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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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distanziert.
    „Allerdings ... wenn es zu persönlich ist...", setzte sie an.
    Einen Moment lang presste er die Lippen aufeinander, dann zuckte er mit den Schultern. „Nicht unbedingt. Es ist die übliche Familiengeschichte. Adam war der älteste Sohn, der zuverlässige, hart arbeitende Sohn, der in der Schule gut war und alles tat, um zu gefallen. Als zweiter Sohn und als mittleres Kind musste ich anders sein. Ich war der Rebell, ich war stur, gereizt, ein richtiger Unruhestifter. Unser Dad war kein umgänglicher Mann. Er war ein Perfektionist, fest davon überzeugt, dass man Dinge nur auf eine Weise erledigen konnte, nämlich auf seine Weise. Die Zwillinge waren jünger und hatten sich gegenseitig, darum hielten sie es besser aus. Wir alle verbrachten viel Zeit in den Wäldern und Sümpfen, um unserem Vater aus dem Weg zu gehen. Aber das funktionierte nicht immer. Dass Dad und ich uns gegenseitig die Köpfe einschlugen, ist schon eher eine Untertreibung. Das beste Mittel, mit dem er mich zu überzeugen versuchte, war sein Gürtel. Ich glaube, das war der Hauptgrund, warum meine Mom ihn verließ, als ich ein Teenager war. Der Einzige, der das nicht fassen konnte, war Dad. Anstatt irgendetwas zu unternehmen, um den Bruch zu kitten, gab er sich alle Mühe, meiner Mutter sämtliche Schuld zuzuschieben. Es war klar, dass wir ihn dafür alle hassten, ich ganz besonders." Er machte eine Pause. „Ich habe ja gesagt, dass es langweilig ist."
    „Nein, wirklich nicht." Sie war fasziniert von diesem Einblick in den Menschen, der er früher einmal gewesen war, bevor ihn dieses harte Äußere prägte, das er zur Schau getragen hatte, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Es half ihr auch bei der Erkenntnis, dass selbst scheinbar perfekte Familien - die Benedicts hatte sie sich immer als eine solche Familie vorgestellt, wenn sie mit ihrem Vater im Camp gewesen war - nicht zwangsläufig von Problemen verschont blieben. Die Tatsache, dass auch seine Eltern sich hatten scheiden lassen, gab ihr das Gefühl, etwas mit ihm gemeinsam zu haben. „Deshalb bist du gegangen? Weil du mit deinem Dad nicht zurechtkamst?"
    „Das war der Hauptgrund. Hinzu kam, dass ich mich in Turn-Coupe auch zu Tode langweilte, außerdem wollte ich die weite Welt sehen. Eine Zeit lang habe ich bei meiner Mom in New Orleans gelebt, aber mit ihrem Freundeskreis bin ich nicht so gut zurechtgekommen. Sie ist Künstlerin und sammelt schräge Typen auf die Weise, wie andere Frauen Porzellanteller oder Figuren sammeln. Ich nahm mir ein Apartment, arbeitete nachts als Barkeeper und machte meinen Abschluss an der Uni. Zu der Zeit tauchte ein Mann auf, der Ingenieuren, die im Nahen oder Mittleren Osten leben und arbeiten wollten, fantastische Gehälter bot. Also bewarb ich mich." Er sah sie an. „Willst du das wirklich hören?"
    Statt zu antworten, fragte sie: „Du warst nicht beim Militär?"
    „Wie kommst du darauf?"
    „Durch die Art, wie du dich manchmal verhältst. Na ja, und im Schlaf hast du von irgendeiner fehlgeschlagenen Operation gesprochen. Das hörte sich nach etwas Militärischem an. Es war allerdings ziemlich verwirrend, weil du auch von irgendeiner Frau gesprochen hast."
    „Oh Gott", flüsterte er und rieb sich mit einer Hand übers Gesicht, auf dem einen Moment lang ein Ausdruck lag, der von einer großen Tragödie sprach.
    „Es tut mir Leid, ich hätte davon nichts sagen sollen."
    „Wieso denn nicht?" Er atmete heftig aus. „Vielleicht hast du ja ein Recht darauf zu wissen, wie gut der Schutz ist, den du von mir bekommen kannst."
    Ihr gefiel nicht die Selbstverachtung, die sie aus seiner Stimme heraushörte, und auch nicht die Heftigkeit, mit der er den Rest seines Tees ins Feuer kippte. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn jetzt noch stoppen konnte, wenn sie es versuchen würde. Stattdessen schwieg sie einfach und wartete, ob er weiterreden würde oder nicht.
    „Ich bin nicht zum Militär, sondern zum Diplomatie Security Service gegangen, einer Einrichtung, die sich mit dem Schutz von diplomatischem Personal und dessen Familienangehörigen im Ausland befasst. Manchmal geht es um einen Senator, einen Kongressabgeordneten, den Chef einer multinationalen Corporation oder um jemanden, der große Parteispenden tätigt und der eine Vorliebe dafür hat, Einrichtungen im Ausland zu besuchen. Dafür war ich auch zuständig. Der Anlass war ein kleines Scharmützel in Saudi-Arabien zwischen dem Sohn eines Diplomaten und Leuten, die ich

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