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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte es überlebt. Es war ein gutes Gefühl, das sie an ihr früheres Selbst erinnerte. Früher oder später würde sie dafür sicherlich bezahlen, doch diesen einen Augenblick konnte ihr niemand nehmen.
    Auch Ismael hatte ihm getrotzt. Sie konnte nur hoffen, dass er das nicht auch noch bedauern würde.
    Einige Momente lang saß Chloe da und starrte die Wand an, während sie über die beiden Männer nachdachte. Ismael war ihr in diesem Wortwechsel als der Stärkere von beiden vorgekommen. Seltsam, dass ihr das bisher nie aufgefallen war. Wahrscheinlich schöpfte er seine Kraft aus dem Wissen über sich selbst und aus dem Frieden, den seine Seele hatte. Ahmad besaß nichts von alledem.
    Was sollte sie machen? Diese drängende Frage beherrschte jeden ihrer Gedanken. Sie konnte keine Antwort erkennen, und sie sah auch keine Möglichkeit, die Flucht zu ergreifen. Der Einzige, der vielleicht in der Lage war, Ahmad aufzuhalten, war ihr Stiefvater, doch die Chance, mit Imam Kontakt aufzunehmen, lag in weiter Ferne. Seit dem Tod ihrer Mutter war er nicht mehr zu Hause gewesen. Wenn Nachrichten von ihm eintrafen, waren die meist schon mehrere Wochen alt, und es war so gut wie unmöglich, ihm eine Mitteilung zukommen zu lassen. Die Kommunikation mit den Streitkräften an der nördlichen Grenze war stets problematisch. Zum einen war nie genau bekannt, wo die Truppen sich derzeit befanden, zum anderen war das Postwesen so gut wie komplett zusammengebrochen. Dennoch hatte Chloe manchmal das Gefühl, er habe seine Familie einfach nur im Stich gelassen.
    Ein Hauch des Bedauerns kam auf, als ihr die verpasste Gelegenheit in den Sinn kam, die Wade Benedict ihr geboten hatte, doch sie weigerte sich, darüber nachzudenken. Sie wollte sich nicht vorstellen, was hätte sein können, und sie wollte auch nicht daran denken, dass Wade Benedict in diesem Augenblick im Basar auf sie wartete.
    Vielleicht war er ja auch gar nicht da. Vielleicht hatte er es aufgegeben, war zum Hotel zurückgekehrt, um seine Tasche zu packen und sich dann auf den Weg zum Flughafen zu machen. Bald würde er das Land verlassen und nie zurückkehren. Sie wollte nicht mehr über ihn nachdenken.
    Sie sah sich in dem kleinen Zimmer um, das keinen Weg nach draußen bot. Die Tür war zu stabil, die Mauern waren zu dick, und das einzige Fenster bestand aus mehreren schmalen Glasscheiben, die ähnlich einer Jalousie verstellt werden konnten. Seit sie mit schwarzer Farbe angestrichen worden waren, klebten sie so zusammen, dass sie sich kaum noch öffnen ließen. Es war nicht das erste Mal, dass man sie eingesperrt hatte. Von daher hatte sie wiederholt über alle nur möglichen Fluchtwege nachgedacht und jeden von ihnen verwerfen müssen. Doch selbst wenn sie das Haus verlassen konnte, wohin sollte sie gehen? Es gab zwar Häuser, die von der RAWA unterhalten wurden und die ihr Unterschlupf bieten konnten, doch wenn man sie auf dem Weg dorthin ohne männlichen Begleiter aufgreifen würde, schwebte sie in der gleichen Gefahr, die Ahmad für sie darstellte. Nein, es gab einfach keinen Ausweg.
    Sie erhob sich und ging zu dem Wasserkrug, der auf dem Tisch neben ihrem Bett stand. Sie spülte den Mund aus und ertastete mit ihrer Zunge eine Platzwunde an der Innenseite ihrer Wange. Mit einem nassen Stück Stoff kühlte sie ihr Gesicht, in der Hoffnung, dass die Schwellung bald zurückging. Schließlich rollte sie sich auf dem Bett zusammen, blieb ruhig liegen und versuchte, über nichts nachzudenken, während sie darauf wartete, was als Nächstes geschehen würde.
    Ein leises Rufen ließ sie zusammenzucken.
    „Chloe? Ist alles in Ordnung?"
    Sie setzte sich und stand auf, um auf den Lichtschein an der Tür zuzugehen, der durch den schmalen Schlitz fiel. „Treena? Du darfst nicht hier sein. Ahmad ist so schon wütend genug auf dich."
    „Er ist weggegangen. Er hat den Schlüssel mitgenommen, sonst hätte ich dir Wasser und etwas zu essen gebracht."
    Chloe lächelte und schüttelte den Kopf, auch wenn sie wusste, dass Treena das nicht sehen konnte. „Du bist so mutig."
    „Ich habe Angst um dich, Schwester im Herzen. Ich bin angewiesen worden, ein Hochzeitsmahl vorzubereiten."
    „Dann musst du das auch tun."
    „Wie kannst du das nur so ruhig sagen? Ich kann es nicht fassen, dass Ahmad das macht! Ich hätte schwören können, er würde niemals ..."
    „Was?" Chloe wartete. Der seltsame Tonfall ihrer Schwester hatte sie hellhörig werden lassen.
    „Niemals heiraten."
    „Weil er

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