Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Arme zu ziehen und zu beruhigen. Eine kleine Ferse traf sie am Mund, sie zuckte zurück, schmeckte Blut. Clay, der die Szene stirnrunzelnd beobachtet hatte, ging schnell um das Bett herum auf die andere Seite.
„Um Himmels willen“, sagte die Krankenschwester mit wütender Verachtung. „Geben Sie mir ein Laken. Ich werde das Gör so einwickeln, dass es keine Zehe mehr krumm machen kann.“ Während sie sprach, riss sie die Verpackung der Einmalspritze auf, dann zog sie einen Gummischlauch zum Abbinden aus ihrem Koffer.
„Ich glaube nicht …“, begann Clay mit schneidender Stimme.
„Lass nur, ich komme schon zurecht“, fiel Janna ihm ins Wort.
Die Krankenschwester drehte sich zu Clay um und starrte ihn an, als ob sie von seiner Anwesenheit eben erst Notiz genommen hätte. „Wer ist dieser Mann, und was macht er hier? Dr. Gower wird nicht erfreut sein, dass Sie seine Anweisungen nicht befolgen.“
„Der Doktor weiß von Clay“, entgegnete Janna schroff. Erneut streckte sie die Hand nach Lainey aus, doch das völlig verstörte Kind drehte sich abrupt zu Clay um. Wahrscheinlich wäre sie aus dem Bett gefallen, wenn er sie nicht geistesgegenwärtig am Ellbogen festgehalten hätte. Dann setzte er sich schnell aufs Bett, so dass sie in seine Arme fiel. Ringo, der ihr hinterhertollte, hatte nicht ganz so viel Glück. Er rutschte über den Rand, wo er sich einen Augenblick lang mit seinen scharfen Krallen ins Bettlaken krallte und dann zu Boden purzelte.
„Na, endlich jemand, der mit dem kleinen Teufel fertig wird. Halten Sie ihren Arm fest, ich muss eine Vene suchen.“ Schwester Fenton schubste Janna beiseite, kletterte aufs Bett und kroch auf Lainey zu.
Die Kleine schrie gellend auf und klammerte sich an Clay. Der Plastikschlauch des Dialysegeräts straffte sich über den zerwühlten Laken.
„Jetzt reicht es mir aber!“ Schwester Fentons Augen blitzten zornig auf, und ihre Lippen pressten sich zu einem Strich zusammen, während sie den Abbindeschlauch mit einer Hand fest umschloss. „Komm jetzt sofort her, du freches Ding, sonst kannst du was erleben.“
Janna schrie auf, als sie sah, dass die Krankenschwester Anstalten machte, Lainey an dem Dialyseschlauch, der mit dem Verbindungsstück an ihrer Bauchdecke befestigt war, zu sich heranzuziehen.
In diesem Augenblick schoss Clays Hand vor wie eine zum Angriff übergehende Klapperschlange. Seine harte Faust schloss sich so fest um das Handgelenk der Frau, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Loslassen“, befahl er in schneidendem Ton. „Und zwar auf der Stelle, sonst breche ich Ihnen die Knochen.“
Schwester Fentons Gesicht wurde aschfahl. Mit einem erstickten Schrei fiel sie zur Seite. Langsam, einen Finger nach dem anderen, öffnete sie die Faust und ließ den Schlauch los.
„Raus aus dem Bett.“ Drohend hielt Clay der Frau die Faust unter die Nase.
Sie befolgte seinen Befehl, konnte sich aber nicht zurückhalten, Lainey einen anklagenden Blick zuzuwerfen. Die Kleine war still geworden und schmiegte sich an Clay, während er den Arm um sie legte.
Die Krankenschwester verzog die Lippen zu einem boshaften Grinsen. „Das werden Sie noch bereuen“, zischte sie. „Laineys Niere wird jemand anders bekommen. Dafür werde ich sorgen.“
„Verschwinden Sie“, befahl Clay tonlos. „Und lassen Sie sich nie wieder hier blicken.“
Janna, hin und her gerissen zwischen unendlicher Erleichterung und Entsetzen, öffnete den Mund, um zu protestieren. Der Blick flammender Verachtung, den Clay ihr zuwarf, bewirkte, dass ihr die Worte im Hals stecken blieben. Er hatte vor jemandem, der es hinnahm, dass ein Kind in Angst und Schrecken versetzt wurde, nicht mehr Achtung als vor dem, der es tat.
Mit leicht zitternder Stimme sagte sie: „Aber Lainey braucht …“
„Das hier braucht sie ganz bestimmt nicht.“
In seiner Stimme schwang nicht einmal ein Hauch von Kompromissbereitschaft mit. Und er hatte Recht damit, das war ihr klar. Es war schmerzlich, zugeben zu müssen, dass er es früher erkannt hatte als sie, die doch für Laineys Wohlergehen verantwortlich war. „Nein“, sagte sie leise. „Nein, das braucht sie nicht.“
Clays Lächeln war wie eine Belohnung. Es spielte um seine Lippen und ließ seine Augen fast überirdisch blau aufleuchteten. Schließlich drehte er sich wieder zu Schwester Fenton um und sagte scharf: „Sie haben die Lady gehört.“
Die Frau warf Janna einen letzten missbilligenden Blick zu. Dann suchte sie ihre
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