Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
irgendwelcher Wasserrechte, mal wegen Abschussprämien für Wölfe und Kojoten, womit sie den Zorn der Einheimischen auf sich zogen. Nach einer Weile zogen sie dann einfach weg, um sich ins nächste Abenteuer zu stürzen. Dabei schien es so, als würden sie ihr Leben für einen Film und Parable für eine Kulisse halten, nicht aber als einen real existierenden Ort mit echten Menschen ansehen.
„Irgendjemand, den ich kennen müsste?“, fragte Kendra zögerlich.
Auf einmal wirkte Walkers Miene ein wenig verschlossener. „Der Name wird Ihnen etwas sagen“, antwortete er. „Aber sie hat mich gebeten, ihn vorerst aus dem Spiel zu lassen. Eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass sich die Sache am Ende womöglich zerschlägt.“
Kendra nickte. Sie kannte sich mit diesen Dingen aus. Die meisten Prominenten verhielten sich so, was bei manchen von ihnen schon an Paranoia grenzte. Aber dafür gab es auch gute Gründe, denn sie mussten nicht nur aufdringliche Paparazzi fürchten, sondern auch Stalker, Kidnapper oder noch Schlimmeres. Eine zumindest relative Sicherheit wurde dabei durch Verschwiegenheit gewährleistet, und Kleinstädte wie Parable oder Three Trees konnten diese relative Sicherheit bieten, weil hier jeder jeden kannte und Fremde schnell auffielen.
„Kann ich verstehen“, sagte sie. „Im County finden sich immer ein oder zwei luxuriöse Objekte für jemanden wie Ihre Bekannte …“ Zwei fielen ihr auf Anhieb ein, die beide schon seit einer Weile leer standen. Eines davon hatte einen Swimmingpool im Haus, der groß genug war, um für olympische Wettkämpfe genutzt zu werden. Das andere verfügte über ein Heimkino mit einem Saal für fast hundert Leute. Dass sich der Kaufpreis im oberen siebenstelligen Bereich bewegte, war da kein Wunder, aber sie hatte nicht das Gefühl, dass Walkers anonyme Freundin damit ein Problem haben würde.
Doch Walker schüttelte bereits den Kopf, da er aus der Gegend hier stammte und selbst gut genug wusste, welche Objekte in dieser Größenordnung verfügbar waren und in welchem Zustand sie sich befanden. Außerdem hatte er ja ganz gezielt nach dem Haus an der Rodeo Road gefragt. „Sie will hier in der Stadt wohnen“, sagte er und zog plötzlich ein wenig skeptisch die Brauen zusammen. „Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb Sie Ihr Haus noch nicht besichtigen lassen wollen?“
„Nein, nein“, beteuerte Kendra. „Damit hat das gar nichts zu tun. Wenn Sie wollen, können wir sofort hinfahren. Es ist nur so, dass Leute aus …“ Sie unterbrach sich, da ihr nichts einfallen wollte, wie sie ihre Bedenken diplomatisch rüberbringen konnte.
„… dass Leute aus dem Showbusiness manchmal unberechenbar sind“, führte Walker den Satz für sie zu Ende. Seine Miene war gleich wieder entspannt, und er lächelte verstehend. „Ich kann mich da noch gut an diese Rockband erinnern, die vor Jahren in Three Trees ein Geisterhaus gebaut hatte und bei einer Party die Grange Hall verwüstete. Damals wäre fast auch noch der halbe Wald abgebrannt, weil sie irgendein bescheuertes Ritual durchgeführt hatten. Aber es ist sicher nicht fair, dafür auch jeden anderen büßen zu lassen, nur weil er Gitarre spielen kann und mit seiner Musik seinen Lebensunterhalt verdient, nicht wahr?“
Kendra seufzte und schüttelte bedächtig den Kopf. Walker hatte recht, das wäre wirklich nicht fair. Außerdem hatte er doch etwas davon gesagt, dass diese Freundin ihre Kinder in einer Kleinstadt aufwachsen lassen wollte. Damit hatte sie mindestens eines mit Kendra und mit den meisten ihrer Freundinnen gemeinsam.
So wie in jeder Gemeinde gab es auch in Parable Probleme, aber die Kriminalitätsrate war niedrig. Die Menschen kannten sich hier, und bodenständige Werte waren noch immer wichtig. Man konnte durchaus sagen, dass Parable eine große Familie und das Three Trees so etwas wie ein Cousin war.
In vielen Dingen wetteiferten beide Städte gern miteinander, aber wenn Ärger drohte, standen sie eng Seite an Seite und stellten sich dem Ärger in den Weg.
„Wenn Sie Zeit haben“, wiederholte sie ihr Angebot, „dann zeige ich Ihnen das Haus jetzt gleich.“
„Das wäre gut“, sagte Walker und stand auf. „Als Kind bin ich ein paar Mal dort gewesen, auf Partys und so weiter, aber ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern.“
Kendra erhob sich ebenfalls und griff nach ihrer Handtasche und Daisys Leine. Im nächsten Moment bekam sie einen roten Kopf, da ihr einfiel, wie es in
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