Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin
hatten ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht, und zwei ältere Frauen waren bezüglich der Schlafarrangements auf Dog Trot vor Neugier fast geplatzt. Dazu kam noch, dass sich ein ehemaliger Lehrer von Jake beunruhigt darüber geäußert hatte, dass der Junge „kriminellen Elementen" ausgesetzt sein könnte. Tante Vivian hatte ihn angerufen, um ihn zu fragen, ob sie ihm einen Schmortopf vorbeibringen sollte, und der Bürgermeister hatte ihn an die Polizeieskorte für seine Besucher erinnert. Diese ganze Arbeit hätte er genauso gut zu Hause erledigen können, und wahrscheinlich wäre es wirklich besser, wenn er zu Hause bliebe, um selbst auf seine Gefangene und seinen Sohn aufzupassen.
Was Donna anbelangte, das wusste er, musste er bald eine Entscheidung treffen, weil ihm die Zeit davonlief und die Ausreden knapp wurden. Aber irgendwie hatte er es bis jetzt immer noch nicht über sich gebracht, sie der Justiz zu übergeben. Noch nicht.
Als sie mit Beau die Treppe heraufkam, drückte sich der Bluthund so nachdrücklich an ihr Bein, dass sie fast ins Stolpern kam, als Erinnerung daran, dass er erwartete, zum Dank dafür, dass er sie während des Spaziergangs beschützt hatte, gestreichelt zu werden. Roan, der sie beobachtete, sagte: „Ich wusste gar nicht, dass Sie und Beau so dick befreundet sind."
Sie lächelte verkrampft. „Wir haben eine beide Seiten zufrieden stellende Abmachung getroffen. Ich fütterte ihn mit Eiscreme, und er beißt mir nicht das Bein ab."
„Klingt einleuchtend. Sie haben bei ihm einen schwachen Punkt getroffen."
„Nicht absichtlich", gab sie scharf zurück.
Sie dachte offenbar, dass er sie der Sabotage bezichtigen wollte. „Nein, ehrlich gesagt glaube ich, dass er für die Frau mindestens genauso empfänglich ist wie für die Eiscreme."
„Wirklich?" Sie ging an ihm vorbei und setzte sich auf die Verandaschaukel, dann stieß sie sich mit den Zehenspitzen vom Boden ab, wobei sie auf Beau aufpasste, der ihr gefolgt war und sich so dicht vor ihren Füßen niedergelassen hatte, dass die Schaukel über ihm hin und her schwang.
„Er wurde mit vier Wochen Waise", fuhr Roan fort, während er sich zu ihr umdrehte. „Carolyn, Jakes Mutter, hat ihn mit der Flasche großgezogen."
Tory schaute ihn eine Sekunde an, bevor sie sagte: „Dann muss er ja schon ganz schön alt sein. Das war mir gar nicht klar."
„Oh, ja." Dem hatte Roan nichts mehr hinzuzufügen, hauptsächlich weil er es bereits bereute, das Thema überhaupt angeschnitten zu haben. Er lehnte sich mit übereinander gestellten Füßen gegen die Brüstung.
„Aus irgendeinem Grund hatte ich eigentlich gedacht, dass sich Ihre Frau aus Hunden nicht allzu viel gemacht hat."
Seine Abneigung, über die Vergangenheit zu sprechen, war mehr als nur das Bedürfnis, seine Privatsphäre zu schützen, oder der normale männliche Widerwille, über persönliche Probleme zu reden. Sie saß ihm tief in den Knochen, es war etwas, das er auf dem Schoß seines Vaters gelernt hatte; über Familienangelegenheiten redete man ausschließlich mit der Familie.
Trotzdem wollte er Donna jetzt nicht einfach abblocken. Auch war er froh, dass sie überhaupt wieder mit ihm redete, weil er eigentlich erwartet hatte, dass sie wegen der Fußfessel immer noch wütend auf ihn war. Obwohl natürlich schon der Umstand, dass er sich darüber Gedanken machte, ein schlimmes Zeichen war.
„Carolyn liebte Hunde und Kinder nur, solange sie klein und hilflos waren", erklärte er, die Arme über der Brust verschränkend. „Sobald sie einen eigenen Willen entwickelten, bekam sie Probleme. Aber was sie absolut nicht ertragen konnte, waren Dog Trot und Turn-Coupe. Und mich natürlich."
Das einzige Geräusch auf der Veranda war das rhythmische Quietschen der Verandaschaukel. In dem Moment, in dem Roan schon dachte, dass Donna das Interesse an seinem Privatleben verloren hätte, ergriff sie wieder das Wort.
„Oben auf dem Speicher habe ich ein Hochzeitsfoto von Ihnen und Carolyn entdeckt. Wäre es nicht normaler gewesen, es irgendwo aufzustellen, damit Jake es sich von Zeit zu Zeit anschauen kann, statt es wegzuräumen, als ob seine Mutter nicht existierte?"
Genau aus diesem Grund redete man nicht über Familienangelegenheiten, dachte er. Die Leute glaubten immer alles besser zu wissen als man selbst. „Haben Sie beim Herumschnüffeln sonst noch etwas Interessantes gefunden?" fragte er.
„Ich habe nicht herumgeschnüffelt, sondern mich nur ein bisschen...
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