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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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getan."
    „Du bist die Tochter deiner Mutter. Aber ihm geht es vielleicht mehr um die Ehre als um den Hass. Wenn die Schwüre gesprochen sind und er die Kontrolle über dein Erbe hat, dann kann ihn nichts mehr davon abhalten, das zu rächen, was er einfach nur für einen weiteren Verrat hält."
    „Du meinst, er ... er will mich gar nicht? Nicht mal zu Beginn?" Angesichts dessen, was sie gehört hatte, war das durchaus im Bereich des Möglichen.
    „Ich fürchte, er wird dich nicht vor dieser körperlichen Unterwerfung bewahren. Ob das jedoch aus irgendeinem merkwürdigen Verlangen oder aus purer Rache geschieht, kann nur er sagen. Mit deinem Unterricht hast du auf jeden Fall Schande über ihn gebracht. Er kann nicht zulassen, dass es so aussieht, als hätte er keine Kontrolle über die Frauen in seinem Haus. Tod ist die absolute Kontrolle."
    „Lieber Gott", flüsterte Chloe.
    Treena schwieg einige Sekunden lang. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme entschlossen. „Der Amerikaner muss es erfahren."
    „Was soll er denn machen?" Chloe lachte trocken auf. „Das ist eine Familienangelegenheit."
    „Ich bin nicht sicher. Aber er wurde von deinem Vater geschickt, also ist er praktisch sein Stellvertreter. Ich glaube, dass seine Anwesenheit diese Krise nur noch beschleunigt hat, da Ahmad dadurch auf dein Kommen und Gehen aufmerksam wurde. Der Ausländer trägt Verantwortung für dich."
    „Ahmad wird das sicher nicht so sehen", warnte Chloe sie. „Und er könnte eine Nachricht, die an Wade Benedict geht, als einen noch größeren Verrat betrachten."
    „Wenn er das herausfindet."
    „Das wird er, wenn sich Benedict einmischt." Insgeheim war sie sicher, dass eine Kontaktaufnahme nutzlos war. Ganz gleich, was er alles gesagt hatte, sie bezweifelte, dass er sich wegen einer Frau, die er kaum kannte, auf eine ernsthafte Konfrontation mit Ahmad einlassen würde.
    „Es ist unwichtig, wie Ahmad über mich denkt", antwortete Treena.
    Die Besorgnis, die sich in Chloe breit machte, deutete auf das Gegenteil hin. „Aber wenn er für mich so gefährlich ist, wird er dich dann verschonen?"
    „Ich bin seine Schwester."
    „Du bist eine Frau."
    „Das bin ich, und ich bin eine Mutter von Töchtern", gab Treena entschlossen zurück. „Manche Dinge müssen getan werden, weil es der richtige Weg ist, nicht, weil es der sichere Weg ist."

5. KAPITEL
     
    Das laute Poltern an der Tür zu ihrem Zimmer ließ Chloe sich im selben Moment verkrampfen. Sie verharrte reglos in der Dunkelheit, nachdem sie gerade eben noch auf und ab gegangen war. Es waren keine Schritte zu hören gewesen, keinerlei Vorwarnung, und doch klang es ganz so, als wollte sich jemand gewaltsam Zugang verschaffen. Bevor sie überlegen konnte, was sie als Nächstes machen sollte, wurde die Tür von einem weiteren heftigen Stoß getroffen. Das Schloss gab nach, und ein Mann kam in das Zimmer gestürmt, der sich noch gerade eben fangen konnte und sich dann vor ihr aufrichtete. Im Schein des schwachen Lichts, das in den Raum fiel, sah sie eine große, breitschultrige Silhouette vor sich.
    Wade Benedict.
    Er war tatsächlich hergekommen.
    „Pack deine Sachen, und dann nichts wie raus hier", sagte er. „Wir haben keine Zeit zu verlieren."
    In dem Augenblick tauchte Treena in der Türöffnung auf. Sie musste im Flur gewartet haben. „Beeil dich", drängte sie. „Ismael hält Ausschau, falls Ahmad oder seine Wachen entdecken, dass der Amerikaner ihnen entkommen ist. Aber er wird sie nicht aufhalten können."
    Der Lärm hatte die Kinder aufgeweckt, die gleich nebenan im Schlafzimmer von Treena und Ismael schliefen und nun weinten. Ihre erschrockenen Schreie und die vergeblichen Versuche des Kindermädchens, sie zu beruhigen, machten es für Chloe schwierig, sich zu konzentrieren. Wenn sie jetzt wegging, würde sie auch diese Kinder nie wiedersehen. Die kleinen Mädchen waren neben Treena und Ismael das Einzige, das sie in diesem Haus schätzte. Alles andere - das Foto, das ihre Eltern zeigte, der Schmuck ihrer Mutter - war verkauft oder zerstört worden. Dennoch zögerte sie. Sie war immer wieder so sehr im Zweifel darüber gewesen, ob dieser Mann sie befreien würde, dass sie keinen Entschluss gefasst hatte. Und nun stand er vor ihr.
    In ihrer Welt war Hoffnung gleich Leben, und Leben war gleich Hoffnung. Wenn sie nicht davon ausgehen konnte, lange genug zu leben, um für die Dinge zu kämpfen, an die sie glaubte, dann war es besser, das Schlachtfeld zu verlassen.

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