Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
im Cottage gewohnt, als ihr irgendwann klar geworden war, dass sie Slade Barlow liebte - ausgerechnet den Mann, den sie bis dahin nicht mal genommen hätte, wenn er der letzte noch lebende Mann auf der ganzen Welt gewesen wäre. Später hatte Kendra dann eine riesige Party für Tara gegeben, als die es nach Parable verschlagen hatte, um die Hühnerfarm zu kaufen.
Aber da regte sich nicht ein Hauch von Traurigkeit.
Mit einem Mal war ihr klar, dass Casey das Haus kaufen würde, um hier ihre Kinder großzuziehen. Damit konnte Kendra leben.
Eigentlich war es ja auch Jeffreys Haus gewesen, er hatte es gekauft und eingerichtet und den Unterhalt bezahlt, auch nach ihrer Scheidung. Jetzt würde es einen neuen Eigentümer erhalten, und der Verkaufserlös würde in einen Treuhandfonds für Jeffreys Tochter Madison fließen, so wie es auch vorgesehen gewesen war.
Kendra verspürte einen intensiven inneren Frieden, während sie über all die Veränderungen nachgedacht hatte, denen ihr Leben ausgesetzt gewesen war, seit sie dieses Haus zum allerersten Mal gesehen hatte. Damals, als sie noch ein verlorenes kleines Mädchen gewesen war, das irgendwo dazugehören, das erwünscht und willkommen sein wollte.
Hier war sie willkommen gewesen, hier bei Opal und Joslyn und Joslyns großzügiger Mutter. Aber jetzt war sie nicht mehr das kleine Kind, das nur im Weg war, sondern eine erwachsene Frau, die selbst eine Tochter hatte, die sie liebte und die sie großziehen wollte, so gut sie es nur konnte.
Sie war zufrieden mit ihrem Leben, zufrieden mit der Frau, zu der sie sich entwickelt hatte. Sie wusste, von jetzt an würde sie glücklich sein, weil sie das so entschieden hatte. Und ob Hutch Carmody mit zu ihrem Leben gehören würde oder nicht, das konnte sich nicht auf ihre Entscheidung auswirken.
Es war an der Zeit, alle Ängste und Zweifel hinter sich zu lassen und nach vorn zu blicken, gute Dinge zu erwarten und zu wissen, dass sie mit den schlechten Dingen schon klarkommen würde.
Gut eine halbe Stunde später kamen Casey und Walker zu ihr in den Garten.
Die zierliche Frau strahlte sie an. „Es ist perfekt“, sagte sie zu Kendra und bückte sich, um Daisy zu streicheln, da die schwanzwedelnd auf sie zugekommen war. „Wo unterschreibe ich?“
Kendra sah erstaunt zu Walker, dann wieder zu Casey. „Wollen Sie nicht erst noch mal in Ruhe darüber nachdenken?“, fragte sie. So viele Häuser sie in ihrer Karriere schon verkauft hatte, war ihr so etwas noch nie untergekommen.
„Bloß nicht“, erwiderte Casey freudestrahlend. „Das ist genau das, was ich will. Worüber soll ich da noch nachdenken?“
Das war es also.
Es gab kein Feilschen, keinen Gutachter, der das Haus erst einmal unter die Lupe nahm, kein gar nichts.
Zurück im Büro unterschrieb Casey den Kaufvertrag und stellte einen Scheck über einen beachtlichen Betrag aus, um zu belegen, dass sie es ernst meinte. Sie wollte die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen, damit ihre Kinder sich noch in Parable einleben konnten, bevor das neue Schuljahr begann.
Kendra versprach ihr, alles so schnell wie möglich zu erledigen. Nachdem Walker und Casey gegangen war, machte sie einen Luftsprung und stieß einen so lauten Freudenschrei aus, dass sich Daisy unter den Schreibtisch zurückzog und sie von dort aus skeptisch beobachtete.
Die Reaktion der Hündin entlockte ihr einen Lacher, dann aber kniete sie sich hin und redete beschwichtigend auf Daisy ein, bis sie wieder aus ihrem Versteck kam. Nachdem sie sich sicher war, dass die Hündin sich beruhigt hatte, beschloss Kendra, das Büro für den Rest des Tages zu schließen. Nachdem sie Caseys unglaublichen Scheck in der Schreibtischschublade eingeschlossen hatte, machte sie Feierabend.
Die Zinnien aus dem Garten des Herrenhauses lagen in ein feuchtes Papierhandtuch gewickelt auf dem Beifahrersitz, sie erinnerten Kendra an das Feuerwerk am Samstagabend, als farbenprächtige Blütenkelche am Himmel entstanden und dann in einem Funkenregen vergangen waren.
Sie fuhr zum Pioneer Cemetery, stellte den Wagen ab und nahm die Zinnien an sich, dann öffnete sie die Fenster einen Spaltbreit, damit Daisy genug Luft hatte. Sie folgte der langen Reihe aus Gräbern, bis sie die letzte Ruhestätte ihrer Großmutter erreicht hatte.
Eudora Shepherd stand auf dem schlichten Grabstein, darunter ihr Geburts- und ihr Sterbedatum. Kein Ehemann war nebenan beerdigt, auch kein anderes Familienmitglied.
Ihre Großmutter war ganz
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