Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Flüstern, und Wade rollte sich abermals mit ihr zur Seite, bis sie wieder auf dem rauen Teppich lag. Diesmal fühlte sie ihn so tief in sich, dass sie wirklich völlig mit ihm vereint zu sein schien. Es war eine so unendliche Erfüllung, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, die über ihr Gesicht bis in ihr Haar liefen.
Mit den Tränen kam eine heiße Flut reinster, köstlichster Lust. Sie bewegte sich im gleichen Rhythmus wie Wade, atmete gleichzeitig mit ihm schluchzend ein und verspürte eine Unbekümmertheit, die Wut vertrieb und Anspannung milderte. Irgendwo in einer fernen Ecke ihres Verstands existierte eine unendliche Dankbarkeit darüber, dass er nicht erkennen konnte, dass sie mit jedem Stoß, den sie erwiderte, ihre Maske fallen ließ und ihm ihre Liebe gab.
Sekunden später versteifte sich sein ganzer Körper, ein tiefer, kehliger Schrei kam über seine Lippen. Er hielt sie fest, während er mit seinen Lippen über die zarte Haut an ihrem Hals strich und schließlich sein Gesicht in ihrem vollen Haar vergrub.
Einige Augenblicke lang lagen sie völlig ruhig da, dann seufzte er leise und verlagerte sein Gewicht auf eine Seite, so dass er sich auf einen Ellbogen stützen konnte, ohne die enge Verbindung zu lösen, in der sich ihre beiden Körper immer noch befanden. Er strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, und mit dem Daumen berührte er sanft ihre Lippen. „Alles in Ordnung? Ich habe dir hoffentlich nicht wehgetan?"
„Mir geht es gut. Aber bei dir bin ich mir nicht so sicher."
Auf ihrem Oberkörper war ein Streifen Blut zu sehen. Sie wusste nicht, ob er schon vorher da gewesen war oder ob seine Verletzung erneut zu bluten angefangen hatte.
„Ich werde es überleben." Der Humor in seiner Stimme, der nichts mehr von seiner vorangegangenen Verärgerung anzuhören war, wirkte auf Chloes Seele wie Balsam. Sie genoss es, während sich Herzschlag und Atmung allmählich wieder normalisierten.
Ein störender Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Mit einer Fingerspitze zeichnete sie kleine Kreise auf seine Brust. Schließlich sagte sie: „Ich frage mich, was deine Familie denkt, was wir hier oben machen."
„Ich gehe davon aus, dass sie es sich denken können." Ein ironisches Grinsen umspielte seine Mundwinkel.
Das Wort, das ihr daraufhin in Pashtu entglitt, war ausdrucksstark, wenn auch alles andere als vornehm.
„Keine Sorge. Die Jungs werden das für ganz natürlich ansehen, weil sie es an meiner Stelle auch machen würden. Und ihre Frauen werden sich vermutlich fragen, ob es genauso ist wie das, was zwischen ihnen und ihren Männern läuft."
„Nein."
„Nein?" Er legte seinen Kopf schräg und betrachtete sie.
„Es ist nicht so. Clay hat mich doch umarmt, erinnerst du dich? Es war überhaupt nicht so wie ... so wie das, du weißt schon."
Er beugte sich vor und drückte sie wieder an sich. „Nicht so wie das hier?"
„Überhaupt nicht." Sie wünschte sich, dass sie doch bloß den Mund gehalten hätte.
Wade begann unwillkürlich zu grinsen, obwohl er seine
Lippen aufeinander presste und dagegen ankämpfte. „Schön zu wissen", sagte er und strahlte über das ganze Gesicht.
Chloe spürte, wie ihr heiß wurde. Mit einem Mal fühlte sie sich körperlich und seelisch entblößt. Sie legte ihm die Finger auf seine Schulter und drückte ihn weg. Es reichte ihr. Er wich zurück und machte ihr Platz, damit sie aufstehen konnte. Mit wachsamem Blick beobachtete er sie, doch Chloe mied es, ihn anzusehen, sammelte stattdessen ihre Kleidung auf und ging ins Badezimmer.
Sie ließ sich das kalte Wasser einige Augenblicke lang über Hände und Unterarme laufen, ehe sie sich das erfrischende Nass ins Gesicht spritzte. Dann umfasste sie den Rand des Waschbeckens und schloss die Augen, als das Wasser über Kinn und Hals bis hinunter zu ihrem Busen lief.
Sie war so dumm!
Was sie gerade getan hatte, konnte sich für sie als Falle erweisen. Es konnte sie davon abhalten, sich der einen Sache zu widmen, die ihrem Leben einen Sinn geben könnte. Wenn sie schwanger wurde, dann würde dieses Kind eine Geisel werden, das sie an diesen Ort und an diese Menschen binden würde. Sie würde Aufgaben und Verpflichtungen erfüllen müssen, die ihr keine Zeit für andere Dinge ließen. Sie würde nicht den Frauen helfen können, die sie zurückgelassen hatte und die hinter ihrem Schleier ein Leben in Ignoranz und Quasi-Sklaverei führten.
Fast hatte sie zugelassen, dass sie ihre Mission vergaß. Sie hatte es sich
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