Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
Du glaubst, wenn du mit einem anderen Mann schläfst, taugst du in seinen Augen nichts mehr, und er wird dich nicht berühren wollen, weil du befleckt bist."
Ihre Erleichterung war ihr anzusehen. „Du verstehst es wirklich."
„Ich glaube, dass er fanatisch genug ist und das als einen Grund mehr betrachten würde, um dich zu töten. Allein seiner kostbaren Familienehre wegen." Seine letzten Worte hatten etwas unbewusst Verächtliches, was ihm sogar selbst auffiel.
Sie hob ihr Kinn. „Mir wäre es lieber, wenn er mich nicht erst schänden würde."
„Angesichts seiner Vorstellungen", widersprach Wade, „dürfte er wohl eher zu der Ansicht neigen, dass du schon viel zu viel gemacht hast, um über seine Berührung erhaben zu sein."
„Es ist besser, dessen sicher zu sein."
„Und was ist mit meiner?"
„Deiner Berührung?" Sie blickte ihn an. Im sanften Licht des Ballsaals waren ihre Augen von einem außergewöhnlich dunklen Blau. „Was von einem Mann eine Schändung ist, kann von einem anderen eine Segnung sein."
Wade erwiderte nichts. Sie hatte ihm keine Möglichkeit zu irgendeiner weiteren Erwiderung gegeben, selbst wenn er irgendetwas zu sagen gewusst hätte.
Während er weiter schwieg, machte sie einen leichten Rückzieher. „Wenn du wirklich nicht willst, dann ist das nicht schlimm. Ich kann auch einen anderen Mann finden."
„Nein." Er sprach das eine Wort mit heiserer Stimme, dennoch bestimmt aus. Allein der Gedanke machte ihn krank, so wie die Vorstellung, Ahmad könnte sie in seine Gewalt bekommen. Er weigerte sich jedoch, nach dem Grund für seine Empfindung zu forschen.
Sie stand da, wartete und sah ihn an. „Also?"
„Das soll es sein? Eine kühle Entscheidung, viele logische Argumente, und keine Spur von echten Gefühlen?"
„Das habe ich nicht gesagt. Du bist der einzige Mann, dem ich je begegnet bin, mit dem ich das hinter mich bringen kann."
„Du bist nicht vielen Männern begegnet."
„Manchmal reicht ein Einziger."
Ihr Lächeln war nervös, aber ehrlich, und es brachte sein überreiztes Herz noch heftiger zum Rasen. Die Ehrung, die sie mit ihren Worten vermittelt hatte, berührte ihn stärker als alles andere, was sie gesagt hatte oder was sie hätte sagen können.
„Okay, ich gehöre dir." Seine Stimme war angespannt, als er in das Unvermeidliche einwilligte. Er fragte sich, ob die Worte, die er gewählt hatte, nicht vielleicht noch viel mehr der Wahrheit entsprachen, als er es in diesem Moment ahnte.
Ihr Lächeln erfasste nun auch ihre Augen und verlieh ihnen etwas Warmes. „Du musst nicht so unglücklich gucken."
„Ich bin nicht unglücklich. Wirklich nicht." Er machte einen Schritt zurück und ließ seine Finger über ihren Arm wandern, bis er an ihrer Hand angekommen war und sie fassen konnte. „Und wann möchtest du mit... mit dem Unterricht beginnen?"
„Wie wäre es mit jetzt gleich?"
Die freudige Erwartung in ihrer Stimme machte etwas mit seiner Libido, das verboten hätte sein sollen. Hätte er seinen niederen Instinkten nachgegeben, dann wäre er jetzt auf der Stelle mit ihr hier mitten in Ballsaal im hellen Schein der Kronleuchter zu Boden gesunken, um mit ihr zu schlafen. Doch das wäre der völlig verkehrte Weg gewesen. Zum einen war sie noch nicht bereit, zum anderen hatte er aber auch das Gefühl, dass so eine überstürzte Aktion nicht das Verlangen hätte stillen können, das sich immer stärker in ihm aufbaute. Ihm war, als müsse er jeden Moment explodieren, wenn er nicht sofort etwas gegen ihren erwartungsvollen Gesichtsausdruck unternahm.
„Erste Lektion", sagte er, nahm sie sanft in die Arme und hob mit einem Finger ihren Kopf leicht an. „Küsse gibt es in den unterschiedlichsten Varianten, aber normalerweise beginnen sie auf diese Weise." Er drückte seine Lippen ganz leicht auf ihre Stirn, wanderte über ihre zarte Haut weiter zu ihren geschlossenen Augenlidern, während er sich den Empfindungen seines Mundes extrem bewusst war. Ihre Wangen waren unglaublich weich, die Haut war so zart wie Seide.
„Und die zweite Lektion?" fragte sie im Flüsterton.
„Hinausgezögerte Befriedigung erhöht die Lust." Ironische Belustigung war aus seiner Stimme herauszuhören. Dann küsste er sie auf das Kinn. „Doch das Fleisch kann nicht ewig widerstehen, und der Versuchung nachzugeben, ist ein Genuss für sich."
„Das kann ich mir vorstellen."
„Das kannst du sogar glauben", betonte er und strich mit seinen Lippen über ihre. Der kurze Kontakt war
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