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Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin

Titel: Der Benedict Clan 03 - Die Millionenerbin Kostenlos Bücher Online Lesen
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alle unbeschriftet waren und offenbar hastig in eine Nische zwischen zwei Stützbalken geschoben worden waren. Sie standen in einem so auffälligen Kontrast zu den restlichen sorgfältig beschrifteten und ordentlich gestapelten Kartons, dass ihre Neugier erwachte.
    Die Kartons enthielten die Erinnerungen an ein Eheleben. Sie waren hastig hineingeworfen worden, ohne dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, sie einzupacken oder sich sonst erkennbar um ihren Wert zu sorgen, egal ob er ideeller oder materieller Natur war. In einer Kiste waren die vertrockneten Ü berreste eines Brautstraußes, zwei mit einst weißen Bändern zusammengebundene Champagnerflöten, auf denen die Worte
    Braut und Bräutigam eingraviert waren, ein verhedderter Strumpfhaltergürtel, Servietten mit eingesticktem Namen und Datum sowie ein Hochzeitsfoto in einem angelaufenen Silberrahmen. Die lächelnde Braut war eine zerbrechlich aussehende Blondine, und der Bräutigam war Roan.
    Jetzt schnüffelte sie wirklich herum, sie tauchte in Roans Leben ein wie an jenem Tag, an dem sie das Rennfahrerfoto entdeckt hatte, aber sie konnte einfach nicht widerstehen. Sie nahm das Hochzeitsfoto aus dem Karton und hielt es ins Licht, wobei sie tief durchatmete, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, keine Luft mehr zu bekommen.
    Es war natürlich albern. Die so nachlässig verstauten Sachen stammten offensichtlich von Roans Hochzeit, wahrscheinlich hatte seine Frau sie zurückgelassen, und er hatte sie dann weggepackt. Irgendwo ganz hinten in ihrem Hinterkopf hatte Tory natürlich immer gewusst, dass es da eine Trauungszeremonie, Gäste und alles, was zu einer Hochzeit gehörte, gegeben hatte. Und doch machte das Foto, das sie jetzt in Händen hielt, alles irgendwie erst real. Sie musste sich zwingen, ihren Griff zu lockern, weil sonst die Gefahr bestand, dass sie den Rahmen verbog.
    Das Foto, das das Brautpaar, flankiert von mit Bändern geschmückten Kandelabern, in einer Kirche mit einem Buntglasfenster im Hintergrund zeigte, unterschied sich in nichts von unzähligen anderen Hochzeitsfotos. Und doch wurde Tory das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht ganz stimmte.
    Das Mädchen war auf eine liebreizende Art hübsch, mit der schlanken Figur und den noch wenig ausgeprägten Gesichtszügen eines Teenagers. Sie wirkte fast puppenhaft in ihrem bodenlangen spitzenbesetzten Kleid, dem Brautstrauß, den sie fest an sich gepresst hielt, und dem nervösen Lächeln auf den
    Lippen. Roan, der einen weißen, zweifellos geliehenen, aber perfekt sitzenden Smoking trug, stand mit gestrafften Schultern da und schaute fast trotzig in die Kamera. Auf eine seltsame Art wirkte das Paar unendlich jung und gleichzeitig merkwürdig alt.
    Die beiden mussten mit dem Versprechen, das sie sich gegeben hatten, Träume und Hoffnungen auf eine lebenslange gemeinsame Zukunft verbunden haben, aber sie waren enttäuscht worden. Die Ehe war vorbei, die Versprechen waren gebrochen, die Hoffnungen und Träume für immer dahin.
    Aufseufzend legte Tory das Foto in den Karton zurück, dann klappte sie den Deckel zu. Erst nachdem sie den Speicher verlassen hatte und wieder auf dem Weg in ihr Zimmer war, begann sich das Gefühl von Verwirrung über das Hochzeitsfoto langsam zu verflüchtigen, und ihr wurde klar, worüber sie gestutzt hatte.
    Das Problem war der Ausdruck auf dem Gesicht des Bräutigams. Falls sein Hochzeitstag ein freudiges Ereignis für ihn gewesen war, hatte er es sich zumindest nicht anmerken lassen.

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    11. KAPITEL
    Als an diesem Abend die Zeit für das frühe Abendessen, das auf Dog Trot üblich war, heranrückte, ging Tory in die Küche und setzte sich wie selbstverständlich an den Tisch. Roan, der am Herd stand und Hähnchenschenkel briet, hob den Kopf und schaute sie schweigend an. Tory hielt seinem Blick ohne mit der Wimper zu zucken stand, aber sie sagte auch kein Wort. Roan schien einen Moment nachzudenken, dann bat er Jake in ruhigem Ton, noch ein weiteres Gedeck aufzulegen. Tory fühlte sich, als ob sie in einem unerklärten Krieg einen großen Sieg errungen hätte.
    Während des Essens nahm sie sorgfältig, wenn auch verstohlen, am Feind Maß, indem sie den Roan, der ihr gegenüber am Tisch saß, mit dem Roan, den sie auf dem Hochzeitsfoto gesehen hatte, verglich. Sein Gesichtsausdruck verriet wenig über seine Gefühle, während er sich mit Jake über den kranken Hund und einen Autounfall, der sich in der Stadt ereignet hatte, unterhielt. Sie

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