Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Habseligkeiten zusammen, klappte ihren Koffer zu und stakste wortlos aus dem Zimmer. Sekunden später fiel die Fliegengittertür knallend hinter ihr zu.
Janna stieß den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte. Dann kroch sie über das Bett zu Lainey und Clay. Sie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus, und Lainey legte ihr einen Arm um den Hals, wobei sie Clay jedoch nicht losließ. Kurz darauf spürte Janna, dass Clay noch ein Stückchen vorrutschte, um die Spannung von dem Dialyseschlauch zu nehmen, dann fühlte sie, wie sein warmer starker Arm sie und ihre Tochter umfing.
Es fühlte sich so gut, so richtig an, dass Janna plötzlich die Tränen kamen. Beschützt, sie fühlte sich beschützt, und noch etwas anderes, das machte, dass ihr das Herz weit wurde und sie mit einer Hitze erfüllte, die ihr aus jeder Pore strömte.
Er war schon ein toller Kerl, dieser Clay Benedict. Was immer er ihr auch antun mochte, sie schuldete ihm etwas. Sie war ihm so dankbar, dass sie bereit war, ihm alles zu geben, zumindest in diesem Moment. Egal wie, sie würde sich revanchieren. Selbst wenn es ihm immer noch um Rache ging.
13. KAPITEL
C lay wurde durch einen scharfen Schmerz in der Leistengegend aus dem Schlaf gerissen. Instinktiv versuchte er sich wegzurollen, aber er schaffte es nicht. Lainey lag mit dem Rücken zu ihm, ihr Kopf und die Schultern ruhten auf seinem ausgestreckten Arm. Sie hatte offenbar einen Albtraum. Es war ihre kleine spitze Ferse, die ihn getroffen hatte, als sie im Schlaf mit den Füßen um sich gestoßen hatte.
Auf der anderen Seite lag Janna; einer ihrer Füße war zwischen seinen Knöcheln eingeklemmt. Als er sich halb aufrichtete, sah er, dass sie ebenfalls aufgewacht war und auf ihre Tochter schaute. In den silberfarben gesprenkelten Tiefen ihrer Augen dämmerten Angst und Erkenntnis auf.
Noch ehe er etwas sagen konnte, setzte sie sich auf, streckte die Hand nach Lainey aus und zog ihre Tochter über ihren Schoß. Anschließend drehte sie sich um und nahm vom Nachttisch die Haarbürste des Mädchens, schob ihr den stumpfen Griff in den Mund und zog gleich darauf geschickt ihre Zunge heraus.
Lainey hatte Krämpfe.
So in Jannas Bett aufzuwachen, hatte sich Clay nicht erträumt.
Immer noch ein bisschen steif, sprang er aus dem Bett und schaute auf die Kleine, die sich in Krämpfen wand. Ihre Augen waren so verdreht, dass nur noch das Weiße zu sehen war. Jetzt wurde ihr Körper schlaff, und sie atmete kaum noch. Janna hatte mit ihrer mütterlichen Intuition Recht behalten. Es stand schlecht um Lainey.
Gott, fühlte er sich hilflos. Außerdem hatte er ein schlechtes Gewissen, als ob er es Janna gewünscht hätte, dass das passierte, als Denkzettel sozusagen, weil sie Lainey in diese Abgeschiedenheit gebracht hatte. Allerdings freute er sich nicht im Geringsten darüber, Recht behalten zu haben.
Irgendetwas musste geschehen, und zwar sofort. Er sah nur eine einzige Möglichkeit.
Clay zögerte eine Sekunde, dann fragte er leise: „Janna?“
„Ja“, sagte sie mit brüchiger Stimme. „Die Klinik. Wir müssen sofort hin.“
„Ich hole das Boot von Arty. Mach du sie unterdessen fertig und pack ein paar Sachen zusammen.“
Stirnrunzelnd schaute sie ihn an. „Mein Auto steht draußen.“
„Zwanzig Minuten nach Turn-Coupe übers Wasser oder drei Stunden nach Baton Rouge mit dem Auto. Es ist deine Entscheidung.“
Sie schloss die Augen, während sie tief durchatmete, dann öffnete sie sie wieder. „Also gut. Beeil dich.“
„Alles klar.“
Im Vorbeigehen schnappte er sich das Handy vom Küchentisch und wählte eine Nummer. Sekunden später hatte er Roan an der Strippe. In weniger als einer halben Minute hatte er die Zusage, dass sie bei Grand Point von einem Krankenwagen und einem Streifenwagen erwartet würden. Er schob das Handy in die Hosentasche, dann rannte er über die Veranda.
Der Regen hatte aufgehört, aber der See dampfte wie eine riesige Tasse mit schwarzem Kaffee. Clay sprang in den alten Aluminiumkahn, versenkte das Paddel in den trüben Tiefen und ruderte, so schnell er konnte, zu Artys Behausung.
Bei seiner Rückkehr wartete Janna bereits mit Lainey, die sie in ein Laken gewickelt hatte und im Arm trug, am Bootssteg. Sie war bleich, und ihr Haar hing ihr in wirren Strängen über die Schultern, aber er hatte noch nie in seinem Leben einen Menschen gesehen, der ihn mit so viel Sehnsucht, Respekt und Besitz ergreifender Leidenschaft erfüllt hätte. Rasch sprang er
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