Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
immer gut, selbst wenn es nicht gelang, ein Problem zu lösen.
„Lass uns in ein paar Tagen zu Mittag essen gehen“, schlug Joslyn vor. „Wenn Mom wieder unterwegs nach Santa Fe ist und sich hier alles normalisiert. Vielleicht kann Tara ja auch mitkommen.“
Kendra fühlte sich immer noch wie eine Idiotin, während sie dem Vorschlag zustimmte, sich verabschiedete und auflegte.
Den Morgen verbrachte sie vor ihrem Computer, wobei sie einen großen Bogen um die Website machte, die gegen Hutch Carmody wetterte - obwohl sie dazu das eine oder andere hätte beisteuern können. Außerdem nahm sie ganze zwei telefonische Anfragen entgegen.
Gegen Viertel vor elf wurde sie auf einmal so rastlos, dass sie das Telefon im Büro auf ihr Handy umleitete, den Laden abschloss und rausfuhr zu Taras Hühnerfarm, um Daisy abzuholen und nach Hause zu fahren. Madison war noch für ein paar Stunden in der Tagesstätte, deren Vorschulprogramm ihr von Tag zu Tag besser gefiel. Da wollte Kendra nicht stören, auch wenn sie sie gern früher abgeholt hätte.
Tara hielt sich vor dem Haus auf, als Kendra in die holprige Zufahrt einbog. Sie trug einen roten Overall und hielt eine Schaufel in der Hand. Daisy und Lucy tollten ungestüm umher und spielten Nachlaufen und Fangen.
„Sag nichts“, rief Tara ihr zu und grinste spitzbübisch, als sie auf den Volvo zuging. „Du bist hergekommen, um mir dabei zu helfen, die Hühnerställe sauber zu machen. Ach, du bist doch eine wahre Freundin, Kendra Shepherd.“
„Das könnte dir so passen“, gab Kendra lachend zurück. Es war schön, mal für eine Weile weder an Hutch Carmody noch an Sex zu denken. Beides waren natürlich zwei völlig verschiedene Themen, dennoch war es ihr seit dem Telefonat mit Joslyn nicht mehr möglich gewesen, die beiden Dinge voneinander zu trennen.
„Und was bitte willst du dann hier?“, fragte Tara mit gespielter Enttäuschung.
„Kann ich nicht mal eine Freundin besuchen?“, gab Kendra zurück, machte die Tür auf und stieg aus, wobei sie sofort im Morast stand. Hätte sie doch bloß Gummistiefel angezogen, bevor sich auf den Weg hierher gemacht hatte!
Nicht, dass sie überhaupt ein Paar Gummistiefel besessen hätte …
Tara musste lachen, als sie Kendras vorsichtige Schritte bemerkte. Sie deutete auf einen Weg durch den Morast, der nicht ganz so aufgeweicht war, dann lehnte sie die Schaufel gegen den Hühnerstall und folgte Kendra in das alte Farmhaus, mit dessen Renovierung sie im letzten Jahr begonnen hatte.
Diese Frau war die Widersprüchlichkeit in Person, fand Kendra. Gesicht und Körper gehörten eindeutig zu einem Model, aber den versteckte sie in albernen Overalls.
Sie setzten sich auf der Veranda hin, da das Wetter schön war und die Hunde so ausgelassen spielten, dass es eine Schande gewesen wäre, sie dabei zu stören.
Tara deutete mit einer Kopfbewegung auf das angrenzende Grundstück, das Boone Taylor gehörte. „Endlich macht er da drüben mal sauber“, sagte sie in einem Tonfall, der sich in Kendras Ohren sonderbar nachdenklich anhörte. „Möchte nur wissen, warum.“
9. KAPITEL
Als Hutch am Morgen bei Boone vorfuhr, rückte er mit einem halben Dutzend seiner Ranchhelfer an, mit einem Truck mit hydraulischer Seilwinde, um schwere Lasten zu heben, und mit einem Berg an Werkzeugen für jeden nur erdenklichen Zweck. Opal folgte dem Trupp in ihrem riesigen Kombi, vollgepackt mit Eimern Kartoffelsalat und gebratenen Hähnchenteilen, dazu selbst gebackene Biskuits.
Boone stand mit nacktem Oberkörper in seinem überwucherten Garten, griff aber sofort nach seinem T-Shirt, das er über eine Schubkarre gelegt hatte, und zog es an, da nun eine Dame anwesend war.
Hutch musste grinsen, als er das sah, und rangierte seinen Truck zu einem Stapel alter Reifen, dann stieg er aus. Sofort kam Boone zu ihm und begrüßte ihn, während sein Blick über die Armee aus Helfern schweifte, die angetreten war, um bei ihm für Ordnung zu sorgen.
„Wenn, musst du aber auch immer gleich angeben, wie?“, kommentierte Boone.
„Entweder fahr alle Geschütze auf, oder bleib lieber gleich zu Hause“, gab er humorvoll zurück. „Du kennst doch mein Motto.“
„Ja, zusammen mit ‚Mach Ärger, wo immer du kannst‘ und ‚Geh zum Rodeo, bis dir alle Zähne ausgeschlagen worden sind‘, wie?“, zog Boone ihn auf.
„Gibt es ein Gesetz, das es mir verbietet, mehr als ein Motto zu haben?“, gab Hutch augenzwinkernd zurück.
„Vermutlich nicht“, räumte
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