Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
letzter Sekunde die Hochzeit abgesagt hatte. Zugegeben, jeder wusste, dass sie und Hutch mal ein Paar gewesen waren, doch das war Jahre her.
Aber … was sollte Parrish sonst von ihr wollen? Ihm gehörte bereits ein beträchtlicher Teil des Countys, also war er wohl nicht auf der Suche nach weiteren Grundstücken oder Anwesen. Sein eigenes Haus war seit Generationen in Familienbesitz, das würde er sicher nicht verkaufen wollen.
Schließlich wurde ihr bewusst, dass sie einfach nur dastand, anstatt etwas zu tun. Hastig erwiderte sie sein Lächeln. „Was kann ich für Sie tun, Mr Parrish?“
„Also“, begann er und legte den Kopf schräg, während er sie angrinste. „Sie könnten damit anfangen, Walker zu mir zu sagen.“
In der Zwischenzeit hatte sich Daisy so auf dem Fußboden platziert, dass sie den Kopf auf Walkers rechten Stiefel legen konnte. Es sah so aus, als wollte er sie nicht mehr gehen lassen, damit er sie für den Rest des Tages hingebungsvoll anschauen konnte.
„Also gut“, sagte Kendra. „Walker.“ Als Nachgedanken ergänzte sie ein wenig erschrocken: „Ich bin Kendra.“
„Ja“, gab er zurück. „Ich weiß, wer Sie sind.“ Er räusperte sich. „Ich bin hergekommen, weil ich Sie nach dem Haus auf der Rodeo Road fragen möchte. Ich habe gehört, dass Sie es verkaufen wollen.“
Kendra nickte und hoffte, dass ihre Verwunderung ihr nicht anzusehen war. Womöglich war es ein voreiliger Schluss gewesen, Walker zu unterstellen, er sei nicht wegen eines Kaufs oder Verkaufs zu ihr gekommen. „Ja“, sagte sie und erinnerte sich mit reichlicher Verspätung an ihre Manieren. Nachdem sie ihm endlich einen Platz angeboten hatte, setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch. „Was möchten Sie denn wissen?“
Daisy hob seufzend den Kopf, als Walker wegging, dann zog sie sich in eine Ecke des Büros zurück und rollte sich zusammen, um ungestört schlafen zu können.
Seinen Hut legte er auf den freien Platz gleich neben seinem Stuhl. Der Hutrand hatte einen interessanten Abdruck in seinen braunen Haaren hinterlassen, und einmal mehr ging es Kendra durch den Kopf, wie verdammt gut er aussah - und wie verdammt wenig das bei ihr irgendeine Reaktion auslöste.
Sie überlegte, was sie über ihn wusste, und stellte fest, dass das so gut wie nichts war. Sie hatte das Gefühl, dass er weder Frau noch Freundin hatte, aber weil das nur der Eindruck war, den sie von ihm hatte, sagte es nichts über die wahren Verhältnisse aus.
War das etwa Wunschdenken von ihrer Seite? Vielleicht ja. Falls er noch Single war, stellte sich die Frage nach dem Grund dafür. Wieso war ein Mann wie Walker Parrish immer noch Single? Ganz offenbar waren die Guten doch noch nicht alle bereits vergeben.
„Ich denke, zuallererst würde ich gern etwas zum Kaufpreis erfahren“, erwiderte Walker, während in seinen Augen ein Funkeln aufblitzte. Hatte er ihr etwa angemerkt, was sie über seinen Familienstand spekuliert hatte? Die Vorstellung ließ sie vor Schreck erstarren.
In normalem Tonfall gelang es ihr dann aber, ihm die astronomisch hohe Summe zu nennen.
Walker zuckte nicht mal mit der Wimper. „Angemessen“, fand er.
Ihre Neugier ließ sich nicht länger bändigen. „Haben Sie vor, nach Parable zu ziehen?“, erkundigte sie sich.
Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Nein, ich frage das für eine Freundin. Sie ist … im Showbusiness tätig, geschieden mit ein paar Kindern, die sie gern in einer Kleinstadt aufziehen will. Sie braucht ein großes Haus, weil sie Platz für ihr eigenes Tonstudio benötigt. Und weil sie von der Band und den Roadies genauso umgeben ist wie vom Dienstpersonal und den Büromitarbeitern, benötigt sie viel … Ellenbogenfreiheit, um es mal so auszudrücken.“
Kendra war fasziniert, als sie das hörte - allerdings auch ein bisschen skeptisch. Es war nicht ungewöhnlich, dass berühmte Leute rings um Parable Land kauften und dort Häuser bauten, die noch größer waren als ihr eigenes, und auf den Grundstücken Landebahnen für ihre Privatjets anlegen ließen. Viele von ihnen richteten nach und nach „Zufluchten“ für irgendwelche exotischen Tierarten ein, die so gar nicht zu den Rindern, Pferden, Schafen und Hühnern passten, die von Normalsterblichen gezüchtet wurden. Im Allgemeinen waren diese Fremden ganz freundlich, und die Einheimischen begegneten ihnen ohne Vorurteile, doch es schien so, dass neu Zugezogene mit der Zeit fast ausnahmslos für Ärger sorgten, mal wegen
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