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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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strahlte noch keine Härte aus und beobachtete
    Ahmad mit jener Art von nervöser Behutsamkeit, die eine Abhängigkeit vermuten ließ. Wenn sich Ahmad dessen bewusst war, ließ er sich davon zumindest nichts anmerken. Wade hatte im Lauf der Jahre einiges über die Nähe innerhalb der moslemischen Bruderschaft gehört, doch Chloes Stiefbruder ließ von dieser Bevorzugung praktisch nichts erkennen.
    „Kein Problem", sagte er hastig, als er bemerkte, dass Ahmad auf eine Antwort wartete. Sein Einverständnis änderte für ihn überhaupt nichts, weil Chloe Madison für ihn keine Bürgerin von Hazaristan war, sondern Amerikanerin.
    „Es ist wirklich hervorragend, dass wir uns so gut verstehen. Mein Ratschlag an Sie: Sehen Sie zu, dass Sie Ihre Geschäfte so schnell wie möglich abschließen, umso besser wird das für alle Seiten sein."
    „Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Das hier ist kein Ort, an dem man unnötig viel Zeit verbringen möchte."
    Es war denkbar, dass er seine gespielte Kooperation übertrieben hatte, da Ahmad ihn finster anstarrte. „Es wird keine weitere Warnung geben."
    „Die wird auch nicht nötig sein." Wade begab sich mit großen Schritten zur Tür, um sie zu öffnen. „Aber ich sollte Sie auch wissen lassen, dass ich viel unterwegs sein werde. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, dass ich bis zu meiner Abreise nicht immer so leicht aufzufinden bin."
    Ahmad kniff ein wenig die Augen zusammen. Er ging nach draußen, direkt gefolgt von seinem Dolmetscher, dann drehte er sich im Korridor noch einmal um. „Ich bin sicher, die Taliban werden Sie überall finden, wenn es sein muss."
    „Sie können es ja gerne versuchen", gab Wade mit dem höflichsten Lächeln zurück.
    Als er die Tür zumachte, war jeglicher Anflug von Humor aus seinem Gesicht verschwunden. Er stand da und starrte ins Leere, während er lauschte, bis die Schritte der beiden nicht mehr zu hören waren.

4. KAPITEL
     
    Chloe konnte nicht einschlafen, da der Zorn sie wach hielt. Zorn auf Ahmad, dass er ihr den Tod ihres Vaters verheimlicht hatte. Dass er sie gezwungen hatte, abhängig zu bleiben, während er plante, sie in die Ehe mit einem Mann seiner Wahl zu zwingen, um dann ihr Erbe an sich zu reißen. Am liebsten hätte sie den hinterhältigen Stiefbruder in Stücke gerissen. Doch vor allem konnte sie nicht die Begegnung mit Wade Benedict im Garten vergessen, der ihre hart erarbeitete Akzeptanz dieses Lebens ins Wanken gebracht und durch Visionen von paradiesischer Freiheit ersetzt hatte, die ihr für alle Zeiten verwehrt bleiben würden. Weil er in ihr diese strahlende Hoffnung geweckt hatte, erschien ihr die Zukunft noch freudloser. Das machte sie auf ihn genauso wütend wie auf Ahmad.
    Der Morgen brachte die unerfreuliche Nachricht mit sich, dass Ahmad am Abend zuvor zu viel gegessen hatte und nun den ganzen Tag zu Hause bleiben würde, da er sich nicht wohl fühlte. Chloe arbeitete gewissenhaft im Haus und erledigte alle anstehenden Aufgaben, damit es nichts gab, was sie vom Unterricht abhalten konnte, wenn sich die Gelegenheit dazu ergab. Ihr Vorgehen machte sich bezahlt. Am nächsten Tag brach Ahmad früh auf, und am späten Vormittag war sie bereits im Haus von Ismaels Mutter Willa, wo im Abstand von etwa zwei Wochen im Wechsel mit drei anderen Haushalten Unterricht stattfand. Treena war zu Hause geblieben, da ihr übel war. Ismael begleitete Chloe zu einem „Pflichtbesuch" bei seiner verwitweten Mutter.
    Willa war eine intelligente Frau, die voller Energie steckte. Ihr Mann war an einer Lungenentzündung gestorben, eine
    Tochter hatte sie durch eine Kinderkrankheit verloren. Und ihr Geschäft war ihr ebenfalls genommen worden. Angesichts der Tatsache, dass sie bereits über vierzig Jahre alt war und sich damit in einem Alter befand, das nur wenige Frauen in diesem Teil der Welt überhaupt erreichten, hatte sie beschlossen, die ihr noch verbleibende Zeit der Untergrundbewegung der Frauen zu widmen. Neben dem Unterricht, der in ihrem Wohnzimmer stattfand, hatte Willa noch etwas anderes zu bieten: einen kleinen Schönheitssalon, in dem es all die verbotenen Kosmetika, Gesichtscremes, Haarspülungen und Maniküren gab. Viele Frauen nutzten dieses Angebot, um Trost für ihr Schicksal zu finden und um eine Form des heimlichen Widerstands zu leisten.
    Chloe und Willa vollzogen das Begrüßungsritual, indem sie sich dreimal auf jede Wange küssten, dann setzten sie sich und tranken Tee aus silbernen Bechern, während sie darauf

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