Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
Boone ein und betrachtete mit finsterer Miene das Chaos, das auf seinem Grundstück herrschte. „Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, Kumpel.“
„Nicht der Rede wert. Dafür hat man schließlich Freunde.“
Boone nickte, einen Moment räusperte er sich. „Und was ist, wenn Griff und Fletch hier ankommen und gleich wieder zurück nach Missoula wollen?“, fragte er leise, damit die anderen Helfer und Opal ihn nicht hören konnten.
„Immer eins nach dem anderen, Boone“, hielt Hutch ihm vor Augen. „Zuerst mal sollten wir dafür sorgen, dass deine Jungs in dem meterhohen Gras nicht verschwinden.“
Mit einem rauen Lachen antwortete er: „Ich habe genügend Bier in den Kühlschrank gestellt.“
„Gute Idee“, meinte Hutch und ging zur Heckklappe seines Trucks, um Schaufeln und elektrische Unkrautschneider von der Ladefläche zu nehmen. „Aber verteil davon nichts, solange Opal noch hier ist, sonst bekommen wir eine lange Predigt über die Gefahren des Alkohols zu hören, und sie nimmt all die Leckereien wieder mit, für die sie die halbe Nacht aufgeblieben ist.“
Boone musste von Herzen lachen. „Sie kann predigen, so viel sie will, solange ich nur eine Portion von ihrem Kartoffelsalat abbekomme“, sagte er und ging zu Opal, um sie zu begrüßen. Sie war soeben ausgestiegen und stand da wie angewurzelt. Aus dem Augenwinkel verfolgte Hutch mit, wie Boone ihr einen schmatzenden Kuss auf die Stirn gab, worauf sie ein wenig errötete und dabei so tat, als schaue sie ihn ermahnend an.
„Es wird auch Zeit, dass du dein Leben in den Griff bekommst, Boone Taylor“, sagte sie. Dann fiel ihr Blick auf die alte Toilettenschüssel, in der Blumen wuchsen, und sie schüttelte entsetzt den Kopf. „Dieses Scheusal“, verkündete sie, „muss sofort verschwinden!“
Sie rief zwei Ranchhelfer zu sich und wies sie an, das störende Objekt zu entfernen. Zwei weitere Männer wurden losgeschickt, um das Essen in Boones vernachlässigten Trailer zu bringen und die Putzmittel zu verteilen.
„Typisch Mann“, murmelte sie. „Wer sonst kommt schon auf die Idee, eine Toilette in seinen Vorgarten zu stellen?“ Fassungslos folgte sie mit Eimern bewaffnet den anderen Männern auf die windschiefe Veranda. „Was ist denn an süßen kleinen Gartenzwergen so verkehrt? Oder an Windrädern, die aussehen wie große Blumen?“
„Redet sie immer so viel mit sich selbst?“, wunderte sich Boone und nahm einen Unkrautschneider von der Ladefläche.
„Ja, auch wenn ich sie nicht allzu oft um mich habe“, bestätigte Hutch und füllte Benzin in den Tank des Rasenmähers. „Aber wenn, dann redet sie gern drauflos.“
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, das Unkraut zu entfernen. Darunter kam noch mehr rostiger Metallschrott zutage, außerdem etliche zerbrochene Flaschen und der Kadaver eines Eichhörnchens, das an Altersschwäche gestorben sein musste, als Montana zum eigenständigen Bundesstaat erhoben wurde.
Von Zeit zu Zeit kam Opal nach draußen auf die Veranda und klopfte ihre Schürze aus. Dann stand sie da, stemmte die Hände in die Hüften und wollte wissen, wie ein halbwegs vernünftiger Mensch in einem solchen Durcheinander leben konnte.
„Sie scheint dich für halbwegs vernünftig zu halten“, sagte Hutch zu Boone, die beide Seite an Seite arbeiteten und Schrott und Unrat auf die Ladeflächen der Trucks warfen, die zwischendurch wegfuhren, um den Müll wegzuschaffen.
„Wer hätte das gedacht“, gab Boone erstaunt zurück. So wie alle anderen war er nass geschwitzt, das T-Shirt klebte auf seiner Haut.
„Und glaubt ja nicht, ich hätte nicht das Bier im Kühlschrank entdeckt!“, rief sie an alle gerichtet, ehe sie murrend in den alten Trailer zurückkehrte, um ihren persönlichen Feldzug gegen Staub und Schmutz und Unordnung fortzusetzen.
„Ein Bier“, stöhnte einer der Helfer mit gespielter Verzweiflung. „Das könnte ich jetzt gut gebrauchen. Am besten gleich zehn Bier!“
Gegen Mittag, als die Sonne hoch am Himmel stand und jedem allmählich der Magen zu knurren begann, kam Opal wieder nach draußen auf die Veranda und verkündete, die Küche sei jetzt endlich sauber genug, um das Essen servieren zu können. Jeder ließ sofort alles stehen und liegen und stürmte den Trailer. Nachdem sie sich der Reihe nach am Spülbecken frisch gemacht hatten, bediente man sich am Büfett, dann nahm sich jeder der Helfer „heimlich“ eine Dose Bier aus dem Kühlschrank - während Opal ganz zufällig wegsah
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