Der Benedict Clan 05 - Fremder Feind
worden.
Dennoch spielten Kinder auf einer freien Fläche Ball, gleich neben einem auffallenden Erdhügel, der Wades altes Fort hätte sein können. In der Nähe der Kinder saßen einige Frauen an einem Campingtisch und schälten Kartoffeln, gleich daneben standen mehrere Gaskocher. Ein paar ältere Männer beaufsichtigten riesige Kochtöpfe, die auf Metallgestellen standen, während andere einen Tisch mit einem zu kurzen Bein und untergelegtem Ziegelstein benutzten, um eine Partie Domino zu spielen. Kleidung hing auf einer behelfsmäßigen Wäscheleine zwischen zwei Bäumen, darunter tollte ein Rudel Jagdhunde herum. Wenn irgendwo in dieser Gruppe Angst und Panik existierten, hatte man sie hervorragend getarnt.
Nat ließ den Wagen neben dem Haus ausrollen, woraufhin die Hunde laut bellend angerannt kamen. Ein Teenager, der mit einem jüngeren Mädchen Werfen und Fangen spielte, drehte sich um und rief die Hunde zurück, die sofort ruhig wurden, dennoch weiterliefen und dann den Wagen umkreisten.
„Vor den Hunden brauchst du keine Angst zu haben", sagte Wade, nachdem er ausgestiegen war und Chloe die Tür geöffnet hatte. „Sie gehören Roan und sind völlig harmlos, solange er nicht den Befehl zur Jagd gibt."
„Ich habe keine Angst." Sie streichelte die Hunde, die sich um sie scharten und sie beschnupperten, kaum dass sie ausgestiegen war. Es fiel ihr leichter, sich auf die Hunde zu konzentrieren, anstatt sich den neugierigen Blicken der anderen Benedicts zu stellen, die sich nach ihr umdrehten.
Wade sah sie nachdenklich an, dann winkte er den Jungen und seine Mitspielerin zu sich. „Chloe, Nat, das ist Jake, der Sohn von Roan. Und die reizende Kleine neben ihm ist Lainey, Jannas Tochter. Janna ist mit Clay verheiratet, seit ziemlich genau einem Jahr."
Chloe lächelte die beiden an und fragte sich gleichzeitig, ob Wade sich wirklich bewusst war, dass es viel einfacher für sie war, zuerst mit den jüngeren Familienmitgliedern bekannt gemacht zu werden, oder ob es nur ein Zufall war. Der Junge besaß alle Merkmale, dass mal ein echter Benedict aus ihm würde, wenn er erwachsen war - gut aussehend, selbstbewusst und daran gewöhnt, seinem Gegenüber in die Augen zu blicken. Das Mädchen wirkte etwas schüchterner, doch es war hübsch und hatte ein fröhliches Lächeln auf den Lippen. Das ist also das Kind, dem man eine Niere transplantiert hat, dachte Chloe. Die Kleine schien damit gut klarzukommen.
„Pop Benedict", sagte Wade und winkte einem älteren Mann zu, der zum Wagen geschlendert kam. „Roans Dad, und damit Jakes Großvater."
Sie streckte die Hand aus und begann, im Geiste Namen und Gesichter zu registrieren. Zum Glück hatten alle denselben Nachnamen, jedenfalls bislang.
„Willkommen, Chloe, schön, dich hier zu haben. Ich weiß noch, wie du als Kind ausgesehen hast. Dein Dad hat mir immer die Fotos gezeigt, wenn ich mit ihm zum Angeln ging." Der ältere Mann sah zu Wade. „Wenn du Roan suchst, der ist im Haus und telefoniert mit seinem Büro und Gott weiß wem noch alles. Er scheint mit dem Hörer genauso verwachsen zu sein wie mit seinem Sohn, den er auf den Schultern trägt. Clay treibt sich hier irgendwo herum. Ich weiß das so genau, weil ich ihn mit Janna in der Vorratskammer erwischt habe, als ich einen
Besen suchte. Die beiden behaupten, sie hätten dort nach Gewürzgurken gesucht, aber das kaufe ich ihnen nicht ab."
„Mom schneidet jetzt Zwiebeln für das Gumbo, Onkel Wade", berichtete Lainey. „Sie weint überhaupt nicht."
Pop räusperte sich. „Ja. Ich vermute, Regina und Tory sind bei ihr, aber wo der Rest der Truppe ist ... ich habe keine Ahnung."
Wade fuhr Lainey liebevoll durchs Haar. „Sei nicht so hart mit Jake, Kleine. Er ist nicht gewöhnt, mit Profis wie dir zu spielen." Der Blick, den er über den Kopf des Mädchens Jake zuwarf, enthielt eine Botschaft.
Dass der Junge verstand, wurde durch den ernsten Ausdruck, der über sein Gesicht huschte, und das knappe Nicken deutlich. „Wir gehen beide nicht so hart ran", sagte er. „Aber ich sterbe jetzt schon vor Hunger, wenn ich nur rieche, was da alles Gutes gekocht wird."
Wade lächelte anerkennend, dann steuerte er die Hintertür des Hauses an. Chloe, die ihm folgte, dachte über die Szene nach, die sie soeben beobachtet hatte. Laineys zartes Ego war gestärkt und ihr Stolz gewahrt worden, und zugleich hatte Wade dafür gesorgt, dass Jake ihre Grenzen nicht vergaß. Jake war an seine Verantwortung erinnert worden,
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