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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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hatte er sein Leben auf diesem Land hier verbracht, und die Erde war längst Teil seines Bluts geworden, sodass er unmöglich wie ein Obdachloser aussehen konnte.
    „Genau genommen nicht“, räumte Opal nachdenklich ein und wurde sehr ernst. „Aber du siehst aus wie ein Mann, der keine Frau hat.“
    Jetzt wurde auch Hutch ernst. Opal hatte nicht viele Worte über die abgesagte Hochzeit verloren, doch er wusste, sie hatte sie längst noch nicht vergessen. Niemand hatte sie bislang vergessen, und so würde es auch noch lange bleiben. Er wünschte, dass sich irgendetwas wirklich Einschneidendes ereignete, damit die Leute sich endlich mit etwas anderem befassten.
    Vielleicht ein Erdbeben.
    Oder der Jüngste Tag.
    Oder wenigstens ein Lottogewinn, der irgendjemanden in Parable um ein paar Millionen reicher machte.
    „Meinst du, eine Frau ist die Antwort auf alle meine Probleme?“, wollte er wissen und legte die Gabel weg.
    „Nicht auf alle, aber auf die meisten“, stellte Opal mit einem schelmischen Grinsen klar. „Ich verrate dir jetzt, was ich damit nicht sagen will, Hutch. Ich will damit nicht sagen, dass du Brylee Parrish hättest heiraten sollen. Eine Ehe ist schon schwierig genug, wenn beide Seiten mit ganzem Herzen dabei sind. Aber wenn ein Partner das nicht ist, dann kann eine solche Ehe nicht funktionieren. Deshalb finde ich, dass es richtig von dir war, die Hochzeit abzusagen. Allerdings hätte es nichts geschadet, diesen Entschluss viel früher zu fassen.“
    Er griff wieder nach der Gabel. „Ich habe versucht, mit Brylee darüber zu reden“, sagte er. Zwar hatte er längst aufgehört, sich vor den meisten Leuten zu rechtfertigen, wenn er darauf angesprochen wurde, aber bei Opal war eine Ausnahme angebracht. „Sie wollte mir einfach nicht zuhören.“
    Sie seufzte. „Ja, sie ist ein sehr starrsinniges Mädchen, ganz so wie ihre Mama. Die Leute haben sehr früh gemerkt, dass eine Parrish sich von niemandem etwas sagen lässt.“
    Hutch aß weiter, weil er einen so großen Hunger verspürte, dass er einfach nicht aufhören wollte. „Gibt es im Umkreis von fünfzig Meilen eigentlich irgendeinen Menschen, dessen Mutter du nicht gekannt hast?“, zog er sie zwischen zwei Bissen auf.
    „Von den neuen Leuten kenne ich nicht viele“, erwiderte sie. „Auch nicht die Verwandten von ihnen. Aber ich kannte deine Mutter, und ich weiß, sie hat ihren Jungen geliebt. Es brach ihr das Herz, als sie erkrankte und ihr klar wurde, dass du bei deinem Daddy aufwachsen musstest.“
    Hutchs Kehle war wie zugeschnürt, was ihm das Schlucken erschwerte. Als seine Mutter an Krebs starb, war er erst zwölf Jahre alt gewesen, doch auch wenn er sehr um sie getrauert hatte, war ihm recht schnell klar geworden, dass sein alter Herr die Ansicht vertrat, man solle die Toten einfach ruhen lassen. John Carmody hatte nur selten von seiner verstorbenen Frau gesprochen, und er hatte Hutch nie dazu ermutigt, das Thema anzusprechen. Doch damit nicht genug: Noch vor der Beisetzung hatte er alles weggeräumt, was im Haus an sie erinnerte.
    Hutch war dem Vorbild seines Vaters gefolgt und hatte die Erinnerung an seine Mutter in den hintersten Winkel seines Verstands verbannt und versucht, nicht darüber nachzudenken, welche Lücke mit ihrem Tod in sein Leben gerissen worden war.
    „Dad war nicht der beste Vater, den man sich wünschen konnte“, äußerte sich Hutch nach einer Weile. „Aber er war auch nicht der schlechteste.“
    Opals sanfte Miene nahm einen härteren Zug an, und sie presste die Lippen zusammen. „John Carmody war einfach nur egoistisch“, erklärte sie voller Überzeugung, als sei das die Feststellung einer allgemeingültigen Tatsache, nicht nur ihr persönliches Urteil. „Solange er bekam, was er haben wollte, war für ihn alles andere unwichtig.“
    Hutch wunderte sich über diese deutliche Aussage aus Opals Mund, auch wenn es gar keinen Grund gab, sich darüber zu wundern. Er kannte kaum einen anderen Menschen, der so unverblümt seine Meinung sagte wie Opal. Bei ihr empfand er das als eine positive Eigenschaft, während andere ihre sogenannte „Ehrlichkeit“ nur als Vorwand benutzten, um Gemeinheiten zu verbreiten.
    Er wollte zu einer Erwiderung ansetzen, musste aber erkennen, dass er gar nicht wusste, was er sagen sollte.
    Opal lächelte ihn an und legte eine Hand auf seinen rechten Unterarm. „Ich habe kein Recht, so etwas zu sagen“, murmelte sie. „Es tut mir leid.“
    „Das muss es nicht“,

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