Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
umgehen, sagte er: „Ach, du liebst doch Aufregungen, und das weißt du auch."
„Auf bestimmte Aufregungen kann ich gut verzichten. Obwohl ich zum Beispiel gegen eine tolle Party nichts einzuwenden hätte." In ihre Stimme hatte sich ein sehnsüchtiger Unterton eingeschlichen.
„Dafür ist Luke zuständig."
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. „Seit er verheiratet ist, nicht mehr."
„Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass das mit den wilden Partys bei ihm schwer nachgelassen hat."
„Glaubst du, er hat Angst, dass ihm irgendein böser Benedict seine April wegnehmen könnte?"
Roan grinste. „Ich glaube, er ist einfach nur zu ... na ja ..."
„Beschäftigt, meinst du wohl?" Johnnie lachte ein tiefes, volltönendes Lachen. „Schätze, man nennt - nannte - ihn nicht umsonst den Mitternachtsmann." Sie taxierte Roan mit einem schnellen Blick vom Kopf bis zu den Zehenspitzen und lächelte. „Obwohl, in der High School waren wir ja alle ganz schön wild, oder? Sogar du, bevor du angefangen hast, im Sheriffbüro rumzuhängen."
Roan trat aufseufzend einen Schritt zurück. „Damals war damals, und heute ist heute. Was sagt man über meine Gefangene?"
Johnnie warf ihm einen forschenden Blick zu, bevor sie zurückgab: „Sie wird durchkommen, aber nicht dank dir. Trotz des hohen Blutverlusts ist ihr Zustand stabil, wenn nicht noch irgendetwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt. Sie holen die Kugel raus und reparieren den Schaden. Aber bis sie gesund ist, wird es noch eine Weile dauern, deshalb hoffe ich, dass du nicht vorhast, sie schon allzu bald einzusperren."
Er schüttelte den Kopf, wobei er erleichtert feststellte, dass seine Anspannung langsam von ihm abfiel. Er hatte schon befürchtet, Johnnie könnte womöglich schlechte Neuigkeiten haben.
Sie musterte ihn eine Sekunde, offenbar nicht ganz zufrieden gestellt von seiner Antwort. Aber dann sagte sie doch nichts, sondern langte nach einem Umschlag, der auf dem Tresen lag, und reichte ihn ihm. „Sie wurde immer wieder ohnmächtig. Ich habe versucht, ihren Namen in Erfahrung zu bringen, aber es ist mir nicht gelungen. Bevor sie in den OP gebracht wurde, haben wir ihr wie üblich ihre persönlichen Sachen abgenommen. Das Kettchen in dem Umschlag trug sie ums Fußgelenk, und ich dachte, es interessiert dich vielleicht."
Roan drehte den Umschlag in seinen großen Händen. Mit einem schwarzen Filzstift waren die Buchstaben N.N. darauf geschrieben. Er hatte den seltsamen Wunsch, ihn lieber nicht zu öffnen, es nicht weiterzutreiben, davon abzulassen, die Frau laufen zu lassen, ehe er etwas herausfand, was er gar nicht wissen wollte.
Es war nicht möglich. Sie war erwiesenermaßen an einem Raubüberfall beteiligt gewesen, und vielleicht war es ja nicht der einzige. Sein Job war es herauszufinden, wer sie war, um sie dann den Justizbehörden zu übergeben. Als Sheriff des Landkreises verfügte er über einen beträchtlichen Einfluss sowie einen gewissen Handlungsspielraum zu entscheiden, ob eine strafbare Handlung zu geringfügig war, um sie gerichtlich zu ahnden. Aber das war eine große Verantwortung, die zu missbrauchen ihm sowohl sein Pflichtbewusstsein als auch sein Charakter verboten. Er hatte geschworen, Recht und Gesetz aufrechtzuerhalten, und dabei würde er bleiben, egal wie schwer es ihm auch fallen mochte.
Mit einer abrupten Geste öffnete Roan den Umschlag und holte das Fußkettchen heraus. Es war aus Gold, wunderschön gearbeitet und überraschend schwer. In die einzelnen Kettenglieder waren mit winzigen Brillanten besetzte Buchstaben eingearbeitet. Als er die Kette auf seiner Handfläche mit einer Fingerspitze glatt strich, erschien es ihm fast, als ob sie immer noch warm wäre von dem Körper der Frau, die sie getragen hatte. Dann sah er, dass es sich bei den Buchstaben um einen Namen handelte.
Donna.
Roan hielt nicht viel von diesem ganzen gefühlsduseligen New-Age-Kram oder auch nur von Intuition. Er glaubte einfach nicht daran. Dennoch spürte er, dass ihm der Schauer einer Vorahnung über den Rücken rieselte, während er das Fußkettchen ans Licht hielt.
Donna.
Er runzelte die Stirn.
Johnnie, die ihn beobachtete, stemmte eine Hand in die Hüfte und fragte: „Was ist?"
„Nichts."
Aber das war eine ausweichende Antwort, wenn nicht gar eine Lüge. Der Name Donna passte einfach nicht zu seiner Gefangenen - noch etwas, das sich ganz und gar falsch anfühlte.
Roan gefiel es nicht. Es gefiel ihm kein bisschen.
„Und dann gibt es da
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