Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
dass ihr mit ihr bloß nicht mehr Schritt halten könnt. Ich mag ein Ignorant sein, aber ich weiß, dass ihr die Lehren Mohammeds missbraucht, um Mord zu legitimieren. Versteht ihr denn nicht, dass man auf einem Grab keine zukünftige Größe aufbauen kann?"
„Es reicht!"
„Was ist? Gefällt dir die Wahrheit nicht?" fuhr Wade fort. „Pech für dich, aber es wird Zeit, dass es dir mal jemand sagt."
„Wade, bitte." Chloes Stimme hatte gezittert.
Er wusste, dass er ein gefährliches Spiel spielte, indem er Ahmad reizte. Doch es war besser, seine Aufmerksamkeit auf provozierende Bemerkungen zu lenken, anstatt ihm Gelegenheit zu geben, sich mit dem Jungen zu befassen, den er in seine Gewalt gebracht hatte.
„Ich muss mir das nicht anhören", ließ Ahmad durch Ismael wissen. „Wir haben mehr als genug Sprengstoff hier, der für einen Krater reicht, der jeden im näheren Umkreis verschlingen wird. Dieser Erdhaufen wird unser aller Grab werden, Benedict."
„Ahmad, nicht", rief Chloe und löste sich aus dem Schutz der Bäume.
Wade streckte seine Hand aus und packte sie am Arm, um sie wieder in Sicherheit zu ziehen. Chloe zuckte zusammen und stolperte, doch er konnte sie mit seinem festen Griff davor bewahren, dass sie hinfiel. Sie sah ihn an, und eine Sekunde lang funkelten in ihren Augen all die Angst und die Wut, die sie in sich trug. Dann riss sie sich von ihm los.
Ein Stück hinter ihnen kamen die anderen Männer aus allen Richtungen zusammen, für den Ernstfall gewappnet. Wade sah sich um und entdeckte Adam. „Zwei von ihnen haben sich hier verschanzt", sagte er, als Adam auf ihn aufmerksam wurde. „Wo sind die beiden anderen?"
„Einer ist tot, den anderen haben wir gefangen genommen. Hopewell band ihn an einem Baum fest, als ich mich auf den Weg hierher gemacht habe."
Wade nickte. Hopewell war der Ehemann von Johnnie, der Krankenschwester, die Chloe unwissentlich mit in die Stadt genommen hatte. Er war ein guter Mann, auf den man sich verlassen konnte.
„Und unsere Leute?" wollte er wissen.
„Einer ist verletzt, eine Schusswunde am Bein."
„Es hätte schlimmer kommen können", sagte Wade. „Aber die Situation kann immer noch eskalieren, weil wir hier ein Problem haben." In groben Zügen schilderte er die Lage und bat um Lösungsvorschläge.
„Wir könnten stürmen", meinte irgendwer aus dem Hintergrund. „Es wäre vorbei, ehe sie begreifen, was passiert ist."
„Vorbei wäre es ganz sicher, du Idiot", antwortete ein anderer gereizt. „Hast du nicht gehört, dass sie alles in die Luft jagen wollen?"
In dem Moment tauchte Nat dicht neben Wade auf. „Fenster gibt es da keine, richtig? Und auch nur diese eine Tür?"
„Ja, genau", antwortete Wade und empfand ein Gefühl der Dankbarkeit, dass sich wenigstens einer eingehender mit dem Problem befasste.
„Wohl auch kein Wasser und nichts zu essen. Wenn wir wüssten, dass wir Zeit genug hätten, dann könnten wir sie aushungern."
„Die Zeit haben wir nicht."
„Stimmt. Im Moment sehe ich nur eine Möglichkeit: Wir schleichen uns ran, reißen die Tür auf und werfen eine Rauchbombe rein. Dann müssen sie rauskommen, ob sie wollen oder nicht."
Wade hatte bereits mit dem Gedanken gespielt und ihn wieder verworfen. „Zu gefährlich."
„Ja, für den Jungen", stimmte Nat ihm zu. „Du hast allerdings keine große Wahl. Es ist ein Leben gegen das des ganzen Clans."
Genau diese Schlussfolgerung machte Wade so entsetzlich zu schaffen, dass er nicht einmal richtig durchatmen konnte. Der Wunsch, irgendetwas zu zerschmettern, war so überwältigend, dass er den größten Teil seiner Willenskraft darauf verwenden musste, ihn zu unterdrücken. Er atmete tief durch, dann sagte er: „Ich kann diese Entscheidung nicht treffen."
„Irgendjemand muss es aber."
„Nein", widersprach Chloe. „Es muss nicht sein."
Wade glaubte für einen Augenblick, ihr Einwurf sei eine rein emotionale Reaktion, doch dann wurde ihm etwas in ihrem Tonfall bewusst. „Was hast du gesagt?"
„Ahmad könnte herauskommen, wenn du den richtigen Köder benutzt."
„Das glaube ich nicht." Ausdrücken wollte er damit, dass er nicht näher über das nachdenken wollte, was Chloe vorschwebte. Er konnte sich auch so schon gut genug vorstellen, was sie beabsichtigte.
„Er hat es schon einmal gemacht."
„Ja, und was dabei herausgekommen ist, weißt du ja."
Sie strich ihr Haar nach hinten, als sie sich zu ihm umdrehte. „Es ist einen Versuch wert. Er ist meinetwegen
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