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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Vitalität aus. Nichts erinnerte mehr an den Mann, der noch in der letzten Nacht von fiebrigen Albträumen heimgesucht worden war.
    Als sie merkte, dass sie ihn anstarrte, sah sie rasch zur Seite. Ihr Blick fiel auf die Ledertasche, die neben ihr lag. „Möchtest du was essen? Ich habe das bei den anderen Sachen entdeckt."
    „Was ist das?"
    „Walnüsse, Körner, getrocknete Früchte und vielleicht auch ein wenig Trockenfleisch - die hazaristanische Version von Trockennahrung."
    Er streckte seine Hand aus, sie schüttete gut die Hälfte des kleinen Beutels hinein. Wade betrachtete die Mischung und meinte: „Interessant." Dann häufte er es vorsichtig vor sich auf. „Vielleicht später."
    Sie selbst war auch nicht hungrig, suchte aber ein Stück heraus, das nach Aprikose aussah. Es war nichts für Feinschmecker, da die Früchte einfach nur in der Sonne getrocknet worden waren, ohne Zucker oder andere Konservierungsmittel, und dunkle Flecken aufwiesen, über deren Ursache sie lieber gar nicht erst nachdenken wollte. Dennoch biss sie ein Stück ab und begann zu kauen. Das konzentrierte Aroma von Aprikose vermischte sich mit den Gerüchen von brennender Zeder und wildem Salbei von den Berghängen und schuf einen Duft, der an Weihrauch erinnerte.
    „Ich nehme an, dass es nie so gewesen ist wie hier, wenn du als Kind gecampt hast", sagte sie.
    Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über sein Gesicht, war jedoch gleich wieder verschwunden. „Nicht ganz so. Ein Unterschied war, dass Mädchen nicht erlaubt waren, obwohl sowieso gar keine Mädchen da waren."
    „Keine Mädchen in deiner Familie?"
    „Damals nicht. Nur Jungs. Adam und ich, Clay und Matt. Die beiden waren Zwillinge."
    „Waren?"
    „Matt kam bei der Explosion eines Ö lbohrturms um."
    „Tut mir Leid." Sie sprach mit sanfter Stimme, womöglich als Reaktion darauf, dass er schmerzhaft das Gesicht verzogen hatte und sehr berührt zu sein schien.
    „Das ist jetzt schon lange her, über zehn Jahre. Er hat eine Tochter, eine süße Kleine namens Lainey. Sie musste sich vor einer Weile einer Nierentransplantation unterziehen, doch ansonsten geht es ihr gut. Clay hat eine Niere gespendet, da er der geeignetste Spender war."
    „Das war ... sehr nett."
    „Reiner Selbsterhaltungstrieb, wenn du mich fragst. Er liebt die Kleine, als wäre sie seine Tochter. Wenn ihr was zustoßen würde, dann würde er bestimmt nicht den nächsten Tag überstehen. Da passt es ganz gut, dass er für die Mutter der Kleinen ganz genauso empfindet."
    „Das heißt?"
    „Er hat die Frau geheiratet, die Matt liebte. Als Zwillinge hatten sie immer den gleichen Geschmack, beim Essen, bei den Autos und bei den Frauen. Da war das wohl nur die logische Konsequenz."
    „Und dein anderer Bruder?"
    „Adam? Seine Frau hat übersinnliche Kräfte. Sie kann seine Gedanken lesen. Das wäre richtig unheimlich, wenn es ihm nicht so viel Spaß bereiten würde."
    „Spaß?"
    „Frag lieber nicht."
    Nach dem lüsternen Funkeln in seinen Augen zu urteilen, hatte er wahrscheinlich Recht. Andererseits war ihr Reden lieber als Schweigen. Auf der Suche nach weiterem Gesprächsstoff fragte sie: „Keine anderen Neffen und Nichten?"
    „Im Moment nicht, aber dafür viele Cousins."
    Sie saß da und lauschte, wie er von seinen Cousins Kane, Luke und Roan und von deren Ehefrauen und Kindern erzählte. Er sprach auch über die kleine Stadt Turn-Coupe, die Mensehen, die dort lebten, über den Platz vor dem Gerichtsgebäude mit den Denkmälern für die Konföderierten und die Vietnamveteranen, über das jährliche Piratenfestival sowie über den See und seine Sumpfgebiete.
    „Warum hast du Turn-Coupe verlassen?" fragte sie, als er aufhörte zu reden.
    Er hob eine Schulter. „Das ist eine lange Geschichte, die nicht mal besonders interessant ist. Außerdem habe ich jetzt genug geredet."
    „Wir haben doch sonst nichts zu tun. Und ich höre gern zu."
    Er sah ihr durch die bläulichen Rauchfahnen hindurch, die zwischen ihnen aufstiegen, in die Augen. Sie wirkten unergründlich tief und dunkel, doch Funkeln verlieh ihnen Lebendigkeit.
    Ein sonderbares Schaudern lief Chloe über den Rücken, während sie fühlte, wie sich tief in ihr etwas regte, das freudiger Erwartung zu ähneln schien. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und sie machte den Mund einen Spaltbreit auf, um tief durchzuatmen.
    Sein Blick wanderte zu seinem Teebecher, den er kreisend bewegte. Seine Miene verhärtete sich und wurde

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