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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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bringen wäre ungewöhnlich. Vielleicht glaubte er auch nicht, dass Lainey Matts Tochter war. Nach allem, was sie ihm zugemutet hatte, wäre das nicht überraschend. Und falls er Laineys Abstammung nicht anzweifelte, stellte sich die Frage, was er als Gegenleistung erwarten könnte. Außerdem war da noch seine fast pathologische Abneigung gegen Spritzen. Allein bei der Erwähnung einer Operation könnte er davonlaufen und damit jede Hoffnung auf Hilfe vernichten.
    Ihr ging es um nichts so Triviales wie Stolz oder Angst vor Zurückweisung, sondern, wie schon seit so langer Zeit, um nichts Geringeres als das Leben ihrer Tochter. Bei einem derart hohen Einsatz konnte sie nur auf Nummer sicher gehen. Und das bedeutete, dass sie sich das Geld für die illegale Transplantation irgendwie beschaffen musste.
    „Mach schneller, Mama“, drängte Lainey.
    „Ja, ich beeil mich ja schon“, sagte Janna, während sie die Kleider ihrer Tochter zusammensuchte, ihr beim Anziehen half und sich schließlich neben sie aufs Bett setzte, um ihr Haar zu bürsten.
    Vielleicht müsste sie die Hoffnung ja doch nicht aufgeben. Denn Dr. Gower hatte ihr – wenn auch höchst diskret – angedeutet, dass er nichts gegen ein Angebot von ihrer Seite hätte. Ein unmoralisches Angebot, genauer gesagt. Wenn sie sich dazu überwinden könnte, würde möglicherweise noch alles gut werden – außer, dass sie danach einen Weg finden müsste, um mit sich selbst leben zu können. Aber konnte das so schwierig sein, da sie vielleicht schon jetzt das Leben eines jungen Menschen unwissentlich gegen die Chance eingetauscht hatte, das ihrer Tochter zu retten?
    Was für ein Mensch war sie, dass sie an so etwas überhaupt denken konnte? Sie könnte sich einreden, dass es gar nicht bewiesen war, dass Dr. Gower auf illegalem Weg erworbene Nieren verpflanzte. Sie könnte sich vormachen, dass sie von dem zweiten Toten nichts gehört hatte, könnte es unterlassen, Schlussfolgerungen zu ziehen. Sie könnte einfach wegschauen und behaupten, keine Ahnung von dem, was hier vorging, zu haben.
    Ja, aber konnte sie Lainey anlügen, wenn diese erst alt und neugierig genug war, um zu fragen, wer ihr die Niere gespendet hatte? Wie könnte sie dieses unfreiwillige Opfer, das da jemand gebracht hatte, jemals erklären? Und würde sie dann überhaupt noch da sein, um lügen zu können, oder würde sie ihren Teil der Schuld an diesem entsetzlichen Verbrechen im Gefängnis verbüßen?
    „Mama, das ziept!“
    Sie umarmte Lainey viel zu fest und strich ihr immer wieder übers Haar, als könnte sie so den Makel in ihrem Herzen auslöschen. „Tut mir Leid, mein Liebling“, sagte sie, strich ihr eine feine blonde Strähne aus dem Gesicht und ließ sie dann los. „Es tut mir so Leid.“
    Irgendwie musste sie entweder Dr. Gower oder Clay überreden, Lainey die Operation zu ermöglichen. Einem von beiden musste sie sich anbieten, damit er sich zu diesem Schritt bereit erklärte; eine andere Wahl hatte sie nicht. Es war falsch, verlogen und zutiefst verabscheuenswert, aber es war notwendig. Nun musste sie nur noch entscheiden, wem sie mehr vertrauen konnte.
    Dem Arzt oder Clay? Bei wem würde es ihr leichter fallen, sich ihm in eindeutiger Weise zu nähern?
    Keine einfache Frage. Doch was den Rest dieser kurvenreichen Straße anbelangte, die einzuschlagen sie beschlossen hatte, gab es nur eine Antwort.

10. KAPITEL
    A rty blieb nicht zum Frühstück. Er sei nervös wegen Beulah, behauptete er; sie hätte Eier gelegt und sei bereit, jedem ein Bein abzubeißen, der ihrem Nest zu nahe kam. Janna hielt dies für eine Ausrede. Er hatte sich verpflichtet gefühlt, bei seinem Freund nach dem Rechten zu sehen und auch bei Lainey, aber ihr selbst hatte er nur wenig zu sagen. Natürlich wusste er, dass Clay jederzeit gehen konnte. Es war natürlich auch möglich, dass die beiden Männer irgendetwas ausgeheckt hatten, aber Janna wagte sich nicht vorzustellen, was das sein könnte.
    Der Tag war unerträglich heiß, und die feuchte schwüle Hitze sickerte durch die dünnen Wände der Hütte, so dass die Klimaanlage kaum noch dagegen ankam. Die Sonne brannte und legte eine Schicht aus geschmolzenem Silber über den See, die so hell war, dass es in den Augen wehtat. Blätter hingen welk von den Zweigen, während die Schatten darunter so dunkel und staubig waren wie alter schwarzer Samt.
    Clay wirkte mürrisch, fast beleidigt. Janna war so unruhig, dass sie bei jedem Geräusch fast aus der Haut fuhr.

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