Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
rechtzeitig fiel ihm ein, dass der Hazaristaner für ihn ein Fremder sein musste, und er sagte mit nachdenklicher Miene: „Ich glaube, ich habe Sie in Kashi gesehen, im Fußballstadion."
    „Und ich Sie", gab Ahmad zurück und sprach weiter, während sein Begleiter pflichtbewusst übersetzte. „Wer sind Sie, und was wollen Sie?"
    Wade nannte seinen Namen, dachte aber erst in diesem Moment und damit viel zu spät daran, dass er sich von vornherein eine falsche Identität für den Fall hätte zulegen sollen, dass Chloes Stiefbruder für das Verschwinden sämtlicher Briefe verantwortlich war. Das Gesicht des Mannes ließ keine Regung erkennen, als der Name fiel. Entweder hatte er kein gutes Namengedächtnis, oder er konnte seine Reaktion sehr gut hinter seinem Bart verbergen.
    „Warum halten Sie sich im Basar auf? Warum beobachten Sie unsere Frauen?"
    „Ich finde Schleier unglaublich faszinierend", antwortete Wade in seinem besten naiven Tonfall. „Ich werde niemals begreifen, wie man unter diesen Stoffbahnen atmen kann, ganz zu schweigen davon, wie man eine Straße überqueren kann, ohne überfahren zu werden. Und jetzt würde ich gerne wissen, warum Sie mir gefolgt sind."
    „Mit solchen Dingen müssen Sie rechnen, wenn Sie in ein Land reisen, das sich im Krieg befindet."
    Wade hatte sie natürlich erwartet. Aus diesem Grund war er auch einen großen Umweg zu Chloes Haus gegangen, damit man seine Spur verlor. „Diese Vorstellung macht mich nervös. Ich bin ein Stoffimporteur, kein Spion."
    Ahmad schürzte seine vollen, fleischigen Lippen. „Ein Stoffimporteur, so, so. Sie haben doch gar keinen Stoffhersteller aufgesucht."
    „Man hat mir gesagt, dass es die beste Ware bei Frauen gibt, die sie zu Hause herstellen." Zumindest hatte er das in einer der Akten gelesen, die für ihn zusammengestellt worden waren, damit er auf den Beruf vorbereitet war, der auf seinen Einreisepapieren vermerkt war.
    „Solche Waren existieren nicht. Unsere Frauen befassen sich nicht mit der schmutzigen Welt des Handels."
    „Sie meinen, dass sie lieber auf der Straße sitzen und betteln ... und vielleicht sogar sterben?" Es war eine unverhohlene Provokation, doch er hatte nicht widerstehen können.
    „Sie tun besser daran, Ihre Erkundigungen auf Stoffe zu beschränken und auf den normalen Märkten zu kaufen, wo sich Männer zusammensetzen und miteinander einen Vertrag aushandeln. Vorausgesetzt, Sie interessieren sich wirklich für unsere Waren."
    Da für Ahmad die Gefahr vorüber war, jeden Augenblick erschossen zu werden, zeigte der sich wieder von der einschüchternden und arroganten Seite, die meist nur dem einen Zweck diente, Unsicherheiten zu überspielen. Hinter seiner Haltung steckte vermutlich jene Art von Übereifer, der daraus entstand, dass man sich für eine Sache allein wegen des damit verbundenen Gefühls der Zusammengehörigkeit begeisterte. Wade konnte es sogar verstehen, weil es ihm ganz ähnlich gegangen war, bis ihn der DSS enttäuscht hatte. Jede Streitkraft entwickelte ihre eigene Art von Bruderschaft, so wie auch die meisten religiösen oder ideologischen Gemeinschaften. Einige fielen dabei etwas extremer aus als andere. Die gefährlichsten Mitglieder waren die, die einzig an das glaubten, was sie von ihren Anführern zu hören bekamen.
    „Ich bin auf der Suche nach Teppichen", sagte Wade gelassen. „Allerdings finde ich auch Gefallen an der bestickten Frauenkleidung, die ich vereinzelt gesehen habe. Sie wissen nicht zufällig, wo ich gute Qualität finden könnte, oder?"
    „Wohl kaum. Und ich muss auch sagen, dass Sie nicht wie ein Mann aussehen, der sich wirklich dafür interessiert."
    Etwas am Tonfall von Chloes Stiefbruder reizte Wade. Er legte den Kopf ein wenig schräg und fragte höflich: „Bezeichnen Sie mich als Lügner?"
    „Ich habe keinen Grund, das zu tun. Noch nicht. Aber ich bin hier, um Ihnen den Standpunkt der Taliban gegenüber Ausländern klar zu machen. Sie dürfen in unser Land kommen, Sie dürfen Ihr Geld hier lassen, aber Sie dürfen sich nicht öffentlich über unsere Politik äußern oder in unsere inneren Angelegenheiten eingreifen, und Sie dürfen auch nicht versuchen, mit den Bewohnern des Landes Kontakt aufzunehmen, wenn es dazu keine geschäftliche Veranlassung gibt. Haben Sie verstanden?"
    Wade sah den Mann an, der Ahmads Worte übersetzte. Zahir war wirklich noch jung. Er hatte dunkle, lebhafte Augen und kaum Bartwuchs. Sein Turban und seine Uniform wirkten ganz neu. Er

Weitere Kostenlose Bücher