Der Berg Der Abenteuer
von der Stelle zu bewegen, hielten sie den Atem an.
Zuerst hörten sie ein dumpfes Rumpeln, das mitten aus dem Berg zu kommen schien. Und dann — was war denn das? Entsetzt klammerten sich die Kinder aneinander fest. Der Erdboden unter ihnen bewegte sich! Kiki flog kreischend in die Luft. Schneelein sprang auf einen hohen Felsen und blieb dort wie ein Standbild stehen. Am liebsten wäre es wohl auch in die Luft geflogen wie der Papagei.
Nun hörte die Erde auf zu beben, das Rumpeln wurde schwächer. Aber gleich darauf setzte es noch lauter ein, wenn auch wie durch dicke Wände gedämpft. Wieder bewegte sich die Erde. Schneelein sprang mit allen vieren zugleich in die Luft und landete auf einem anderen Felsen. Das Tier war völlig verstört vor Angst.
Auch die Kinder fürchteten sich sehr. Lucy, die weiß wie ein Laken aussah, klammerte sich an Jacks Arm. Di-na vergaß sogar die gefährliche Blindschleiche und drückte sich dicht an Philipp.
Nach einem Weilchen hörte das Rumpeln auf, die Erde stand wieder fest. Die Vögel, die verstummt waren, fingen von neuem an zu zwitschern, eine Goldammer sang ihr Lied. Auch Schneelein hatte sich schnell von seinem Schreck erholt und sprang fröhlich auf die Kinder zu. Kiki landete auf Jacks Schulter. »Gott erhalte den König!« rief er erleichtert.
Philipp hatte seine Sprache als erster wiedergefunden.
»Was war denn das? Etwa ein Erdbeben? Himmel, habe ich mich erschreckt!«
Lucy sah ängstlich den Berg hinauf. ,,O Philipp! Ist das etwa ein Vulkan?«
»Ach wo!« sagte Jack. »Einen Vulkan würdest du auf den ersten Blick erkennen. Dies ist ein ganz gewöhnlicher Berg. Der Himmel weiß, warum er so gerumpelt und gezittert hat! Es war ein furchtbares Gefühl . . .«
»Habe ich nicht gesagt, daß ich ein komisches Gefühl bei dem Berg habe?« unterbrach ihn Lucy. »Er hat so etwas Unheimliches an sich. Ich will von hier fort, zurück zu Bill und Tante Allie.«
»Das wollen wir auch«, sagte Philipp. »Aber allem finden wir den Weg nicht. Wir sind ja ohne Weg und Steg herge-ritten und dazu noch stundenlang in dichtem Nebel. Wenn wir allein von hier fortgehen, verirren wir uns nur in den Bergen.«
»Ja, natürlich, du hast recht. Aber den Berg finde ich ganz entsetzlich, besonders wenn er so donnert und bebt.
Wie mag das nur kommen?«
Die anderen konnten sich das auch nicht erklären.
Endlich standen die Kinder auf, räumten das Frühstück fort und gingen zum Bach hinunter. Plötzlich begann ein kalter Wind zu wehen. Dunkle Wolken zogen im Nordwe-sten auf.
Jack sah besorgt zum Himmel. »Das sieht nach Regen aus. Hoffentlich wird der Wind nicht stärker, sonst bläst er womöglich unsere Zelte fort. Wißt ihr noch, wie uns im vorigen Jahr auf der Vogelinsel plötzlich die Zelte über dem Kopf fortflogen? Da haben wir uns schön erschreckt.«
»Glaubst du wirklich, daß die Zelte fortfliegen könnten?« fragte Philipp beunruhigt. »Dann wollen wir uns lieber einen besseren Platz zum Übernachten suchen. Er darf allerdings nicht zu weit von hier entfernt sein, damit Bill uns auch findet, wenn er uns holen kommt. Am besten wäre eine Stelle zwischen dichtem Gebüsch oder eine Höhle, wo wir vor dem Wind geschützt sind.«
»Wir wollen uns gleich auf die Suche machen.« Dina zog ihren Mantel an. Wie kalt es wurde, sobald die Sonne verschwand! »Schneelein wollen wir aber lieber mitnehmen, sonst macht es sich über unsere Vorräte her.«
Das Zicklein wäre sowieso nicht allem zurückgeblieben. Übermütig hüpfte es neben den Kindern her. Ab und zu schnappte es nach dem Papagei und versuchte, ihm ein paar Federn auszureißen. Es hatte Kikis schmerz-haften Schnabelhieb noch nicht vergessen und wollte sich dafür rächen.
Philipp zog Jack beiseite und sprach leise auf ihn ein.
»Hör mal, Jack, wir müssen versuchen, eine Höhle zu finden. Womöglich lungern hier nachts wieder Wölfe herum.
Wenn wir in einer Höhle sind, könnten wir vor dem Eingang ein Feuer anzünden. Das würde jedes Tier abschrecken.«
Jack nickte. »Das ist eine gute Idee. Ich könnte kein Auge zutun, wenn ich denken müßte, daß vielleicht Wölfe um unsere Zelte schleichen. Aber in einer Höhle kann uns nichts passieren.«
Sie suchten lange Zeit nach einer schützenden Unter-kunft, fanden jedoch keine. Der Berg war sehr steil und schwierig zu erklettern. Mühsam klommen die Kinder weiter hinauf. Schneelein sprang trittsicher vor ihnen her.
Wenn sie doch auch so leicht über die Felsen
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