Der Berg der Sehnsucht: Big Sky Mountain (German Edition)
dir nicht einfach eine Frau greifen und glauben, dir wird schon keiner was tun.“
„Harley, halt die Klappe“, sagte Boone, der die Stimme sofort erkannt hatte. Während er redete, ließ er McQuillan nicht aus den Augen, dessen blutverschmiertes Gesicht vor Wut verzerrt war.
Hutch musste Harley recht geben. Es musste zu Ärger führen, wenn man eine Frau gegen ihren Willen zum Tanzen zwang, und hier, von Cowboys umgeben, war so etwas fast schon ein selbstmörderisches Unterfangen.
Dennoch stellte er sich links von Boone hin, immer noch auf Abstand zu ihm, aber schon nahe genug, um sofort einzuspringen, wenn es doch noch Ärger geben sollte.
Boone bemerkte ihn und sah ihn von der Seite an. „Steckst du auch mit drin?“, fragte er.
Hutch verschränkte die Arme vor der Brust und wippte leicht auf den Hacken vor und zurück. „Also bitte, Boone. Die Frage kommt ja einer regelrechten Beleidigung gleich. Ich war bloß hier im Raum, das ist alles.“
Zwar blieb Boones Gesichtsausdruck skeptisch, aber nicht mehr ganz so sehr. Seufzend wandte er sich an seinen Deputy: „Jetzt komm schon, Treat. Ich fahre dich zum Krankenhaus, du lässt dich untersuchen, danach bringe ich dich nach Hause. In deiner Verfassung wirst du selbst heute Abend keinen Meter mehr fahren.“
Treat war unverändert aufgebracht. „Lieber gehe ich zu Fuß“, reagierte er abweisend. Boone war zwar sein Boss, aber er war auch der Mann, der McQuillan bei der Wahl zum Sheriff deutlich geschlagen hatte, und über diese Enttäuschung war der Mann noch immer nicht hinweg. McQuillan hatte von Kindheit an Sheriff werden wollen, auch wenn er für diesen Posten gar nicht geeignet war.
„Wie du meinst, Treat“, erwiderte Boone. „Aber dein Wagen bleibt bis morgen früh da stehen, wo er geparkt ist.“
„Sobald morgen früh das Gericht öffnet, werde ich Walker Parrish anzeigen“, beharrte der andere Mann und ging in Richtung Ausgang. Die Schaulustigen verloren das Interesse, die Gruppe löste sich komplett auf, die Männer widmeten sich wieder ihren Billardpartien und ihrem Bier.
Boone wandte sich an Hutch. „Was ist hier vorgefallen?“
Auch wenn der Zwischenfall längst Geschichte war, hatte er Hutch dennoch berührt. Er liebte Brylee Parrish zwar nicht, aber er konnte nicht tatenlos zusehen, wenn ein betrunkener Mistkerl eine Frau zu etwas zu drängen versuchte, was sie gar nicht wollte.
Als Hutch ihm den Vorfall schilderte, ließ er die Tatsache aus, dass er selbst McQuillan hatte außer Gefecht setzen wollen. Stattdessen beschränkte er sich darauf, ihm zu erzählen, dass Walker sich eingemischt und den Deputy mit einem Schlag zu Boden geschickt hatte.
„Wunderbar“, sagte Boone und schnaubte leise. „Das ist einfach wunderbar. Wenn McQuillan bis morgen früh nicht zur Vernunft kommt, was aus meiner Erfahrung nicht geschehen wird, dann erwartet Walker eine Anklage wegen Körperverletzung.“
„Komm schon“, protestierte Hutch. „Ich habe dir doch gerade erzählt, was passiert ist. McQuillan hat sich das Ganze selbst eingebrockt.“
Boone ging in Richtung Ausgang, Hutch folgte ihm, da er von der Bar so wie von allem anderen genug hatte. „Es war Walkers gutes Recht, seine Schwester zu beschützen“, entgegnete der Sheriff über seine Schulter. „Aber er ist dabei zu weit gegangen. Er ist über einen Kopf größer als McQuillan, und ganz gleich, wie ich über den alten Treat denke, ist er immer noch ein Polizist. Ihm einen Fausthieb ins Gesicht zu verpassen mag noch so verlockend sein, das muss ich selbst zugeben, aber das Gesetz sieht so was strenger, als wenn er beispielsweise dich zu Boden geschickt hätte.“
Sie hatten den Parkplatz erreicht, die Lichter an Boones Streifenwagen waren noch eingeschaltet und tauchten die Umgebung in einen Wirbel aus blauem, weißem und rotem Licht.
„Das kann er ja gerne mal versuchen“, meinte Hutch gereizt. War sogar sein bester Freund der Meinung, dass er nichts weiter als ein Schwätzer war, nur weil er die Hochzeit im letzten Moment abgesagt hatte?
Boone macht die Wagentür auf, beugte sich nach drinnen und schaltete die Lichter ab, was Hutch als Erleichterung empfand, da er davon allmählich Kopfschmerzen bekam. „Fahr nach Hause, Hutch“, sagte er dann. „Ich habe im Augenblick mit Treat McQuillan genug am Hals, ich kann nicht für noch jemanden das Kindermädchen spielen.“
„Ich verstoße nicht gegen irgendwelche Gesetze“, stellte Hutch klar und ärgerte sich darüber,
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