwei mittelgroßen Sägewerken und den Anglern und Jägern, die an den See kamen und in Betsys Motel wohnten oder in ihrem Gemischtwarenla- den Bier, Köder und Sandwiches kauften. Es war nicht einfach für Leute wie Betsy oder Millie, die sich in der Stadt ihren Lebensunterhalt verdienen mussten, genauso wenig wie für all die Jungs, die nach Beendigung der High School oder dem College Arbeit suchten.
Roan störte es nicht. Klein war gut. Klein bedeutete saubere Straßen, ruhige Nächte und wenig Kriminalität. Zumindest war es bis heute Nacht so gewesen.
Er fuhr vor dem Eingang zur Notaufnahme vor und hielt an, während der Krankenwagen hinter ihm einbog, dann stieg er aus und ging im Laufschritt auf die Glastüren unter dem Säulengang aus Stahl und Beton zu. Von dort aus beobachtete er, wie die Sanitäter und Krankenschwestern seine Gefangene ausluden. Sie wirkte so schmächtig und blass unter dem weißen Laken auf der Tragbahre mit den Schläuchen und Plastikbeuteln. Mit brennenden Augen
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