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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Gleichzeitig fühlte sie sich so niedergeschlagen, dass sie sich am liebsten im Wohnzimmer aufs Sofa gelegt und geschlafen hätte, um ihren Problemen zu entkommen. Doch das konnte sie nicht, zum einen wegen Lainey, aber auch, weil sie wusste, dass sie hier mit einem Wolf eingesperrt war, der sich jederzeit von seiner Kette losmachen konnte.
    Lainey war unleidlich und mochte weder Janna helfen, noch malen, spielen oder etwas essen. Sie schwankte zwischen Rastlosigkeit und Apathie und wollte nur mit Ringo im Arm an Clay angekuschelt daliegen und zuhören, wie er ihr aus einer Angelzeitschrift vorlas. Wenn Janna ihr irgendetwas anderes vorschlug, protestierte sie jämmerlich, so dass Janna es nicht übers Herz brachte, auf ihrer Anregung zu bestehen. Glücklicherweise schien Clay nichts dagegen zu haben, sein Bett mit ihr und dem Waschbären zu teilen.
    Das Mittagessen bestand aus kaltem Braten, hart gekochten Eiern und Salat, eine schnelle, leichte Mahlzeit, für die man den Herd nicht andrehen musste. Lainey nahm ihren Teller wie üblich mit auf Clays Bett, obwohl sie ganz offensichtlich keinen Appetit hatte. Wenn er sie nicht mit kleinen Scherzen ermuntert hätte, wenigstens ein paar Bissen zu nehmen, hätte sie wahrscheinlich nur in ihrem Essen herumgestochert.
    Schließlich räumte Janna die Teller weg und holte die Aquarellfarben heraus. Die einzigen Geräusche, die ab und zu die Stille brachen, waren ein leises Klirren, das entstand, wenn sie ihren Pinsel in dem Wasserglas auswusch, Clays Stimme, als er eine lustige Geschichte über das Forellenangeln vorlas, und ein gelegentliches Donnergrollen in der Ferne.
    Als Clay den Artikel zu Ende gelesen hatte, hielt er inne. Beschauliche Stille erfüllte das Zimmer, die von dem gleichmäßigen Summen der Klimaanlage untermalt wurde. Nachdem Janna die Serie von ineinander verschachtelten Wasserhyazinthenblüten beendet hatte, schaute sie schließlich auf.
    Im Zimmer war es schon dämmrig, so dass sie nur ahnen konnte, dass Lainey in Clays Armbeuge eingeschlafen war. Er hatte seine Zeitschrift auf den Boden fallen lassen, und sein Kopf lag auf seinem angewinkelten Ellbogen. Seine Augen waren geschlossen, und seine Brust hob und senkte sich in einem gleichmäßigen Rhythmus.
    Janna legte ihren Pinsel ab, stand leise auf, trat ans Fußende des Bettes und schaute auf die beiden hinunter. Wie unübersehbar doch die Ähnlichkeit zwischen den beiden war, wenn sie so nah beieinander lagen. Dass Laineys Gesicht durch ihre Krankheit ein bisschen aufgedunsen war, verfälschte den Eindruck ein wenig, aber dennoch müsste eigentlich jeder, der Augen im Kopf hatte, die Ähnlichkeit sehen.
    Sie streckte eine Hand aus und fuhr ihrer Tochter sacht mit einer Fingerspitze über die feinen dunklen Augenbrauen und hätte dann beinahe den genauso geformten starken dunklen Bogen über Clays geschlossenen Augen berührt. Während sie so dastand, fühlte sie, wie ihr das Herz anschwoll. Auch wenn es natürlich töricht sentimental war, verspürte sie diesem Mann gegenüber eine seltsame Zuneigung, da er ihrer Tochter so ähnlich sah.
    Doch sie war sich auch noch einer anderen Verlockung bewusst. Clay war ein seltenes Exemplar der männlichen Gattung. Das feste Kinn und die ausgeprägten Wangenknochen deuteten unübersehbar auf Entschlossenheit hin. Die langen Wimpern warfen einen Schatten über seine Nase, und die blauschwarzen Bartstoppeln um seinen Mund verlockten sie, ihn zu berühren. Er war so beeindruckend, dass die Vorstellung, ihn könnte irgendetwas, das sie sagte oder tat, in seinen Entscheidungen auch nur im Geringsten beeinflussen, einfach lachhaft war.
    Sie atmete langsam und tief ein, schloss die Augen und öffnete sie wieder. Trotzdem, sie musste es versuchen.
    Ringo wachte auf und hob den Kopf; sein kleines Gesicht mit der schwarzen Banditenmaske wirkte verschlafen neugierig. Sie nahm ihn und setzte ihn auf den Boden. Dann beugte sie sich wieder vor und schob ihre Hände behutsam unter ihre schlafende Tochter. Als sie dabei versehentlich Clays Bauch streifte, hielt sie mitten in der Bewegung inne, ein wenig erschrocken, dass er aufwachen könnte. In diesem Moment der Reglosigkeit spürte sie seine Körperwärme unter dem weichen T-Shirt. Ihr Körper wurde von einem seltsamen Beben erfasst, das all ihre Sinne zu erfassen schien. Sie hielt den Atem an, während sie unvermittelt von einer Welle des Verlangens überschwemmt wurde.
    Es war nicht fair, dass er das mit ihr tun konnte,

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