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Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind

Titel: Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wolle und dem Leder der Geruch von Ziege und Zigarettenrauch entgegenschlug, und fragte: „Was stellt das denn jetzt dar?"
    „Campingausrüstung." Er nahm den großen Wasserbehälter von der Ladefläche und warf die Heckklappe zu.
    „Campingausrüstung", wiederholte sie verständnislos.
    „Du kannst mich ruhig als Feigling bezeichnen, aber mir gefällt der Gedanke nicht, mitten in der Nacht zu einem Fremden in den Lastwagen zu steigen, so wie es deine Freunde gemacht haben. Allein würde ich es vielleicht wagen, nicht aber mit einer Frau, auf die ich aufpassen soll."
    „Ich kann auf mich selbst aufpassen, vielen Dank."
    „Die berühmten letzten Worte. Außerdem bin ich nicht in der Verfassung, um wie ein Filmheld zur Rettung zu eilen. Der gute alte Kemal hat alles im Wagen, was man zum Überleben braucht, so wie die meisten Menschen, die im Gebirge leben. Wir übernachten heute Nacht hier, und morgen versuchen wir, nach Peshawar zu gelangen."
    „Lass mich raten: Du warst bei den Pfadfindern."
    „Meine Brüder und ich haben praktisch in den Wäldern rund um unser Haus gelebt, als wir noch Kinder waren."
    „Wir sind hier nicht in Louisiana."
    „Umso besser. Das heißt, wir werden nicht von Moskitos belästigt, und wir können auch ohne Klimaanlage durchatmen."
    Letzteres stimmte ohne jede Einschränkung. Es hatte sich deutlich abgekühlt, seit die Sonne hinter den Bergen verschwunden war. „Wir könnten im Kombi schlafen", überlegte sie und sah mit sorgenvoller Miene zu, wie der Abendwind Staub über die Straße wehte.
    „Das könnten wir, aber die Ersatzteildiebe würden wohl deinen Schönheitsschlaf stören."
    „Ersatzteildiebe ?"
    „Wenn Ersatzteile hier so begehrt sind, wie ich vermute, dann wird dieser Wagen morgen früh nur noch als Skelett dastehen."
    „Du vergisst, dass hier die schlechte Angewohnheit vorherrscht, Dieben die Hand abzuschlagen."
    Er betrachtete sie nachdenklich. „Erst mal muss man den Dieb zu fassen bekommen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die Aussicht, eine Hand zu verlieren, auch bedeutet, dass man keine Augenzeugen haben will. Willst du wirklich das Risiko eingehen, lästiger Augenzeuge zu sein?"
    Mit einem Mal war Camping doch gar keine so schlechte Idee. „Ich nehme an, du hast dir auch schon den idealen Platz zum Übernachten ausgesucht?"
    „Da drüben." Mit dem Kopf deutete er auf eine Gruppe Deodarazedern, die in einiger Entfernung von ihnen standen. Die Bäume, die im schwächer werdenden Lichtschein ein geisterhaftes Aussehen angenommen hatten, drängten sich an eine Schräge, die nach hinten durch einen steilen Hang geschützt und an den drei übrigen Seiten offen war.
    „Mit allem Luxus, den man von zu Hause kennt", sagte sie voller Ironie. „Geh voran, oh furchtloser Anführer!"
    Er nahm den Wasserkrug und den Werkzeugbeutel und sah sie mit der Andeutung einer Herausforderung im Blick an: „Nach Ihnen, Ma'am."
    Chloe vermutete, dass er sich auf eine Diskussion mit ihr gefasst machte, doch diesmal würde sie ihn enttäuschen. Ohne ein Wort zu sagen, klemmte sie sich die Rolle aus Decke und Teppich unter den Arm, hob den Saum ihrer Burqa an und machte sich auf den Weg zu den Zedern.
    Als die Nacht sie völlig umgab, saßen sie sich an einem kleinen Lagerfeuer gegenüber und tranken Tee. Wade hatte aus Steinen eine Feuerstelle aufgeschichtet und fachte das Feuer im Inneren des begrenzenden Rings an. Chloe hatte im Werkzeugbeutel nicht nur die Streichhölzer gefunden, um das Feuer zu entzünden, sondern auch einige andere Utensilien: einen Beutel Tee, einen Blechtopf, um Wasser zu kochen, sowie Becher. Sie hatte auf der einen Seite des Feuers den Teppich und auf der anderen Seite die Decke ausgelegt.
    „Nicht ganz so wie zu Hause", kommentierte Wade ihre vorherige Bemerkung mit einer gehörigen Portion Ironie, als er Chloe über die Flammen hinweg ansah. „Aber auch nicht allzu unbequem."
    Der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen wider, und einen Moment lang schimmerten seine Zähne, als er sie anlächelte. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie groß und männlich und attraktiv er war. Und wie einsam sie beide hier waren. Wade machte auf sie einen so entspannten Eindruck, wie sie ihn bei ihm bislang noch nicht beobachtet hatte. Er saß ihr gegenüber und hatte ein Knie angewinkelt, um die Hand zu stützen, in der er den Becher mit dem heißen Tee hielt. Die Blässe seiner Haut war der Sonnenbräune gewichen, alles in allem strahlte er Energie

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