Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Frauen und Kinder. Sie haben es nicht verdient, meinetwegen zu sterben."
„Du denkst, wir sitzen hier auf dem Präsentierteller, nicht wahr? Meinst du, wir könnten uns gegen kampferfahrene Männer wie Ahmad und seine Leute nicht zur Wehr setzen?"
Damit kam er gefährlich nah an ihre wirkliche Meinung. „Du und die anderen, ihr habt einfach keine Vorstellung davon, wie grausam und bösartig sie sein können." Sie entfernte sich von ihm und ging in das angrenzende Badezimmer, wo sie Verbandszeug fand.
„Wir müssen weder grausam noch bösartig sein, um zu wissen, wie man kämpft", erklärte er und folgte ihr bis zur Tür. „Das hier ist unser Terrain. Wir kennen hier jeden Bach, jeden Hügel und jedes Erdloch. Auf diesem Grund und Boden wurde seit Generationen gewandert, gejagt und gecampt. Wir sind eins mit dieser Umgebung und können uns auf eine Weise tarnen oder Fallen aufbauen, die unsere Gegner nicht mal erahnen, geschweige denn für sich nutzen können. Man kann uns hier nicht in eine Ecke treiben, und wir lassen uns hier nicht besiegen."
„Schon gut, ich habe mich geirrt", sagte sie und senkte den Kopf, als sie mit dem Verbandszeug zu ihm ging. „Ich wollte nicht so viel Aufregung auslösen."
Einige Sekunden lang schwieg er, dann sprach er mit zorniger Stimme weiter. „Komm mir nicht mit dieser Masche der unterwürfigen Frau. Ahmad ist vielleicht dumm genug, dir das abzukaufen - ich nicht. Du bist in keiner Weise unterwürfig. Du bist stolz und clever. Du hast gelernt, wie du dich verhalten musst, um den Eindruck zu erwecken, dass du dich untergeordnet hast, aber das ist auch schon alles. Du hast Verstand, und du weißt, wie du ihn benutzen musst. Ich will, dass du auch genau das machst. Denk nach, bevor du etwas machst, das tödlich für dich ausgehen kann."
„Das habe ich getan!"
„Ach ja, stimmt. Du hast überlegt, dass du dich ergibst, und dann ist alles wieder in Ordnung, wie? Frauen, die sich opfern, mögen ja da, wo du die letzten Jahre zugebracht hast, eine große Sache sein. Aber wir können damit nicht allzu viel anfangen."
Wut kam in ihr auf, als sie hörte, wie er rundweg das ablehnte, was von ihr als eine selbstlose Geste gedacht war. Sie drängte sich an ihm vorbei aus dem Badezimmer und warf ihm einen zornigen Blick zu. „Ich habe versucht, deine Familie zu retten. Wenn dir das nicht passt, dann tut es mir Leid."
„Es passt mir überhaupt nicht, Lady. Meine Familie muss nicht gerettet werden. Begreif das endlich mal, und hör auf, ständig zu sagen, dass es dir Leid tut!"
Sie würde sich niemals wieder bei ihm entschuldigen, selbst wenn es sie umbrachte. „Du glaubst, dass ein paar Wachposten und vernagelte Fenster die Lösung für alles sind? Findest du wirklich, dass eine Party für die ganze Familie die beste Methode ist, um sich auf das Schlimmste vorzubereiten?"
„Unsere Verteidigung besteht aus mehr als nur aus Wachposten und zugenagelten Fenstern, und jeder Erwachsene hier weiß ganz genau, wann und wie er die Kinder in Sicherheit bringen muss, ohne ihnen ein Trauma zu bescheren, das sie garantiert bekämen, wenn sie tagelang in einem verbarrikadierten Haus zubringen müssten. Wir hätten sie genauso wie die Frauen irgendwo anders hinschicken können, aber wir wissen sie lieber in unserer Nähe, wo sie in Sicherheit sind. Wir hätten uns auch alle in die Berge zurückziehen können, doch ein Benedict läuft nicht vor der Gefahr davon. Wir hätten auch die Polizei rufen können, damit die sich der Sache annimmt. Aber ein Benedict erwartet nicht, dass ein anderer für ihn die Drecksarbeit erledigt. Wir passen auf uns selbst auf."
Es war denkbar, dass sie die Situation falsch eingeschätzt hatte und dass der Schein trog. Doch das alles änderte nichts an der Rolle, die sie dabei hatte. „Erwartest du von mir, dass ich mich hinsetze und Däumchen drehe, während du damit beschäftigt bist, dich um alle möglichen Dinge zu kümmern? Soll ich dich und deine Familie alles aufs Spiel setzen lassen, während ich es mir gut gehen lasse, als würde ich hier meinen Urlaub verbringen?" Sie warf das Verbandszeug aufs Bett, dann packte sie den Stoff seines Hemds. Die Wut, die in ihr tobte, steigerte ihre Kräfte, und beinahe hätte sie die Hemdknöpfe einfach abgerissen, als sie begann, sie zu öffnen.
Er nahm ihre Heftigkeit erstaunt zur Kenntnis, ging jedoch darüber hinweg. „Du warst müde, du hattest eine Menge durchgemacht und konntest die Erholung gut gebrauchen. Aber
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