Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Sinnvolles tun, verstehst du."
Er ließ ihre Worte einen Moment lang auf sich wirken. „Du kannst hier bleiben. Ich habe dir das schon einmal gesagt, und das Angebot steht nach wie vor. Janna würde sich über die Gesellschaft freuen, und sie kann jede Hilfe gebrauchen, wenn das Kind erst mal auf der Welt ist."
„Ich ... ich glaube nicht, dass das funktionieren würde", erwiderte sie und bemühte sich mit aller Kraft, dass ihre Stimme nicht zitterte.
„Ich werde nicht hier sein, wenn es das ist, was dich davon abhält."
Sie horchte auf. Sie hielt die Bürste in der Hand, als sie sich umdrehte und sich auf die Matratze setzte. „Du kehrst auf ein Ölfeld zurück?"
„Nat hängt mir schon eine Ewigkeit in den Ohren, damit ich endlich für ihn arbeite", sagte er beiläufig. „Menschen zu retten ist auch kein schlechterer Job als andere."
„Ist es gefährlich?"
Er betrachtete sie lange und kniff die Augen so sehr zusammen, bis sie von dem Funkeln seiner Pupillen nichts mehr sehen konnte. „Ich muss etwas Sinnvolles tun, und das ist eine Sache, die es wert ist."
„Mach das nicht." Sie sah auf ihre Hände, die die Bürste fest umklammerten.
„Was soll ich nicht machen?"
„Mach dich nicht über das lustig, was ich tun möchte!" Sie warf ihm nur einen kurzen Blick zu, der dafür umso wütender war.
„Es geht nicht darum, was du tun willst, nur darum, wie und wo du das machen willst."
Wenn er es nicht verstehen konnte, dann war jeder weitere
Erklärungsversuch sinnlos. „Du musst nicht dein Haus verlassen, nur weil ich hier sein könnte."
„Glaubst du, ich würde deswegen gehen?"
„Was denn sonst? Es sei denn, es gefällt dir, das alles hier hinter dir zurückzulassen."
Diesmal wandte er seinen Blick ab. „Wohl kaum."
„Vor vielen Jahren bist du wegen deines Vaters gegangen. Und jetzt gehst du meinetwegen. Mir kommt das wie ein Verhaltensmuster vor."
„Du meinst, ich laufe vor Problemen davon?"
„Das habe ich damit nicht gesagt. Außerdem stelle ich für dich kein Problem dar."
Er warf ihr einen ungläubigen Blick zu. „Honey, du hast mir nichts anderes als Probleme beschert."
Sie zuckte mit den Schultern. „Wenigstens ist es jetzt vorbei."
„Stimmt", sagte er, klang aber nicht besonders glücklich.
„Falls ich dich nicht wiedersehen sollte, dann ... dann sollte ich mich wohl jetzt dafür bedanken, dass du mich in Sicherheit gebracht hast, bevor Ismael..."
„Vergiss es."
Sein Tonfall war knapp und abweisend, und das machte seine Worte umso verletzender. „Ich glaube nicht, dass ich das jemals vergessen kann."
„Es ist geschehen. Du hast getan, was du konntest. Manche Dinge kann man einfach nicht ändern. Lass es hinter dir."
„Das kannst du so leicht sagen."
„Nicht so leicht, wie du denkst", widersprach er beherrscht. Er hielt inne und atmete tief durch. „Es ist überhaupt nicht leicht. Ich hatte solche Angst, dass ich deinen Tod mit ansehen müsste. Das hätte ich nicht ertragen."
„Es war nicht nötig, du hast nicht versagt", sagte sie in leiser Erwiderung auf seinen Schmerz. „Diesmal hast du es kommen sehen, und das hat genügt. Wenn jemand etwas hinter sich lassen sollte, dann du."
Er schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. „Vielleicht gelingt mir das. Eines Tages."
„Ich glaube, es wird uns beiden gelingen." Dass es so bald nicht der Fall sein würde, war ihnen beiden klar. Die Erinnerung war noch zu frisch, so wie die Erde, die mit einem Bulldozer in den Krater geschoben worden war, an dessen Stelle sich der Indianerhügel befunden hatte. Die staatlichen Behörden hatten sich in Grand Point eingefunden, um die Artefakte, die ans Tageslicht gekommen waren, ins Museum zu bringen. Die Bundesbehörden waren eingetroffen, weil sie sich für die Verbindungen Ahmads zu einer Terrororganisation interessierten und den einen überlebenden Hazaristaner verhören wollten. Und die örtlichen Behörden hatten sich darum gekümmert, die sterblichen Überreste von Ahmad und Ismael nach Hazaristan zu überführen. Das Einzige, was jetzt noch zu tun war, war vergessen.
„Ich bin froh, dass ich bei dir nicht versagt habe", verriet er ihr leise.
Einen Moment lang hielt sie es für möglich, dass mehr hinter diesen Worten steckte als das, was sie aussagten. Doch es kam ihr so unwahrscheinlich vor, dass sie nicht weiter darüber nachdachte. Alles, was an ihrer Beziehung persönlich gewesen sein mochte, hatte sie beendet.
Unbehagliches Schweigen machte sich
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