Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
seiner Stimme war freudige Erwartung herauszuhören.
Sie bemerkte eine Bewegung an der Tür, dann sah sie, dass Ismael hereinkam. Ihm war anzusehen, wie besorgt er war. „Ahmad? Was ist hier los?"
„Verräter!" raunte er Ismael an und wandte sich zu seinem neuen Ziel um. „Ich habe dir vertraut, dass du auf diese Frau aufpasst, damit sie nichts macht, was Schande über mein Haus und meinen Namen bringen kann. Und was machst du?"
„Dein Weg ist nicht mein Weg", gab Ismael nur zurück. Er sprach seine Worte mit Nachdruck, auch wenn sein Gesicht nicht mehr Farbe hatte als sein weißer Turban.
„Dein Weg hat es dieser Teufelin ermöglicht, meine Schwester mit ihrer fremden Art und ihren fremden Vorstellungen zu verderben. Dein Weg hat es dieser Frau unter deiner Aufsicht möglich gemacht, auf die Gesetze des Islam zu spucken und dieses Haus zu entehren!"
„Ich weiß nicht, was hier entehrt worden sein soll."
„Du bist ein Narr", brüllte Ahmad. „Als Nächstes wirst du auch noch sagen, dass du keine Verderbtheit sehen kannst."
„Treena trifft ihre eigenen Entscheidungen und folgt ihrem Herzen."
Chloes Ohren dröhnten immer noch von den Ohrfeigen, die Ahmad ihr verpasst hatte, ihr Herz schlug so laut, dass sie die beiden Männer kaum verstehen konnte. Doch Ismaels Mut, es zu wagen, sich für sie und Treena einzusetzen, ließ es ihr warm ums Herz werden.
Ahmad schnaubte verächtlich. „Ich sollte dich töten. Ich würde es machen, wenn du nicht der Vater meines zukünftigen Neffen wärst. Du kannst Wiedergutmachung leisten, indem du meine Schwester selbst angemessen züchtigst."
„Sie ist meine Frau. Ich entscheide, wann sie bestraft werden muss." Ismael machte einen unsicheren Schritt nach vorn. „Sie ist meine Frau, und ich liebe sie."
„Entweder du tust es, sonst tue ich es."
„Sie trägt meinen Sohn, wie du gerade selbst gesagt hast. Sie wird nicht angerührt werden."
„Ich verlange..."
„Du verlangst?" fiel Ismael ihm ins Wort. „Du verlangst etwas und sprichst von Ehre, und gleichzeitig willst du gegen alle Gesetze verstoßen, die Mohammed verkündet hat, und diese Frau heiraten?"
Ahmad blickte ihn finster an. „Es gibt kein Gesetz, das diese Heirat verhindern kann. Ich habe noch heute Morgen mit den Mullahs gesprochen, und sie haben mir die Weisheit des Korans in dieser Angelegenheit erklärt. Es ist verboten, dass zwei Menschen heiraten, die dieselben Eltern haben, doch nichts verbietet eine Ehe zwischen den Menschen, die allein durch Gesetz, nicht jedoch durch das Blut verwandt sind."
„Das besagt vielleicht das Gesetz, aber was besagt der Anstand?" Besorgt sah Ismael zu Chloe, dann wieder zu Ahmad.
„Was soll damit sein?"
„Besitzt du keinen Anstand? Du hast mit Chloe wie mit einer Schwester zusammengelebt, sie wie eine Schwester angesehen."
„Niemals war das der Fall!"
„Das denke ich aber doch, denn sonst hättest du nicht die Mullahs aufgesucht, um eine Rechtfertigung zu bekommen, warum du sie heiraten kannst."
„Schweig!"
„Es ist verkehrt", beharrte Ismael, dessen Blick wieder zu Chloes angeschwollenem Gesicht wanderte. „Es ist ein Verbrechen, das du bald bereuen wirst."
„Was weißt du schon davon?" herrschte Ahmad ihn an. „Du mit deinem jämmerlichen Silberschmuck und deinem verkrüppelten Fuß? Du hast nie irgendetwas riskiert, du hast dich nie an einer Schlacht beteiligt und dich und alles, was du bist, für eine glorreiche Sache eingesetzt. Du lebst doch nur halb, und mehr wird es nie sein."
„Ich liebe und ich schaffe mit meinen Händen wunderschöne Dinge", sagte Ismael leise, jedoch mit Nachdruck. „Du hasst und du zerstörst. Wer von uns beiden lebt wirklich?"
Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ein Schatten des Zweifels über Ahmads Gesicht. Dann machte er eine vulgäre, wegwerfende Geste. „Worte, nichts als Worte. Welche Macht haben sie schon im Vergleich zu den Taten, die ins Paradies führen?
Er ging auf Ismael zu, packte ihn am Arm und zerrte ihn hinter sich her aus dem Zimmer. Dann schlug er die Tür zu, und Chloe hörte, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
Sie holte Luft, als ihr klar wurde, dass sie die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Mit zitternden Händen schob sie ihr langes Haar nach hinten. Sie hatte es überlebt. Das hatte sie nicht erwartet. Vermutlich nur wegen des Geldes aus dem Nachlass ihres Vaters, aber das war im Vergleich zum Resultat unwichtig.
Sie hatte sich Ahmad widersetzt, und sie
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