Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
zu Gesicht. Als er hörte, dass sein Dad Krebs hatte, kehrte er nicht sofort nach Hause zurück. Dann wurde er in die Sache mit der Frau dieses Ölbarons verwickelt und konnte nicht nach Hause fahren. Sein Dad starb, ohne dass die beiden Gelegenheit bekommen hatten, sich auszusprechen und die Dinge zwischen ihnen zu klären. Vielleicht ist genau das der Knackpunkt. Vielleicht denkt Wade irgendwo in seinem Dickschädel, dass er sie beide hätte retten können und sollen."
Auf eine merkwürdige Weise ergab das sogar einen Sinn. Es passte auch zu Wades Entschlossenheit, sie Ahmads Einfluss zu entziehen und außer Landes zu bringen. Er musste sie retten, um den Erwartungen gerecht zu werden, die er an sich selbst stellte, und um frühere Fehlschläge wieder gutzumachen. Was sagte das über seine Gefühle aus? Passte er auf sie auf, um seine eigenen Ansprüche zu erfüllen? Hatte er aus diesem Grund auch mit ihr geschlafen?
„Falls Wade auf dieses Thema zu sprechen kommt, dann habe ich nie ein Wort gesagt. Genau genommen habe ich ohnehin schon viel zu viel gesagt."
„Wenigstens in dem Punkt hast du Recht, alter Freund." Die Stimme war tief und von Verärgerung geprägt.
Nat sprang auf, als hätte jemand den Schaukelstuhl in Brand gesetzt.
„Herrgott, Wade, mach so was nicht! Ich hätte mir fast den Kaffee über den Schoß geschüttet!"
„Sieh dich das nächste Mal um, bevor du über andere Leute redest. Und sieh dich vor, was du sagst." Wade sah zu Chloe. „Ist noch Kaffee da?"
Sie füllte die dritte Tasse und gab sie ihm, wobei sie ihn so kurz wie nur möglich ansah. Sein Blick war kühl und verriet nichts. Er trat einen Schritt zurück, um sich so gegen das Geländer zu lehnen, dass er halb stand und halb saß. Einen Arm legte er um sich, ehe er den ersten Schluck nahm.
Nat sah rasch und fast hilflos zu Chloe, sprach aber mit Wade. „Ich wollte mich nicht in deine Angelegenheiten einmischen. Wir haben einfach drauflosgeredet."
„Dann such dir beim nächsten Mal ein anderes Thema aus."
„Das wirds vielleicht nicht geben. Es sei denn, ich komme mit, wenn ihr zwei euch auf den Weg nach Grand Point macht."
„Mach, wie du's willst."
Wade wirkte unerbittlich und furchteinflößender, als Chloe ihn bislang erlebt hatte. In der zerknitterten Jeans und ohne Hemd und Schuhe sah er unerträglich attraktiv aus. Die Morgensonne tauchte die Muskulatur seiner gebräunten Schultern in Licht und Schatten, der Verband an seiner Seite leuchtete weiß. Seine Bartstoppeln waren deutlicher zu sehen als am Abend zuvor, und sein Haar war zerzaust, als wäre er nur mit der Hand durchgegangen, anstatt es zu kämmen.
„Dann werde ich das wohl machen, wenn du mich schon so freundlich einlädst. Außerdem bin ich verdammt sicher, dass du jede Hilfe gebrauchen kannst, die du bekommst. Schließlich weiß niemand, wann diese Typen aufkreuzen."
Wade sah nicht von seiner Tasse auf. „Unsertwegen musst du deine Pläne nicht ändern."
„Zum Teufel mit den Plänen. Ich schätze bloß, dass Maggie sich nicht so leicht überzeugen lässt. Du weißt ja, dass sie gerne genau weiß, wo ich bin und was ich mache." Nat warf Chloe einen kurzen Blick zu. „Maggie ist meine Frau."
„Das hatte ich mir fast gedacht", erwiderte sie mit einem flüchtigen Lächeln, das sofort verschwand, als sie Wade ansah. „Gib bitte Nat nicht die Schuld. Er hat nur meine Fragen beantwortet."
„Wenn du glaubst, er wüsste nicht, wie er sich rausreden soll, dann kennst du ihn nicht genug, erst recht nicht für Unterhaltungen am frühen Morgen."
Sein Blick erinnerte sie nachhaltig daran, dass sie unter dem Kaftan nichts trug. Er musste es einfach wissen, da ihre Kleidung noch immer im Zimmer verstreut lag. Sie versuchte gerade dahinter zu kommen, was das alles genau zu bedeuten hatte, als Nat wieder etwas sagte.
„Sie müssen wissen, er ist eifersüchtig", meinte er mit vertraulichem Tonfall, als würde Wade nicht gerade einmal einen Meter von ihm entfernt stehen. „Ich kann es ihm nicht verdenken."
„Danke", gab Wade zurück. „Ich bin sicher, dass sie deine Meinung unbedingt hören musste."
„Verdammt, Wade, nun sei nicht so verdammt starrsinnig", konterte Nat und warf ihm einen verärgerten Blick zu. „Ihr Benedicts meint ja vielleicht, dass ihr als Gesprächsthema tabu seid, aber der Rest der Welt ist da nicht unbedingt eurer Ansicht. Es ist kein Verbrechen, wenn sich jemand um dich sorgt."
„Und bitte auch keine Komplimente."
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher