Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
wie ein elektrischer Schlag, der von Kopf bis Fuß durch ihn hindurchjagte. Diese Reaktion zu ignorieren, forderte äußerste Selbstbeherrschung, zumal er langsam den Druck seiner Lippen verstärkte. Ihre Reaktion darauf war, dass sich ihr Busen gegen seine Brust drückte, als sie heftig und tief einatmete. Sich von diesem sanften Druck zu lösen, indem er seinen Kopf hob, war eines der schwierigsten Dinge, die er je in seinem Leben hatte machen müssen.
Sie öffnete die Augen, ihr Blick war offen und ehrlich und vielleicht sogar ein wenig enttäuscht. „Ich habe diese Art Kuss versucht, als ich dreizehn war. Mit einem Rettungsschwimmer, der siebzehn war. Es muss doch mehr als das geben."
Er lachte auf eine Weise, die nur knapp an einem Stöhnen vorbeiging. „Wenn du das fragen musst, dann ist es ziemlich lange her, dass du das letzte Mal einen Film gesehen hast."
„Eine Ewigkeit. Abgesehen davon habe ich damals auch nicht besonders aufgepasst. Und es ist auch etwas ganz anderes, wenn man sich das nur ansieht."
„Da hast du allerdings Recht."
„Also?"
Er lächelte über die unbewusste Provokation, die in diesem einen Wort steckte, noch während er unbewusst seine Rückenmuskeln anspannte, um sich nicht nach vorn zu beugen und den Impulsen nachzugeben, die ihm so sehr zu schaffen machten. „Also die dritte Lektion?"
Anstelle einer Antwort hob sie den Kopf und schloss ihre Augen. Es war ihm einfach nicht möglich, diese stumme Einladung auszuschlagen, auch wenn er erste Zweifel daran hatte, dass diese Art der Demonstration wirklich weise war. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, damit er Kraft bekam, um der Versuchung zu widerstehen. Dann zog er Chloe dicht an sich. Wieder widmete er sich ihren Lippen und strich langsam und sanft über sie hinweg, um dann mit seiner Zungenspitze die Konturen ihres Mundes bis hin zum Mundwinkel nachzuzeichnen. Er konnte fühlen, wie das Blut unter der zarten Haut pulsierte, während er seine Zunge langsam tiefer vordringen ließ.
Ihr Atem berührte seine Haut so sanft wie eine Feder, ein Gefühl, das so verlockend war, dass er sich unwillkürlich näher an sie drückte. Sie ließ es bereitwillig mit sich geschehen und strich mit ihren Handflächen über seine Oberarme und Schultern, als wäre sie von den gesammelten Empfindungen vereinnahmt worden. Als er merkte, dass sie ihre Finger über seinen Hals hinaufwandern ließ und in seinem Haar vergrub, verspürte er einen wohligen Schauder. Er war von ihren Bewegungen so abgelenkt, dass er fast nicht merkte, wie sie ihren Mund einen Spaltbreit öffnete, um seiner Zunge Einlass zu gewähren.
Ihm war, als müsste er in seinem eigenen rasenden Blut und in dem durch seinen Körper jagenden, außer Kontrolle geratenen Verlangen ertrinken. Es war zu lange her, dass er eine Frau in seinen Armen gehalten hatte, viel zu lange für diese Art von Folter. Das Drängen, sie in einer wilden und heftigen Explosion der Leidenschaft zu nehmen, lauerte in seinem Hinterkopf und wollte jeden Augenblick die Oberhand gewinnen.
Er durfte es nicht zulassen, dachte er beunruhigt. Sie hatte etwas Besseres verdient - und er ebenfalls. Trotz seines verzweifelten Bemühens, Herr über seine Sinne zu bleiben, drang er mit der Zunge in ihren Mund vor.
Sie schmeckte so süß und so frisch. Es kam ihm so vor, als wäre er von ihrem wunderbaren Aroma wie berauscht. In diesem Moment wusste er, dass er sein ganzes Leben damit verbringen konnte, ihren Geschmack, ihren Duft, jeden Zentimeter ihres seidenweichen Körpers zu erforschen. Sein Atem stockte. Der Druck in seinen Lenden war nahezu unerträglich. Die zaghaften Berührungen durch ihre Zunge waren so berauschend, dass er das Gefühl hatte, sein Herz würde stehen bleiben. Sie machten ihn rasend vor Verlangen.
Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf, der ihn mitten in seiner Bewegung erstarren und dann einen Schritt nach hinten machen ließ.
„Was ist?" fragte sie erschrocken und blinzelte ihn an, als sei sie eben aus dem tiefsten Schlaf hochgeschreckt. „Habe ich etwas falsch gemacht?"
Er musste schlucken, ehe er in der Lage war, etwas zu antworten. „Nein, überhaupt nicht. Ich ... mir kam nur gerade der Gedanke, dass wir uns vielleicht doch besser an einen Ort zurückziehen sollten, an dem wir sicher sein können, dass uns niemand stört."
„Ja." Sie betrachtete einige Sekunden lang aufmerksam sein Gesicht, ehe sie sich umdrehte und einen Blick auf die hohen Fenster und die Tür
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