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Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)

Titel: Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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nicht auffiel. Erst nach einer Weile sah sie ihn an der langen Theke sitzen, zu beiden Seiten umgeben von freien Plätzen, obwohl das Butter Biscuit während der Frühstückszeit immer überlaufen war. Er trug nicht nur einen Verband auf seiner Nase, sie war zudem geschient worden, und er hatte zwei blaue Augen.
    „Ich bringe ihn vor Gericht“, sagte er zu sich selbst, dabei machte er den Eindruck eines Mannes, der soeben im Begriff war, sich selbst in Rage zu reden.
    Die anderen Gäste ignorierten ihn geflissentlich.
    „Achten Sie gar nicht auf Treat“, flüsterte die ältere Kellnerin Kendra zu, als sie mit dem Bestellblock zur Theke kam. „Er redet bloß drauflos, weil er gestern Abend in der Boot Scoot Tavern Brylee Parrish dumm angemacht hat und Walker ihm daraufhin eine gelangt hat.“
    Kendra verzog den Mund, als sie sich diese Szene vorstellte. „Autsch“, murmelte sie.
    „Hat ihm die Nase gebrochen“, ergänzte die Kellnerin das Offensichtliche und hörte sich sehr zufrieden darüber an.
    McQuillan musste ihre Unterhaltung mitbekommen haben, da er sich auf einmal zu ihnen umdrehte und Kendra einen Blick zuwarf, der sie unwillkürlich zusammenzucken ließ.
    „Ja, mach nur weiter, Millie“, fuhr er die Kellnerin an. „Erzähl der ganzen Welt Walkers Version der Geschichte.“
    „Es ist die einzige Version der Geschichte“, konterte Millie unbeeindruckt. „Du hast dich im Boot Scoot zum Affen gemacht, das ist eine Tatsache. Wenn du mich fragst, kannst du noch froh sein, dass Walker dich erwischt hat, bevor Hutch Carmody auf dich losgehen konnte.“
    Dass Hutchs Name in Verbindung mit einer Kneipenschlägerei wegen einer gewissen Brylee Parrish genannt wurde, gefiel Kendra ganz und gar nicht. McQuillans Gesicht lief rot an, und auf einmal galt seine ganze Aufmerksamkeit Kendra. „Sie sollten sich das lieber noch mal gut überlegen, bevor Sie wieder was mit Carmody anfangen“, ließ er sie wissen. „Der Kerl taugt nichts.“
    Kendra brachte keinen Ton heraus, so wütend war sie über McQuillans anmaßende Worte. Für wen hielt der Mann sich, dass er glaubte, er könnte so mit ihr reden?
    „Halt endlich die Klappe, Treat“, fuhr Millie ihn an. „Die Leute hier wollen ihren morgendlichen Kaffee genießen oder in Ruhe frühstücken. Warum willst du sie dabei stören?“
    Gebannte Stille legte sich über das ganze Café, als müsste es jeden Moment eine gewaltige Explosion geben. Hier und da war zu hören, wie Stuhlbeine über den Fußboden rutschten, da vereinzelt männliche Gäste in Lauerstellung gingen, um sofort einschreiten zu können, sollte die Lage plötzlich eskalieren.
    „Dabei wollte ich doch nur Brylee helfen, über ihr gebrochenes Herz hinwegzukommen“, redete McQuillan ungerührt weiter. „Ich wollte mit ihr tanzen und ihr vielleicht einen Drink spendieren.“ Dann deutete er mit dem Zeigefinger auf sein ramponiertes Gesicht. „Und das ist der Dank für meine Bemühungen.“
    In diesem Moment kam Essie, die langjährige Eigentümerin des Butter Biscuit, aus der Küche nach vorn, wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging zielstrebig hinter der Theke entlang, bis sie Treat McQuillan erreicht hatte. Sie blieb stehen und sah ihn an, ihre Augen mit dem dicken Lidstrich, der sie wie Kleopatra aussehen ließ, funkelten den Mann wütend an.
    „Ich habe jetzt endgültig genug von dir, Treat“, sagte sie so laut, dass sie auch noch im hintersten Winkel verstanden wurde. „Entweder du benimmst dich wie jeder andere Gast oder ich rufe Boone an, damit er herkommt und dich nach draußen schleift.“
    McQuillans Gesicht nahm einen noch dunkleren Rotton an. „Dann wirst du schon Slade anrufen müssen“, gab er verbittert zurück. „Er springt heute für Boone ein. Schätze, der alte Slade kann‘s nicht lassen und will noch ein bisschen Sheriff spielen.“
    „Notfalls werde ich den Präsidenten anrufen, wenn‘s nicht anders geht“, konterte Essie. „Und komm mir nicht noch mal so frech, Treat McQuillan. Ich kannte schon deine Mama.“
    Ich kannte schon deine Mama .
    Fast hätte Kendra trotz der unverändert angespannten Situation im Café gegrinst, als sie diesen sehr vertrauten Satz hörte. In Parable waren Freundschaften und Feindschaften eng miteinander verbunden, so wie die Wurzeln der alten Bäume in einem überwucherten Wald, die sich so ineinander verschlungen hatten, dass sie nicht mehr getrennt werden konnten.
    „Ich kannte schon deine Mama“ war eine Äußerung,

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